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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hollywoodpaar ganz verliebt in Cannes Harrison Ford und seine Frau Calista ziehen die Blicke auf sich
Eigentlich stand Harrison Ford in Cannes mit seinem letzten Einsatz als Indiana Jones im Mittelpunkt. Doch bei der Weltpremiere des fünften Films hatte der Hollywoodstar nur Augen für seine Frau.
Schon als das Paar auf dem roten Teppich lange für die Fotografen posierte, suchte Harrison Ford spürbar die Nähe seiner Frau Calista Flockhart. Als sie dann die Stufen zum Festivalpalast emporgestiegen waren, nutzten die beiden hinter den Eingangstüren einen Moment, in dem sie von Fans und Kameras unbeobachtet waren, und küssten sich. Auch in den Kinosaal liefen sie Hand in Hand, wo Ford und das Team des neuesten "Indiana Jones"-Films mit Standing Ovation gefeiert wurden.
Dort ging die Premiere für den Hollywoodstar emotional weiter: Zuerst zeigte das Festival Szenen aus Fords Filmen und verlieh ihm dann überraschend eine Goldene Ehrenpalme für sein Lebenswerk. Sichtlich gerührt kam der 80-Jährige auf die Bühne. "Man sagt ja, dass man kurz vor dem Tod noch einmal sein Leben vorbeiziehen sieht – und ich habe gerade mein Leben vor meinen Augen vorbeiflackern sehen." Allerdings sei das nicht sein ganzes Leben gewesen. "Mein Leben war nur möglich dank meiner liebevollen Frau, die meine Leidenschaft und meine Träume unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar."
Dann aber ging es los mit dem Film, der bei den Festspielen in Cannes mit besonders großer Spannung erwartet worden war und für dessen Premiere einige Fans mit unverkennbaren Hüten zum roten Teppich gekommen waren: "Indiana Jones und das Rad des Schicksals", der fünfte Teil der Abenteuerfilmreihe. Schon der Auftakt begann bombastisch und in typischer Indiana-Jones-Manier: Indy (Ford) wird von Nazis gefasst, kann ihnen aber entkommen und liefert sich mit ihnen eine wilde Verfolgungsjagd.
Zweiter Weltkrieg? Genau, auch dieser Film springt zurück in der Zeit und lässt den wohl berühmtesten Archäologen der Filmwelt wieder einmal gegen Nazis kämpfen. Dieses Mal gibt Mads Mikkelsen seinen Gegenspieler, einen fiesen Deutschen, der seine eignen Interessen verfolgt und Indy den ganzen Film über an den Fersen bleiben wird.
Harrison Ford wurde jünger gemacht
Spannend ist der Auftakt aber nicht nur wegen der handfest inszenierten Action auf Motorrädern und einem fahrenden Zug durch die Nacht. Nein, Harrison Ford wurde für die Sequenzen auch optisch deutlich verjüngt – was überraschenderweise ziemlich gut funktioniert. Tatsächlich sieht er genauso aus, wie man ihn aus den ersten "Indiana Jones"-Filmen kennt.
Die Verjüngung ist für die Geschichte notwendig, springt "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" anschließend doch ein paar Jahrzehnte nach vorne: Indy ist alt geworden und will in Rente gehen, als seine Patentochter (Phoebe Waller-Bridge) auftaucht und seine Hilfe braucht. Über zweieinhalb Stunden geht es nach Nordafrika und Sizilien, zum Tiefseetauchen ins Meer und für waghalsige Stunts ins Flugzeug.
"Ich liebe diesen Charakter"
Dass Harrison Ford längst selbst im Rentenalter angekommen ist, ist dem Film kaum anzumerken. Wer genau hinschaut, merkt vielleicht, dass der Senior nicht mehr so kraftvoll klettert und herumrennt wie einst. Der erfahrene Actionstar, der in den Siebzigern als draufgängerischer Han Solo in den "Star Wars"-Filmen seinen internationalen Durchbruch feierte, macht insgesamt aber eine erstaunlich gute Figur, was wiederum deutlich zum Spaßfaktor beiträgt.
"Ich liebe diese Arbeit und ich liebe diesen Charakter", erzählte Ford bei der Pressekonferenz am Freitag. Allerdings wird dies sein letzter Auftritt als Indiana Jones sein. "Ich wollte deswegen einen guten Abschluss sehen."
Welchen Einfluss Ford und die legendären "Indiana Jones"-Filme auf Kinofans weltweit hatten, wurde auch in Cannes deutlich. "Noch bevor ich Schauspieler werden wollte, wollte ich Indiana Jones werden", erzählte der Däne Mads Mikkelsen bei der Pressekonferenz. Jeder liebe diesen Mann. "Jeder will sein wie er, mit allen Schwächen und Fehlern."
"Das ist eine große Herausforderung"
Auch Regisseur James Mangold ist selbst seit langer Zeit ein Fan, wie er gestand. Er habe den ersten Indy-Film als Jugendlicher gesehen. "Das ist einer der Gründe, warum ich Filme machen wollte", erinnerte er sich. Es sei irreal, nun mit seinen Helden von einst zusammenarbeiten zu können. Als man ihn gefragt habe, ob er die Regie übernehmen wolle, habe er dennoch gezögert. "Das ist eine große Herausforderung, so viele Menschen haben hohe Erwartungen."
Tatsächlich kam Mangold ("Logan – The Wolverine") erst spät zu dem Projekt dazu – nach einer Reihe von Rückschlägen. Immerhin stand schon 2016 fest, dass es eine weitere Fortsetzung mit Ford geben sollte. Dann aber hakte es so lange mit dem Drehbuch, dass es mehrfach umgeschrieben und die Dreharbeiten verschoben werden mussten. Als es schließlich doch losgehen sollte, sprang Steven Spielberg im letzten Moment als Regisseur ab. Er wolle Platz machen für die jüngere Generation, erklärte der Regisseur der vorherigen Indy-Filme. James Mangold übernahm, konnte wegen der Corona-Pandemie aber erst im Sommer 2021 drehen. Da war Harrison Ford schon 79.
Angesichts dieser Rückschläge war das Filmteam nach der Premiere in Cannes sicher erleichtert und hatte genug Gründe zum Feiern. Am späten Donnerstagsabend lud es daher zu einer Party an den Carlton-Beach ein. Dort gab es Macarons mit dem Indiana-Jones-Aufdruck sowie arabisch angehauchtes Fingerfood. Beliebtestes Fotoobjekt aber war ein Tuk Tuk, mit dem Indy im Film durch die engen Gassen von Tanger in Marokko gerast war. Einer der Stars hatte dafür allerdings zwischenzeitlich nicht den Kopf frei: Bei der Party lief Mads Mikkelsen dann unruhig umher – er suchte seine Frau.
- eigene Beobachtungen
- Filmfestspiele in Cannes