Krieg in Europa Was Putin der kulturellen Welt antut
Russland ist in die Ukraine einmarschiert, es herrscht Krieg. Die Situation hat bereits einschneidende Veränderungen zur Folge – auch auf kultureller Ebene.
Der 66. Eurovision Song Contest findet 2022 im italienischen Turin statt – doch dieses Mal ohne einen russischen Vertreter. Das gaben die Verantwortlichen der Europäische Rundfunkunion vor einigen Tagen bekannt. Klar ist: Das bleibt nicht die einzige Einbuße in der kulturellen Welt aufgrund des Krieges in Europa.
Jüngst hat die US-Band Green Day angekündigt, nicht wie geplant in Moskau aufzutreten. Im Royal Opera House in London wird in diesem Sommer nicht das weltberühmte Moskauer Bolschoitheater gastieren. Viele Prominente stellen sich öffentlich auf die Seite der Ukraine. Bei den SAG Awards, die am Sonntag in den USA stattfanden, solidarisierten sich viele Stargäste mit dem europäischen Land.
Kulturelle Folgen auch in Deutschland spürbar
Der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko, verurteilte die Invasion Russlands in die Ukraine mit scharfen Worten. "Der heimtückische und völkerrechtswidrige Angriff Putins auf die Ukraine ist ein Messer in den Rücken der ganzen friedlichen Welt", sagte der aus dem russischen Omsk stammende Petrenko in einer Mitteilung. "Es ist auch ein Angriff auf die Kunst, die bekanntlich über alle Grenzen hinaus verbindet."
Unter Druck steht hingegen der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und Freund Putins, Waleri Gergijew. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte ihm mit Entlassung gedroht, wenn er sich nicht bis zu diesem Montag eindeutig von dem russischen Angriffskrieg distanziere. Auch andere Institutionen, etwa die Hamburger Elbphilharmonie, drohten Gergijew mit der Absage von Auftritten.
Der russische Angriff auf die Ukraine hat zudem direkte Auswirkungen auf die kulturellen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland. Die von Bund und Ländern getragene Stiftung Preußischer Kulturbesitz, mit zahlreichen Museen, Sammlungen und Instituten auch international eine der wichtigsten Kultureinrichtungen, zog erste Konsequenzen. "So gut unsere Zusammenarbeit auch war, wir können jetzt angesichts der Geschehnisse in der Ukraine nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", erklärte Stiftungspräsident Hermann Parzinger. "Wir haben im Augenblick daher unsere Projekte und Zukunftspläne erst einmal auf Eis gelegt."
Mit dem russischen Angriff sieht Parzinger auch eine Bedrohung für kulturelle Einrichtungen in der Ukraine. "Die Gefahren für Kulturgüter in der Ukraine sind sehr hoch. Wir wissen, dass von den Angreifern darauf keine Rücksicht genommen wird", so der Stiftungschef. Die Unesco-Kommissionen von mehr als 25 Staaten, darunter Deutschland, brachten ihre Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck und wiesen darauf hin, dass sich in der Ukraine sieben Unesco-Welterbestätten befänden.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherchen