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Berlinale: Sex, Rauch und Emotionen – von Boris Becker bis Steven Spielberg


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Überraschende Berlinale-Highlights
Sex, Rauch und Emotionen

Von Aliki Rettig aus Berlin

25.02.2023Lesedauer: 5 Min.
Anne Hathaway: Die Schauspielerin zog im transparenten Kleid die Blicke auf sich.Vergrößern des Bildes
Anne Hathaway: Die Schauspielerin zog im transparenten Kleid die Blicke auf sich. (Quelle: Sebastian Reuter/Getty Images)
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Deutschlands größte Filmfestspiele sind zurück – und wie. Sie haben internationale Stars, wenig Stoff und dafür umso mehr aufsehenerregende Geschichte zu bieten.

Anne Hathaway lief im fast durchsichtigen Hauch von Nichts über den roten Teppich, und auch Matt Damon schaute für einen Blitzbesuch vorbei: Bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin ließen sich in den letzten Tagen viele Stars blicken. Doch was waren darüber hinaus die Höhepunkte der diesjährigen Berlinale?

Boris Becker zurück im Rampenlicht

Gerade noch saß er in England im Knast, nun ließ sich Boris Becker in Berlin feiern – gemeinsam mit seiner deutlich jüngeren Lebensgefährtin Lilian de Carvalho Monteiro. Er kam im Smoking, sie im schwarzen Abendkleid mit langer Schleppe und offenen Haaren. Es war ihr erster gemeinsamer Auftritt auf dem roten Teppich und den genoss das Paar sichtlich. Es schien, als wollten die beiden sich gar nicht loslassen, posierten eng umschlungen und sichtlich verliebt für die Fotografen.

Der Anlass für die öffentliche Liebesbekundung? Das war die Premiere der Dokumentation "Boom! Boom! The World vs. Boris Becker", in der Regisseur Alex Gibney im ersten Teil auf die sportlichen Erfolge des Tennisspielers schaut. "Wenn ich mein Leben sehe, denke ich, das könnte ein Film sein", sagte Becker und meint damit sicherlich den steilen Aufstieg als Jugendlicher und den harten Fall, der ihn zuletzt wegen Insolvenzverschleppung in England ins Gefängnis brachte.

All seine Affären und privaten Ausrutscher aber, auf die sich die Klatschpresse seit Jahren stürzt, waren im Film und in Berlin kein Thema. Ob das in Teil zwei der Doku anders sein wird? Die war jedenfalls noch nicht zu sehen.

Quarzen, bis der Arzt kommt

Rauchen ist wieder in. Zumindest in vielen Berlinale-Filmen. Egal, ob Ronald Zehrfeld, Sean Penn, Vicky Krieps, Helen Mirren oder noch so einige andere: Sie alle quarzten, was das Zeug hielt. Der deutsche Schauspieler Zehrfeld als Max Frisch paffte Pfeife, während Krieps, die neben ihm in "Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste" die Schriftstellerin Bachmann spielte, den ganzen Film über genüsslich an Zigaretten zog.

Bei Sean Penn wiederum ging fast nichts ohne seine E-Zigarette. Die war in beinahe jeder Szene der Doku "Superpower" über den Ukraine-Krieg zu sehen. Selbst als der Oscar-Preisträger an der Front im Schützengraben stand, steckte das seltsam hell-orangefarbene Exemplar in seiner Hand.

Helen Mirren aber stellte sie alle in den Schatten. In "Golda" verkörpert sie die israelische Premierministerin Golda Meir, die ihr Land 1973 im Jom-Kippur-Krieg führt – immer mit einer Zigarette im Mund oder zwischen den längst verfärbten Fingern. Die 77-jährige Oscar-Preisträgerin Mirren manövriert dauerhaft durch den blauen Dunst.

Als Meir steckt sie sich mit einer Zigarette die nächste an, immer wieder rücken mit Zigaretten überquellende Aschenbecher ins Bild. "Sie erschweren mir meinen Job wirklich", stöhnt ein Arzt, der die an Krebs erkrankte Politikerin behandelt. Doch sie ignoriert ihn und zündet sich stattdessen sogar im Behandlungszimmer noch eine Zigarette an.

