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Moritz Bleibtreu im Interview: "Wir tragen böse Dämonen in uns"


Interview zu "STEREO"
Moritz Bleibtreu: "Wir tragen alle böse Dämonen in uns"

t-online, Sabine Gültekin

Aktualisiert am 01.05.2014Lesedauer: 4 Min.
Moritz Bleibtreu spricht über seine Rolle in dem surrealen Psycho-Thriller "STEREO".Vergrößern des Bildes
Moritz Bleibtreu spricht über seine Rolle in dem surrealen Psycho-Thriller "STEREO". (Quelle: Wild Bunch Germany)

Schauspiel-Schwergewicht Moritz Bleibtreu ist endlich mal wieder in einem abgründigen Psycho-Thriller zu sehen: In "STEREO" schickt er seinen Filmpartner Jürgen Vogel auf eine düstere, beängstigende und mit Leichen gepflasterte Reise in die Vergangenheit. Im Interview mit T-Online.de verriet der 42-Jährige, wie es ihm gefallen hat, zur Abwechslung mal den Bösen zu spielen und wer beim Dreh des actionreichen Spektakels k.o. gegangen ist. Außerdem erfahren wir, dass er nicht erpicht darauf ist, mit seinem fünfjährigen Sohn gemeinsam vor der Kamera zu stehen.

T-Online.de: In "STEREO" kommen Sie ganz schön finster und bedrohlich rüber. Hat es Spaß gemacht, so einen unheimlichen und zunächst bösen Typen zu spielen?

Moritz Bleibtreu: Ja, ganz sicher. Es ist insgesamt eine ganz tolle Geschichte, die sich sehr viel traut. Ein Genre, das ich sehr mag. Ein Thriller, der es in Deutschland eh' schwer hat. Und ich hatte ganz, tolle Partner. Ob eine Figur dann im Einzelnen sozusagen der Böse ist oder auf der guten Seite steht, ist eigentlich unwichtig. Es geht für einen selbst sowieso immer darum, dass man einen Zugang zu der Figur findet. Aber insgesamt hat es auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht.

"STEREO" ist stellenweise ganz schön brutal, es gibt viele Action-Szenen und es fließt reichlich Blut. Hat sich bei den Dreharbeiten auch jemand weh getan oder gab es Set-Unfälle?

Bei mir nicht, aber bei Jürgen haben einige Leute ein paar blaue Flecken davon getragen. Rainer, einer der Stuntmänner, ein langjähriger Freund und Trainingspartner von Jürgen, der am Ende einen der Bösen spielt, die in das Haus meiner Figur reinkommen, ist einmal k.o. gegangen. Die sind zu dicht aneinander geraten, und dann hat Jürgen ihn umgehauen. Und auch in den ganzen Kampfszenen am Schluss hat es einige blaue Flecken gegeben. Aber mit denen hatte ich ja zum Glück nichts zu tun.

Die Szene, die Sie erwähnen gehört zu den eindringlichsten Szenen im Film, weil eine ganze Familie ausgelöscht wird. Spielen Sie solche Szenen jetzt, wo Sie selber Vater sind anders als noch vor ein paar Jahren?

Nein. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Da ändert sich nichts in der Wahrnehmung.

Im Film wechseln die Charaktere sehr plötzlich von gut in böse und umgekehrt. Glauben Sie, dass das auch im wirklichen Leben passieren könnte?

Selbstverständlich. Es ist alles eine große Dualität. Ohne Böse gibt es kein Gut. Ohne Hell kein Dunkel und ohne Schmerz kein Wohlempfinden. Insofern schlummern all diese Abgründe und all diese Kräfte – in positiver wie in negativer Hinsicht – immer in uns allen. Die Frage ist halt: Wie gehen wir damit um, wie durchlässig sind wir oder wie dünnhäutig sind wir? Wie gefestigt sind wir in unserem Charakter, um mit den Engeln und Dämonen gut umzugehen? Aber in uns tragen tun wir die alle.

"STEREO" ist visuell ein Knaller, mit cooler Filmmusik und ungewöhnlicher Story. Warum gibt es das so selten aus Deutschland: coole und besondere Thriller? Die Skandinavier haben das irgendwie besser drauf. Hier werden ständig nur Komödien gedreht.

Das ist eine sehr umfangreiche Frage. Das hat sehr viele Gründe. Schwer, sie in diesem Rahmen zu beantworten. Wenn du dir das internationale Kino mal anguckst, ist es sowieso so, dass es nur zwei Genres gibt, die wirklich erfolgreich sind. Das eine ist die Komödie, und das andere ist das große Action-Spektakel. Das große Action-Spektakel können wir in Deutschland nicht machen, weil wir das Geld nicht haben. Bleibt noch die Komödie. Insofern ist das nicht so wahnsinnig ungewöhnlich, und das ist auch auf der ganzen Welt so. Das ist die oberflächlichste und einfachste Erklärung. Es spielen aber sicher auch noch andere Parameter mit rein.

In "STEREO" spielt auch ein Kind mit. Die kleine Helena Schönfelder spielt Jürgen Vogels Ziehtochter. Obwohl sie noch so klein ist, spielt sie ihre Rolle sehr überzeugend. Würden Sie gern – so wie das in Til Schweigers Filmen häufiger passiert – mit Ihrem Sohn einmal zusammen in einem Film spielen? (Moritz Bleibtreus Sohn ist fünf Jahre alt, Anm. d. Red.)

Jetzt ist er mit Sicherheit noch viel zu klein für so etwas. Grundsätzlich bin ich keiner, der das forciert in irgendeiner Art. Wenn bei ihm aber jemals die Lust an der Schauspielerei entsteht, muss man gucken, wie man damit umgeht. Aber jetzt ist das noch kein Thema.

Petra Schmidt-Schaller, die Jürgen Vogels Freundin spielt, ist ja – noch recht frisch – "Tatort"-Kommissarin an der Seite von Wotan Wilke-Möhring im Großraum Hamburg. Hätten Sie Lust darauf, einen "Tatort"-Kommissar zu spielen?

Es gibt so viele tolle neue Filme, die gedreht werden. Nein, da habe ich kein Interesse dran.

Welcher Ihrer Filme bedeutet Ihnen persönlich am meisten?

Die bedeuten mir alle gleich viel. Das kann ich nicht sagen. Wenn man sich dazu entschließt, einen Film zu machen, tritt man ja nicht an, weil man einen mittelmäßigen oder schlechten Film machen will, sondern, weil man einen möglichst guten Film machen will. Und egal, wie er dann wird, hat man ja trotzdem seine ganze Liebe und seinen ganzen Ehrgeiz da reingesteckt, und insofern kann man dann nicht den einen besser als den anderen finden. Zumindest geht mir das so. Auch die Missratenen hab ich alle sehr lieb, und die sind alle ein Stück meines Lebens.

Das Interview führte Sabine Gültekin.

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