Literatur Das geliebte Haustier im Kochtopf - Eine Frage der Ethik?
München (dpa) - Es war und ist eine Frage der Einstellung: Für manch einen muss das Steak anonym sein, damit man es genießen kann. Wer so empfindet, verdrängt die Tatsache, dass das Stück Fleisch mal ein Lebewesen war und für den menschlichen Verzehr dran glauben musste.
Andere kümmert das weniger und lieben den Ochsen vom Spieß oder gar ein Spanferkel. Dramatisch aber wird es, wenn man das Schwein selbst aufgezogen hat, um es später zu schlachten und zu verzehren. Das ist vermutlich nicht jedermanns Sache.
Die Engländerin Jacqueline Yallop hat mit ihrem Ehemann Ed zumindest den Plan: Obst und Gemüse selbst anbauen, Hühner halten und Ferkel großziehen - alles für den Eigenbedarf. Gesagt, getan. Die beiden ziehen nach Südfrankreich und setzen ihr Vorhaben in die Tat um. Bewusst verzichten sie darauf, ihren beiden Ferkeln einen Namen zu geben, um die Bindung nicht zu stark werden zu lassen. Doch allein deren unterschiedliche Größe trägt den Viechern die Titel "Big Pig" und "Little Pig" ein. Und sie erobern die Herzen ihrer Zieh-Eltern.
Als die Zeit reif ist, aus dem großen und dem kleinen Schwein Schnitzel oder Leberwurst zu machen, gibt es bei den Yallops eine große innere Barrikade. Wie sie sich entscheiden, ist nachzulesen in dem erzählenden Sachbuch "Big Pig, Little Pig" von Jacqueline Yallop. Darin geht es neben besagter Problematik auch um die Ethik der Tierhaltung und die Frage, ob man heute überhaupt noch Fleisch essen sollte.
- Jacqueline Yallop: Big Pig, Little Pig, Blanvalet Verlag München, 352 Seiten, 16,00 Euro, ISBN 978-3-7645-0649-0.