Film "The Disaster Artist": James Franco glänzt in schräger Rolle
Los Angeles (dpa) - "The Room" kann man sich eigentlich getrost sparen. Das Melodrama um eine Dreiecksgeschichte von Filmemacher Tommy Wiseau ging wegen schlimmer Drehbuchfehler, unsäglicher Dialoge und dilettantischer Schauspielerei als einer der schlechtesten Film aller Zeiten in die Kinogeschichte ein.
Gerade mal zwei Wochen wurde das Werk beim Filmstart 2003 in zwei Kinos in Los Angeles gezeigt - und spielte weniger als 2000 Dollar ein. Dabei hatte der exzentrische Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller Wiseau aus eigener Tasche mehr als sechs Millionen Dollar in das Leinwandfiasko gesteckt.
Doch am Ende ist der Film für etwas gut - als Vorlage für die brillante Tragikomödie "The Disaster Artist". Hollywoods Multitalent James Franco schildert darin die Entstehungsgeschichte von "The Room", als Produzent, Regisseur und - mit langer, schwarz gefärbter Mähne - auch in der Hauptrolle als Tommy Wiseau. Mit näselnder Stimme, einem undefinierbaren Akzent und großer Gestik verwandelt er sich in den schrägen, leidenschaftlichen Macher, der auf künstlerischer Linie völlig versagte - ein "Disaster Artist" im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch Franco haut seinen Doppelgänger nicht in die Pfanne. Vielmehr ist es eine Hommage an Menschen, die große Träume haben, daran verbissen festhalten und wahre Freundschaft suchen. Das ist mal zum Lachen, mal zum Heulen. Die Gratwanderung gelingt Franco so gut, dass er Anfang Januar bei der Golden-Globe-Gala zum besten Komödien-Darsteller gekürt wurde.
Der echte Tommy Wiseau lief mit auf die Bühne, wurde dort aber von Franco gebremst, als er selbst zum Mikrofon greifen wollte. Wiseau gibt immer noch Rätsel auf: Wo kommt der Mann mit dem seltsamen Akzent her? Wie beschaffte er sich das Geld für "The Room"? Hält er sich selbst für einen begnadeten Künstler?
"The Disaster Artist" beginnt 1998 in einem Schauspielworkshop in San Francisco. Dort will Wiseau die Lehrerin (Melanie Griffith) mit dramatischen Gefühlsausbrüchen von seiner Schauspielkunst überzeugen. Nur der schüchterne Schönling Greg Sestero ist von dem großspurigen Mitschüler beeindruckt. Zusammen machen sie sich auf den Weg nach Los Angeles, der Beginn einer fragilen Freundschaft.
James Francos jüngerer Brüder Dave spielt Sestero, der in Hollywood nicht richtig zum Zug kommt. Auch Wiseau blitzt überall ab und wählt den Alleingang. Er schreibt sein eigenes Drehbuch, kauft teure Kameras und schustert eine Crew zusammen. Nur zögerlich übernimmt Sestero die Hauptrolle in Wiseaus "The Room".
Schon nach wenigen Drehtagen ist klar, das dieser Shoot im Chaos enden muss. Wiseau bringt jeden zur Verzweiflung. Er vergisst die einfachsten Sätze, streckt bei Liebesszenen den nackten Po in die Kamera, staucht die Crew zusammen und lässt jede Kritik abblitzen. Der Komiker Seth Rogen glänzt als Drehleiter am Set, der auch bei den absurdesten Szenen die Ruhe bewahrt, Alison Brie spielt Sesteros frustrierte Freundin. In kleinen Nebenrollen sind Zac Efron, Bryan Cranston, Sharon Stone, Josh Hutcherson und Jacki Weaver zu sehen.
Weder Wiseau noch Sestero hatten nach "The Room" in Hollywood Erfolg. Mit seinen 2013 geschriebenen Memoiren über den Disaster-Dreh kam der jetzt 39-jährige Sestero allerdings bei den Kritikern gut an. Das Buch wurde zur Vorlage für das erste gemeinsame Spielfilmprojekt der Franco-Brüder. Auch Wiseau dürfte von dem Erfolg von "The Disaster Artist" profitieren. Ähnlich wie die "Rocky Horror Picture Show" ist "The Room" für eine kleine Fangemeinde längst zum Hit im Mitternachtskino geworden. Francos geniale Darstellung bringt Wiseau nun einem größeren Publikum nahe.
The Disaster Artist, USA 2017, 104 Min., FSK ab 12, von James Franco, mit James Franco, Dave Franco, Seth Rogen, Alison Brie