Sean Penns Ukraine-Appell

Eigentlich wollte Sean Penn nur einen Film über Wolodymyr Selenskyj drehen. Immerhin war der auch mal Schauspieler, so wie Penn, wurde dann aber Präsident der Ukraine. Doch als Sean Penn und sein Co-Regisseur Aaron Kaufman im Februar 2022 in Kiew sind, greift Wladimir Putins Armee das Land an. Plötzlich sind Einschüsse zu hören, Explosionen erschüttern die Hauptstadt. Wenige Stunden später führt Penn das erste Interview mit Selenskyj und hat danach nur noch eine Mission: dem Präsidenten und seinem Land helfen.

Er habe sich in das Land und die Menschen verliebt, sagte Penn bei der Berlinale, wo die Dokumentation "Superpower" Weltpremiere feierte. Deswegen ist für den 62-Jährigen auch klar, dass schnell mehr Waffen in die Ukraine geliefert werden müssen. Nur das werde den Menschen dort helfen: "Sie werden gewinnen", war er sich sicher. "Die Frage ist nur, zu welchem Preis."

Spielbergs große Ehrung am Todestag seiner Mutter

Seinetwegen haben viele von uns Angst davor, im offenen Meer zu schwimmen. Steven Spielberg aber, der genau diese Furcht mit dem Film "Der weiße Hai" in unseren Köpfen einzementierte, hat selbst viel mehr Angst vor Bären, wie er bei der Berlinale gestand – ausgerechnet mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk in der Hand.

"Ich werde gleich weinen", sagte der 76-Jährige noch, bevor ihm die Tränen übers Gesicht liefen. Tatsächlich wurde es ein sehr emotionaler Abend: Schon zur Begrüßung im Berlinale-Palast gab es minutenlange Standing Ovations, dann hielt U2-Sänger Bono eine Laudatio auf den "Meister-Geschichtenerzähler", der auch Werke wie "E.T. – Der Außerirdische", "Indiana Jones" und "Schindlers Liste" drehte. Spielberg wiederum dankte seiner Frau Kate Capshaw für die fast 40-jährige, gemeinsame Zeit – da hatte auch sie plötzlich feuchte Augen und schickte ihm von ihrem Platz aus Küsse auf die Bühne.

Für Spielberg war dieser Tag aber auch aus einem anderen Grund wichtig: Genau vor sechs Jahren war seine Mutter gestorben. "Sie hat das Leben jeden Tag gefeiert", erinnerte er sich.


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Ich will noch mit 106 Jahren Filme drehen.


Steven Spielberg


Passenderweise setzt er ihr mit seinem neuesten Film ein Denkmal, erzählt der autobiografisch inspirierte "The Fabelmans" doch von seiner Jugend und wie er mit Hilfe seiner Mutter die Liebe fürs Kino und Filmdrehen entdeckte. Ans Aufhören denkt Spielberg übrigens noch nicht. "Ich habe noch was vor", sagte er in Berlin. "Ich will noch mit 106 Jahren Filme drehen."

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Sexuell aufgeladener deutscher Beitrag

Schon bei ihrer ersten Begegnung ist das Knistern zu spüren. Maria lebt zwar mit ihrem Freund Johannes bei dessen Familie, irgendwo auf dem einsamen Land in Thüringen. Doch dann fängt die Schülerin eine Affäre mit Henner an, dem viel älteren Mann vom Nachbarhof. Immer und immer wieder haben sie Sex, harten Sex, bei dem Henner die junge Maria so aufs Bett, ins Kissen oder auf den Küchentisch drückt, dass sie blaue Flecken bekommt – und sich doch von ihm angezogen fühlt.

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Lange nicht mehr war die Atmosphäre in einem deutschen Film so erotisch aufgeladen wie nun in dem Wettbewerbsbeitrag "Irgendwann werden wir uns alles erzählen". Zugleich erzählt er von einer Zeit des Umbruchs: Die Mauer ist vor wenigen Monaten gefallen, bald steht die Wiedervereinigung an.

Es ist beeindruckend, wie genau und gleichzeitig ruhig Regisseurin Emily Atef das Geschehen beobachtet und mit sonnendurchfluteten Bildern dieses heißen Sommers einfängt. Vor allem aber sind Marlene Burow und Felix Kramer eine Entdeckung. Ihr Spiel wirkt wunderbar natürlich und von Hemmungen befreit. Ob es bei der Preisverleihung am Samstagabend dafür von der Jury unter Kristen Stewart eine Auszeichnung gibt?

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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