Kino "Prometheus" - Ridley Scotts fulminante Rückkehr zum "Alien"-Horror
Ridley Scott kehrt zurück zu seinen Anfängen als Hollywood-Cineast. 1979 gelang ihm mit dem ersten "Alien"-Kinowerk der Durchbruch als Regisseur, nun erzählt er in "Prometheus" von der Geburt der Monster. Was nach purem Kommerz klingt, ist großes Kino.
Manche Filmstoffe faszinieren Regisseure ein Leben lang. Steven Spielberg wurde in den 80ern mit "Indiana Jones" endgültig zum Blockbuster-Regisseur - ein Vierteljahrhundert später brachte er den Abenteurer wieder auf die Leinwand. George Lucas schöpfte bei "Star Wars" über Jahre hinweg aus dem Vollen, Peter Jackson bei "Herr der Ringe". Dass alte Kinothemen im neuen Gewand kommerziell erfolgreich und zugleich künstlerisch anspruchsvoll sein können, beweist nun auch Kino-Altmeister Ridley Scott mit dem Science-Fiction-Film "Prometheus - Dunkle Zeichen", der 33 Jahre nach "Alien" die Vorgeschichte zum Weltraum-Horror erzählt. Ein fulminanter Trip durch das Grauen der Galaxis und die Untiefen der Psyche.
Noomi Rapace tritt die Nachfolge von Sigourney Weaver an
Hollywood-Newcomerin Noomi Rapace - bekannt durch die schwedische Verfilmung von Stieg Larssons "Millennium"-Trilogie - übernimmt die Hauptrolle von Sigourney Weaver, die mit den düsteren "Alien"-Filmen zur Genre-Ikone wurde. Rapace spielt in "Prometheus" eine Wissenschaftlerin, die aus vorzeitlichen Inschriften in irdischen Höhlen eine Karte zum Ursprung der Menschheit zu erkennen glaubt. Danach fährt sie auf einem Raumschiff durch die Galaxis, um auf einem fernen Planeten dem Schöpfer der Menschen zu begegnen.
Gelungene Gradwanderung zwischen Genrefilm und Anspruch
Was nach aufgesetztem Pathos in einem simplen Horrorgemetzel klingt, ist tatsächlich eine gelungene Gratwanderung zwischen Genrefilm und anspruchsvollerem Kino mit eindrucksvollen Bildern. Lange Kamerafahrten zeigen zu Beginn wie in "2001: Odyssee im Weltraum" ein Raumschiff, auf dem offenbar nur ein einsamer Mensch lebt. Später entpuppt er sich als Android, der die schlafende menschliche Crew versorgt. Michael Fassbender ("Inglourious Basterds") mimt einen modernen Sklaven der Menschheit, der seine programmierten Fesseln ablegen will. So wie die Menschen - darunter Charlize Theron - die Distanz zu ihrem göttlichen Schöpfer überwinden wollen, will der Android die Abhängigkeit zu seinen menschlichen Machern beenden. Beide werden sie scheitern.
Eindrucksvoller Horrortrip
Scott lässt sich wie in seinem "Alien"-Film von 1979 Zeit, bis das Gemetzel durch die außerirdischen Wesen beginnt. Actionfans dürften wohl etwas ungeduldig werden, wenn die Kamera langsam durch das Raumschiff oder über die schroffen Weiten des fremden Planeten gleitet. Es sind eindrucksvolle Bilder, die Scott von diesem Horrortrip zum angeblichen Ursprung des Lebens entwirft. Die 3D-Version hingegen enttäuscht. Außer etwas Atemlosigkeit in einem Sandsturm bietet sie kaum visuellen Mehrwert.
Das Raumschiff trägt den symbolischen Namen Prometheus - wie die Gottheit aus der antiken Sagenwelt, die die ersten Menschen aus Ton formte. Prometheus wurde später elendig an einen Felsen gekettet, wo er in ständiger Pein lebte. Auch die Prometheus-Weltallexpedition steuert in fataler Selbstüberschätzung ihrem blutigen Ende entgegen. Dabei hält Regie-Altmeister Scott Konventionen des Alien-Genres ein, ohne dass sein Film kreativarm wird. Menschen irren durch dunkle Gänge, das Grauen im Nacken. Totgeglaubte leben länger. Und: Wo gute Absicht ist, lauert stets das Böse.
Kinostart: 9. August 2012