Oscar-Gewinner "Moonlight": bedrückt, berührt, verzaubert
Oscar-Gewinner "Moonlight" erzählt die packende Geschichte eines homosexuellen Schwarzen, der in einem sozial benachteiligten Viertel Miamis aufwächst. Fernab bekannter Gangsterklischees wendet sich Regisseur Barry Jenkins existenziellen Fragen zu - und schafft ein Meisterstück, das in Hollywood seinesgleichen sucht.
Nicht "La La Land", nein, "Moonlight" ist der Beste Film 2017. Das Fünf-Millionen-Dollar-Drama hat den klaren Favoriten der Oscar-Verleihung geschlagen. Und wird nicht nur für den Eklat bei der Preisverleihung im Gedächtnis bleiben.
Aufwachsen in Liberty City
"Moonlight" ist die Geschichte eines homosexuellen, schwarzen Jungen, der auf der Suche nach sich selbst ist. In drei Etappen begleitet der Film das Heranwachsen des jungen Chiron im schwarzen Viertel "Liberty City" vor den Toren Miamis.
Zu Anfang, mit sechs Jahren, wird Chiron "Little" genannt und von seinen Mitschülern als Schwuchtel beschimpft, obwohl er nicht weiß, was das ist. Alleingelassen von seiner drogensüchtigen Mutter findet Little einen Vaterersatz in Juan (prämiert als bester Nebendarsteller: Mahershala Ali), der Heroin und Crack verkauft und ihm beibringt, im Meer nicht unterzugehen.
Juan ist bereits tot als aus Little der 16-jährige Chiron geworden ist, der jetzt seinen richtigen Namen verwendet und sich zu seinem Freund Kevin hingezogen fühlt. Eine bittere Enttäuschung prägt seinen Charakter für immer.
Kevin ist es auch der ihm den Namen "Black" gibt, den dann der 26-jährige, erwachsene Chiron voller Stolz trägt. Ein Drogendealer, mit gestähltem, unverletzlichem Körper - wie sein Ziehvater.
Alles andere als ein Gangsterfilm
"Moonlight" spielt jedoch fernab bekannter Gangsterklischees. Gekonnt inszeniert der erst 37 Jahre alte Jenkins seinen Film in ruhigen Cinemascope-Bildern, die er von Violinen und Celli, statt harter Rap-Musik, begleiten lässt. Der Film handelt nicht von Bandenkriegen, sondern von der Selbstfindung des jungen Chiron, der wegen seiner Hautfarbe und seiner Sexualität doppelter Ausgrenzung gegenübersteht. Gewalt und Drogen sind zwar immer präsent, doch nie im Fokus, wenn die Protagonisten in starken Dialogen nach ihrem Platz in der Welt suchen.
"Who is you?" ("Wer bist du?"), fragt Kevin den erwachsenen Chiron, der immernoch voll sichtbarer Zweifel ist. "Ich hab' lange versucht, das zu vergessen.", antwortet dieser. Den Zuschauern wird Chirons Geschichte im Gedächtnis bleiben.
Regisseur Barry Jenkins dreht jetzt für Amazon
Kaum hat er den Oscar für den besten Film des Jahres gewonnen, verfilmt Barry Jenkins den preisgekrönten Roman von Colson über die Flucht einer jungen Sklavin: "The Underground Railroad." Der Roman hat sich mehr als 825.000 Mal verkauft und wurde mit dem National Book Award ausgezeichnet, einem renommierten Literaturpreise in den USA. Es thematisiert die Flucht der jungen Sklavin Cora von einer Plantage im Bundesstaat Georgia im 18. Jahrhundert, die mithilfe eines inoffiziellen Schmuggelprogramms, dem sogenannten Untergrund-Bahnsystems, in die Freiheit zu fliehen versucht.
Jenkins wird das Drehbuch selber schreiben und zudem Regie führen. Die Serie wurde von der Plattform Amazon erworben mit einer bislang unbekannten Anzahl an Folgen. Wann die Serie zu sehen sein wird und wer die Schauspieler sein werden, ist noch nicht bekannt.