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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Oscarpreisträger im Interview Tom Hanks: "Mein Leben ist pures Chaos"
In seinem neuen Film präsentiert sich Tom Hanks von einer ungewohnten Seite. Warum er auch privat nichts von Vorhersehbarkeit hält, hat er t-online verraten.
Er gilt als Liebling der Nation, wird in Umfragen immer wieder zum "nettesten Typen Hollywoods" gewählt und bekam vom US-Magazin "Esquire" den Titel "America's Dad" verpasst. Diesen Ruf hat Tom Hanks nicht nur seiner Bodenständigkeit zu verdanken, die ihm trotz des riesigen Erfolgs geblieben ist. Im April feiert er 35 Jahre skandalfreie Ehe mit Rita Wilson, er sammelt Schreibmaschinen und ist dafür bekannt, spontan auf Hochzeiten seiner Fans aufzutauchen.
Auch seine Rollen haben einen großen Teil zum Image des 66-Jährigen beigetragen. Manchmal naiv-kindlich, hoffnungslos optimistisch, gutmütig, warmherzig und stets auf einer Heldenreise aus scheinbar aussichtslosen Situationen. Für die Verkörperung eines HIV-infizierten, homosexuellen Anwalts in "Philadelphia" und der legendären Titelfigur in "Forrest Gump" bekam Hanks 1994 und 1995 jeweils den Oscar als bester Hauptdarsteller.
Tom Hanks als mürrischer Nachbar
Doch erst jetzt, spät in seiner fast 50 Jahre andauernden Karriere, zeigt sich der Schauspieler von einer ganz anderen Seite. In seinem neuen Film "Ein Mann namens Otto", der aktuell in den deutschen Kinos zu sehen ist, spielt Hanks einen prinzipientreuen Griesgram. Schlecht gelaunt dreht er Tag für Tag seine Runden, maßregelt seine Nachbarn und macht ihnen das Leben schwer. Alles andere als ein Sympathieträger.
Die Verwandlung von "Mr. Nice Guy" zum mürrischen Meckerer mit stets runtergezogenen Mundwinkeln war für Hanks eine Herausforderung. "Es war sehr speziell", erklärt der Oscarpreisträger im Gespräch mit t-online. Das mache es für ihn aber gerade spannend, denn "einen Film zu drehen bedeutet, in fremde Kleidung zu schlüpfen und an einem Ort zu leben, der nicht das eigene Zuhause ist. Die Unterschiede zu verwischen, sodass es niemand mehr erkennen kann, darauf kommt es an".
"Ich würde mich wie im Gefängnis fühlen"
Mit der Filmfigur verbinde ihn aber tatsächlich wenig. Routinen und Richtlinien – nichts für Tom Hanks. "Mein Leben ist pures Chaos", gibt er lachend zu. Und das sei genau nach seinem Geschmack. "Ich mag es, von einem unvorhersehbaren Moment zum nächsten zu stolpern. Immer in Bewegung, immer auf Veränderung aus."
Zwar bewundere er Menschen, die strikten Strukturen folgen, doch "wenn ich etwas hätte, das ich absolut jeden Tag tun müsste, würde ich mich wie im Gefängnis fühlen. Jede Art von ständiger Vorhersehbarkeit erdrückt mich", stellt Hanks klar und betont: "Es sind doch die Zufälle, die das Leben spannend machen."
Ein Zufall ist es auch, der den "Mann namens Otto" zu einer überraschenden Wandlung bewegt. Gerade als er seinem Leben ein Ende setzen will, zieht gegenüber die quirlige Mexikanerin Marisol (gespielt von Mariana Treviño) samt Mann und Kindern ein. Mit charmanter Hartnäckigkeit lockt sie ihren Nachbarn immer mehr aus seiner selbst auferlegten Isolation – und zeigt dem Kinopublikum, dass ein Blick hinter die Fassade manchmal alles verändern kann.
- Interview mit Tom Hanks