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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Idris Elba und sein Regiedebüt "Yardie" "Ich habe meinen Vater verloren. Das Trauma ist unvorstellbar"
Mit dem Kriminalfilm "Yardie" gibt Idris Elba sein Regiedebüt. Im Interview mit t-online.de berichtet der Schauspieler und Filmemacher über schmerzhafte Parallelen zu seinem Leben.
Leicht verschlafen wirkend tritt Idris Elba aus dem Fahrstuhl, die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Es war ein früher Flug von London nach Berlin. Im Interview zeigt sich der 45-Jährige, der als Schauspieler Bekanntheit erlangte, trotzdem gesprächig.
Darum geht es in "Yardie"
"Yardie" handelt von D, der im Alter von 13 Jahren in seiner Heimat Jamaika mit ansehen musste, wie zuerst seine jüngere Schwester und anschließend sein älterer Bruder aufgrund eines Streites zwischen zwei verfeindeten Gangs erschossen wurden. Zehn Jahre später, im Jahr 1983, wird er von einem Gangoberhaupt als Drogenkurier nach London geschickt. In der Metropole trifft er seine Freundin Yvonne und die gemeinsame Tochter Vanessa wieder. Doch die Freude über die Familienzusammenkunft wird getrübt von den hasserfüllten Rachegedanken, die D noch immer gegen den Mörder seines Bruders hegt.
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Idris Elbas erstes Werk als Regisseur ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von Autor Victor Headley aus dem Jahr 1992. Der Film besticht durch intensive Farben und mitreißende Musikszenen, erschrickt aber auch mit Brutalität. Im Interview verrät Idris Elba, warum er sich genau diese Story für sein Regiedebüt ausgesucht hat: "Die Geschichte hat einen Bezug zu mir – dadurch, wo sie spielt, wer der Protagonist ist. Ich habe das Buch gelesen, als ich jünger war. D war direkt ein Charakter, zu dem ich einen Bezug hatte." Als junger Schauspieler habe er bei einer möglichen Verfilmung gerne die Rolle des D übernehmen wollen. "Nun, als Regisseur, fühlte es sich einfach wie eine Story an, die ich kontrollieren kann."
"Es ist heftig, so etwas zu porträtieren"
Zwischen Idris Elba und seinem Protagonisten gibt es mehrere Gemeinsamkeiten. Eine schafft aber eine besonders tiefe Verbindung – beide haben sie viel zu früh geliebte Menschen verloren: "Ich habe meinen Vater verloren. Das Trauma, das man da davonträgt, ist unvorstellbar, auch darüber nachzudenken", erzählt er über seinen Vater Winston, der 2013 mit 72 Jahren kurz nach seiner Lungenkrebsdiagnose starb. "Es ist wirklich heftig, so etwas zu porträtieren, ohne furchtbar sentimental zu werden. Aber Traumata hinterlassen Überreste und haben Nebeneffekte. Mein Charakter hat genau das, deshalb kann ich mich mit diesem Handlungsstrang einfach identifizieren."
Auch sehr intensiv ist Idris Elbas Bezug zu Jamaika, wo Teile des Films spielen. "Jamaika ist der Ort, wo die Sklaven [im 17. und 18. Jahrhundert, Anm. d. Red] typischerweise landeten. Sie kamen aus Ghana, wo ich her komme, oder aus Sierra Leone. Immer wenn ich nach Jamaika komme, fühle ich mich aus unterschiedlichen Gründen sehr verbunden. Die Leute sind freundlich und ehrlich und sie haben eine prächtige Kultur."
Liebeserklärung an Berlin
"Yardie" wird im Panorama-Programm der diesjährigen Berlinale gezeigt. Für Idris Elba eine besondere Ehre: "Es eine große Sache für mich, dass einer meiner Filme – mein erster Film genau genommen – hier im Rampenlicht steht." Zu Berlin habe er schon seit vielen Jahren eine tolle Beziehung, wie er im t-online.de-Interview erklärt: "An einem Silvesterabend in den späten Achtzigerjahren kam ich hierher. Und ich habe mich in die Stadt verliebt. Ich liebe die Menschen. Die Leute in Deutschland sind sehr weltoffen und saugen unterschiedliche Kulturen toll auf."