Literatur Immer noch hochaktuell: "Main Street" von Sinclair Lewis
Berlin (dpa) - Die amerikanische Gesellschaft ist in vieler Hinsicht gespalten. Das gegenseitige Unverständnis von Stadt- und Landbevölkerung gehört seit vielen Jahrzehnten dazu und hatte einen wesentlichen Anteil am Wahlsieg des "Anti-Establishment-Kandidaten" Donald Trump.
Einen unverstellten Blick auf dieses Thema lieferte der Schriftsteller Sinclair Lewis bereits vor hundert Jahren in seinem Roman "Main Street", der nun in einer neuen deutschen Übersetzung veröffentlicht wurde. Im Mittelpunkt des Romans steht die junge Carol, die ihrem Mann in eine Kleinstadt in der Provinz folgt. Der Ort besteht aus wenig mehr als der Main Street, der Hauptstraße, die dem Roman seinen Titel gab und zum geflügelten Wort für Engstirnigkeit und Provinzialität wurde.
So sehr sich die gebildete Carol auch bemüht, das kulturelle Leben des Ortes zu erweitern und das Leben der Menschen angenehmer zu machen, so gelingt es ihr nicht, das Misstrauen der Menschen gegen sie als Außenseiterin zu überwinden. Als Sinclair Lewis im Jahre 1930 als erster Amerikaner mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, stellten die Juroren ganz besonders "Main Street" als herausragendes Beispiel für moderne amerikanische Literatur heraus.
- Sinclair Lewis: Main Street. Neu übersetzt von Christa F. Seibicke. Manesse Verlag, München, 1000 Seiten, 28,00 Euro, ISBN 978-3-7175-2454-0.