Filmkritik "Don't Breathe" Perfekt inszenierter Nervenkitzel
Die Versuchsanordnung von "Don't Breathe" ist einfach: Ein Trio junger Diebe verschafft sich Zugang zum Haus eines Blinden. Der ist allerdings das Gegenteil von harmlos und weiß die ihm verbliebenen Sinne perfekt einzusetzen. Jetzt heißt es: Nicht atmen (engl. "Don't Breathe"), oder dein letztes Stündlein hat geschlagen.
Mit der "ausgeliehenen" Ausrüstung seines Vaters, der Alarmanlagen vertreibt, klaut sich Alex (Dylan Minnette) mit seinen Freunden Rocky (Jane Levy) und Money (Daniel Zovatto) durch die Häuser der Reichen von Detroit. Schließlich soll der letzte große Coup folgen: Ein blinder Vietnamveteran (Stephen Lang) hortet angebliche mehrere 100.000 Dollar in seiner Bruchbude in einem verlassenen Wohnviertel.
Der Grund: Die Tochter des Blinden wurde überfahren. Die junge Täterin konnte dem Gefängnis entgehen, musste dafür dem trauernden Vater eine stattliche Summe zahlen. Allerdings hat der das Geld niemals angerührt. Das Diebes-Trio glaubt an leichte Beute, doch das erweist sich als tödlicher Trugschluss. Denn der Blinde kommt ihnen auf die Schliche, verrammelt die Ausgänge und hat nicht vor, die Einbrecher ungeschoren entkommen zu lassen.
In seinem Spielfilmdebüt von 2013, dem gleichnamigen Remake des Horrorklassikers "Evil Dead", hatte Regisseur Fede Alvarez gekonnt auf Splatter und Dämonenspuk gesetzt. "Don't Breathe" kommt ohne Übernatürliches und wesentlich unblutiger daher, was der Spannung aber keinesfalls schadet. Ganz im Gegenteil.
Der blinde Antagonist ist eine großartige Idee
Der blinde Antagonist erweist sich als großartige Idee. Kampferfahren und bewaffnet verlässt er sich auf sein sensibles Gehör. Für die panischen Einbrecher beutet dies, möglichst keinen Laut von sich zu geben. Dies führt immer wieder zu nervenzerreißenden Suspense-Momenten, wenn der Blinde andächtig lauschend plötzlich direkt vor der Nase seiner potenziellen Opfer auftaucht, ein gewähltes Versteck sondiert oder seine Pistole nach Geräusch ausrichtet.
Alvarez schafft es außerdem, seinem auf das Wesentlichste reduzierten Setting immer wieder neue Aspekte abzugewinnen. Mal verlegt er das Geschehen in den Keller, in dem der Blinde für völlige Finsternis sorgt, mal in einen Belüftungsschacht, in dem es ein Rendezvous mit dem Bluthund des Hausbesitzers gibt. So vermeidet er in den knapp 90 Minuten Laufzeit Wiederholungen und sorgt - auch dank der ein oder anderen verblüffenden Wendung - durchgehend für Spannung.
Großaufnahmen zeigen die Panik in den Gesichtern
Lob gebührt auch Kameramann Pedro Luque. Niemals hektisch ist seine Kamera dennoch viel in Bewegung, dreht sich ins Blickfeld der Protagonisten oder zoomt durch die Flure. Großaufnahmen zeigen die Panik in den Gesichtern und viele Bildausschnitte verdecken mehr als sie zeigen, und lassen das Unvorhergesehene umso plötzlicher hereinbrechen.
Den jungen Darstellern nimmt man ihre Angst ab, und Stephen Lang, der sich in die aufgepumpte Form seiner "Avatar"-Rolle gebracht hat, reichert furchteinflößende Entschlossenheit mit verletzlichen, gebrochenen Momenten an.
Fazit: Fede Alvarez erfindet das Rad nicht neu, setzt seinen Horror-Thriller aber nahezu perfekt in Szene. So sind knapp 90 Minuten purer Nervenkitzel entstanden, auch wenn man auf allzu große Überraschungen verzichten muss.
Kinostart: 9. September 2016