Schauspieler kaum wiederzuerkennen Erkennen Sie diesen verlebten Knacki?
Hätten Sie ihn erkannt? Gefährlich, verlebt, aufgepumpt, böse: Harms ist ein echt schwerer Junge, die tätowierte Knastträne spricht Bände. Dabei kennen wir diesen Schauspieler - einer der meistbeschäftigten in Deutschland - sonst aus Komödien als smarten, gutaussehenden Typen. Was hat den Womanizer so verwandelt?
Es ist Heiner Lauterbach, der hier einen Ex-Knacki in dem blutigen, brutalen und zugleich melancholischen Gangster-Drama "Harms" spielt. Der Schauspieler will damit das Genre in Deutschland etablieren, weil es im deutschen Film fehlt.
Ein Filmexperiment mit kommunistischem Geist
Nach rund 50 Filmen - die meisten davon eher nette Komödien - wurde jetzt der Pioniergeist des 61-Jährigen geweckt, und der aller Mitwirkender, ob Fahrer, Regisseur oder Schauspieler. Es wurde ein Experiment mit einem leicht kommunistischen Touch.
Lauterbach und Regisseur Nicki Müllerschön versuchten nämlich erst gar nicht, Gelder für ihr Projekt aufzutreiben, sondern bauten auf die Einsatz- und Risikobereitschaft ihrer Mitstreiter, die zuerst einmal - unabhängig von ihrer Aufgabe - 1000 Euro pro Woche bekamen. Mehr gibt es erst, wenn der Film Geld einspielt.
"Es ist ja kein Geheimnis, dass Filme in Deutschland nur gefördert werden, wenn sie eine gewisse Kunstform bedienen oder wenn es sich um eine neue, erfolgversprechende Feel-Good-Komödie handelt", sagt Lauterbach im Interview. "Das Gangster-Genre tut sich da schwer."
Gangsterfilme gibt es in Deutschland nicht
Zur Vorbereitung hatten Regisseur und Mit-Produzent Müllerschön und Lauterbach kaum Anschauungsmaterial. "Wir wollten uns in Fotobuchläden Bücher über deutsche Gangster kaufen, um den Look des Films zu bestimmen, aber die gab es nicht", sagt Lauterbach, der ein großer Fan der Filme von Jean-Pierre Melville oder Martin Scorsese ist. "Die hatten Bücher über französische Gangster, amerikanische, italienische, puertorikanische - nur keine deutschen. Schon komisch. Schließlich werden hier genau so viele Banken überfallen wie in anderen Ländern."
Eine wirkliche Gangsterfilm-Kultur gebe es in Deutschland nicht. "So entstand bei uns das Gefühl, dass in Deutschland diese Subkultur, dieser Unterbauch der Gesellschaft, negiert und ignoriert wird." Das Genre Gangsterfilm sei als Spiegel einer gesellschaftlichen Moral etwas in Vergessenheit geraten. "Vielleicht erzählen wir hierzulande, wie im 'Tatort', die Geschichten nun mal lieber aus Sicht der Polizei", sagt Lauterbach.
Knast-Atmosphäre kennt Lauterbach privat
Knast-Atmosphäre dagegen musste Lauterbach zur Vorbereitung der Dreharbeiten nicht erst kennenlernen, Gefängnisluft hatte er schon privat geschnuppert.
Jahrelang galt er aufgrund seiner Partyexzesse als Enfant Terrible der Branche, heute lebt er mit seiner Frau und zwei Kindern am Starnberger See. Alkohol und Zigaretten hat er abgeschworen. Dafür geht er fünfmal in der Woche joggen und isst viel Salat.
Sein markantes Gesicht und seine einprägsame Stimme kennt man aus Kinofilmen, TV-Produktionen und aus Synchronisationen für Richard Gere, Kevin Costner oder John Malkovic.
Der Durchbruch kam mit "Männer"
Der Durchbruch kam 1985 mit Doris Dörries Erfolgskomödie "Männer", für die Heiner Lauterbach den Bundesfilmpreis gewann. Es folgten TV-Serien wie "Eurocops", "Faust" und TV-Filme wie "Das Mädchen Rosemarie" und "Opernball".
Im Kino spielte er in der Erich-Kästner-Verfilmung "Das doppelte Lottchen" oder Sönke Wortmanns "Das Superweib". Für die Rolle des Filmproduzenten Oskar Reiter in Helmut Dietls Gesellschaftssatire "Rossini" erhielt der Schauspieler 1997 den Bayerischen Filmpreis.
Außerdem war Heiner Lauterbach in den TV-Mehrteilern wie "Der Verleger“, in der Rolle des Axel Springers, und in den Dieter-Wedel-Produktionen "Der Schattenmann" und "Affäre Semmeling" zu sehen. In den letzten Jahren drehte er Kinofilme wie "Zweiohrküken", "Vatertage", "Schlussmacher" oder "Stalingrad".