Musik US-Band River Whyless verbindet Zorn mit Zartheit
Berlin (dpa) - Einen politisch engagierten PR-Text über die Zustände in den USA haben River Whyless geschrieben, um auf die Dringlichkeit ihres dritten Albums hinzuweisen. Auch wenn die Musik des Quartetts aus North Carolina dann gar nicht wirklich wütend klingt, sondern nach sehr hübschem Indiepop.
"Kindness, A Rebel" (Roll Call/The Orchards) sei "kein Album, das dir unsere politischen Ansichten in den Rachen schieben will. Aber es ist kompromisslos dabei, den Mächtigen gegenüber für die Wahrheit einzutreten", heißt es also im selbstverfassten Text. Und weiter: "Das Album möchte beleuchten, was unter und hinter der Kluft zwischen den Menschen liegt. (...) Wenn Politik nur noch gemacht wird, um zu "gewinnen", wird Gewalt unausweichlich. Denn Gewalt ist einfach."
Die im Albumtitel steckende Güte sei hingegen komplizierter, meinen Halli Anderson, Alex McWalters, Ryan O'Keefe und Daniel Shearin alias River Whyless. "Wir haben der Güte ein Album gewidmet." Nimm das, Trump!
Auch der vorab mit einem Video ausgekoppelte Song "Born In The Right Country" stellt gute Fragen - über die Bedeutung der Herkunft. "In welche von George Orwells "Klassen" wurdest du geboren? Welche Hautfarbe hast du? An welchen Gott glaubst du?". Es ist River Whyless also bitterernst mit der politischen Ausrichtung ihrer neuen Platte, die auf das ebenfalls schon sehr hörenswerte Album "We All The Light" von 2016 folgt.
Musikalisch folgt das talentierte, in Deutschland noch gänzlich unbekannte Quartett einem Pfad, der durchaus dahin führen könnte, dass möglichst viele Menschen seinen Botschaften zuhören. Es ist ein zugänglicher, dabei keineswegs banaler Pop zwischen Nada Surf, Belle & Sebastian, Fleet Foxes und Vampire Weekend, mit gelegentlichen Afro- und Irish-Folk-Einsprengseln (etwa die Fiddle in "New Beliefs" oder "The Feeling Of Freedom").
Auch reduzierte Balladen können River Whyless: In "War Is Kind" (natürlich ist das sarkastisch gemeint) hört man kaum mehr als Akustikklampfe, eine Geige und schönen männlich-weiblichen Harmoniegesang. Überhaupt haben die vier für "Kindness... einige feine, zarte Melodien ersonnen, so dass sie aus der Anonymität der US-Indie-Szene bald heraustreten sollten. Zumal sie ja nicht nur über schwere politische Themen singen, sondern auch mal über "Another Shitty Party". Sehr sympathische Band!
Konzerte im November: 20.11. Dortmund; 21.11. Berlin; 22.11. Jena; 23.11. Wien (Festival); 26.11. Heidelberg