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Milliardenverluste: Hollywood im Corona-Katastrophenmodus


Milliardenverluste
Hollywood im Corona-Katastrophenmodus

Von dpa
15.03.2020Lesedauer: 4 Min.
Tom Hanks und Rita Wilson sind mit dem Coronavirus infiziert.Vergrößern des Bildes
Tom Hanks und Rita Wilson sind mit dem Coronavirus infiziert. (Quelle: Jordan Strauss/Invision/AP/dpa./dpa)
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Los Angeles (dpa) - Ein tödliches Virus aus Asien breitet sich explosionsartig weltweit aus. Staaten erlassen strikte Quarantäne-Regel, Straßen und Geschäfte sind menschenleer.

Die mysteriöse Pandemie mit Grippe-Symptomen reißt immer mehr Opfer in den Tod. MEV-1 heißt das Virus, das in dem Hollywood-Thriller "Contagion" zur globalen Bedrohung wird. Vor neun Jahren brachte US-Regisseur Steven Soderbergh den Katastrophenfilm mit Stars wie Matt Damon, Laurence Fishburne, Gwyneth Paltrow, Kate Winslet und Marion Cotillard ins Kino.

Durch die Coronavirus-Krise ist der sachlich inszenierte Thriller plötzlich bei Streaming-Diensten wieder stark gefragt. Was 2011 noch packende Unterhaltung war, hat nun einen bitteren Beigeschmack. Die Covid-19-Pandemie mit rapide steigender Zahl von Infizierten und Toten zeigt immer mehr Parallelen mit Katastrophenszenarien "Made in Hollywood". Und das Coronavirus lehrt die Entertainment-Branche jetzt das Fürchten.

Ausgerechnet Hollywood-Liebling Tom Hanks und seine Ehefrau Rita Wilson überraschten als erstes Promi-Paar mit der Nachricht, dass sie beide mit Sars-CoV-2 infiziert sind. Der Unterhaltungsbetrieb liegt quasi lahm. Film- und TV-Produktionen werden gestoppt, Kinostarts weltweit abgesagt, Messen und Festivals gecancelt. Branchenexperten rechnen mit Kinokasseneinbußen von bis zu 20 Milliarden Dollar in diesem Jahr, wenn sich der Stillstand über mehrere Monate hinzieht.

Der erste Einbruch kam schon im Januar mit der Schließung der Kinos in China, dem Ursprungsland des neuartigen Virus, zugleich der zweitgrößte Kinomarkt nach USA und Kanada. Im Februar dann das vorläufige Aus für Tom Cruise und "Mission: Impossible 7". Drei Wochen lang wollte Regisseur Christopher McQuarrie in Italien drehen, wo schon das Virus grassierte.

Es geht Schlag auf Schlag weiter: Anfang März wird der Start des neuen James-Bond-Films "No Time to Die" um sieben Monate auf November verschoben - "nach sorgfältiger Überlegung und gründlicher Bewertung des weltweiten Kinomarktes", so die nüchterne Begründung. Wegen des Coronavirus war zuvor schon die gesamte Werbetour in China abgesagt worden.

In den letzten Tagen trifft es weitere Blockbuster: "Fast & Furious 9", "The New Mutants", "Mulan", "Peter Hase 2", "A Quiet Place 2". Fans müssen sich nun länger gedulden, bis diese Filme ins Kino kommen. John Krasinski, Regisseur des Horrorfilms "A Quiet Place 2", kommentierte den Aufschub auf Instagram. Seinen Film sollte man zusammen mit anderen Leuten im Kino erleben. "Jetzt ist offensichtlich nicht die richtige Zeit dafür." Nach China, Italien, Polen und Deutschland machen auch in anderen Ländern immer mehr Lichtspielhäuser dicht.

In den USA bleiben die meisten Kinos vorerst noch geöffnet, doch sie geben nur die Hälfte der Tickets aus, um mehr Platz und damit mehr Abstand zwischen den Besuchern zu schaffen. Die Hollywoodstudios setzen die Empfehlung "Social Distancing", also auf Distanz zueinander gehen, um Ansteckungen zu vermeiden, radikal um.

Das Disney-Studio gab am Freitag einen massiven Drehstopp bekannt, Begegnungen am Set werden damit vermieden. Betroffen sind unter anderem Großprojekte wie "The Little Mermaid", Guillermo del Toros "Nightmare Alley" und Ridley Scotts Historiendrama "The Last Duel" mit Matt Damon und Ben Affleck. Ende Februar hatten die Dreharbeiten für "Jurassic World: Dominion" in Hawaii begonnen, nun wird das Set bis auf weiteres geschlossen, gaben die Universal Studios bekannt. Für "The Batman" kam am Samstag die Zwangspause. Warner Bros. will den seit Januar laufenden Dreh in England mit Hauptdarsteller Robert Pattinson für mindestens zwei Wochen unterbrechen.

Auch der Streaming-Dienst Netflix kündigte an, vorsichtshalber mindestens für zwei Wochen die Produktion von Filmen und TV-Shows in den USA und Kanada einstellen.

Der positive Coronavirus-Test bei Tom Hanks hatte am Set in Australien zum sofortigen Abbruch der neuen Produktion von Regisseur Baz Luhrmann geführt. Das Biopic vom Studio Warner Bros. ist eine noch titellose Filmbiografie über die Rock'n'Roll-Legende Elvis Presley, in der Hanks dessen Manager Colonel Tom Parker spielt. Der zweifache Oscar-Preisträger und seine Frau hatten die Diagnose am Donnerstag in den sozialen Medien bekannt gegeben. Sie seien nun in Quarantäne und würden "jeden Tag nehmen, wie er kommt", gab Hanks betont locker von sich.

Branchenexperten in Hollywood geben unterdessen eine düstere Prognose. Sie rechnen schon die möglichen Milliardenverluste durch die Corona-Krise hoch. 20 Milliarden Dollar könnten allein an den Kinokassen in diesem Jahr fehlen, vor allem, wenn die lukrativen ausländischen Märkte einbrechen, berichtete am Freitag das Filmblatt "Hollywood Reporter". 2019 flossen weltweit noch mehr als 42 Milliarden Dollar in Hollywoods Kassen.

Abgesagt ist auch schon die jährliche Fachmesse CinemaCon, bei der die Filmtheaterbranche Ende März in Las Vegas die neuesten Hollywoodprojekte vorstellen wollte. Auch die renommierten Filmfestivals Tribeca in New York und das Internationale Film Festival in San Francisco (beide für April geplant) sind abgesagt geworden. Das sind schlechte Vorboten für Cannes, wo die 73. Filmfestspiele Mitte Mai (noch) auf dem Plan stehen. Eine Absage würde die schon kränkelnde internationale Branche schwer treffen.

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