Autorin spricht übers Älterwerden Ildikó von Kürthy: "Man sollte nicht alles glauben"
Der neue Roman von Ildikó von Kürthy heißt "Es wird Zeit". Die 51-Jährige spricht ganz offen über Ängste, Möglichkeiten und das Alter.
Die Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy wird eigenen Worten zufolge mit dem Alter immer zufriedener, aber auch kritischer. "Mit dem Älterwerden empfinde ich Menschen, die sich jedem Gefühl unreflektiert hingeben, zunehmend als unangenehm", sagte die Schriftstellerin dem "Der Spiegel". "Man sollte nicht alles glauben, was man fühlt und denkt. Ein bisschen mehr Selbstkontrolle wäre oft angebracht."
Gefühle seien keine unveränderlichen Merkmale, denen man hilflos ausgeliefert sei. "Es geht darum, das rechte Maß zu finden, es geht um sinnvolles Mitleid, um angemessenen Zorn; auch darum, unnötiges Selbstmitleid und biestigen Zynismus zu vermeiden. Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Verhaltensspielraum, den es zu vergrößern gilt."
Kurz nach ihrem 50. Geburtstag sei es ihr gar nicht gut gegangen, bekannte von Kürthy, die am 20. Januar 52 wird. "Ich hatte die Zahl unterschätzt. 50, das klingt nach der Mitte des Lebens - in Wirklichkeit sind statistisch gesehen schon fast zwei Drittel des Lebens vorbei. Kein ganz angenehmer Gedanke."
"Nicht automatisch weise"
Man könne dann panisch versuchen, das Alter aufzuhalten und mehr Selbstoptimierung betreiben, sagte von Kürthy. Oder man entwickle eine souveräne Haltung und sehe die positiven Seiten des voranschreitenden Lebens. "Ich will keine verbiesterte Alte werden. Aber man wird nicht automatisch weise, man muss sich zur Ordnung rufen."
Wenn ihr die Waage ein ungemütliches Gewicht anzeige, wisse sie, dass sie das in absehbarer Zeit wieder verändern werde. "Eine derartige Ruhe lag mir früher fern. Der Vorteil am Älterwerden ist, dass man zum Profi seines eigenen Lebens wird: in der Ehe, im Beruf, im Straßenverkehr, in der Gesundheitspflege."
- Nachrichtenagentur dpa