#MeToo Prozess gegen Bill Cosby: Frau will Strafmaß noch abwenden
Norristown (dpa) - Eine Woche vor Verkündung des Strafmaßes gegen US-Entertainer Bill Cosby bemühen dessen Frau Camille und seine Verteidiger offenbar letzte Mittel.
Sie reichten am Montag laut Berichten von US-Medien einen Antrag bei der Beschwerdekammer in Pennsylvania ein, um Richter Steven O'Neill von dem Fall absetzen zu lassen. O'Neill ist der vorsitzende Richter im Prozess gegen den 81-jährigen Cosby, der im April wegen schwerer sexueller Nötigung in drei Fällen schuldig gesprochen worden war.
O'Neill, so der Vorwurf, soll vor dem Prozess eine alte Auseinandersetzung mit einem Zeugen, dem früheren Staatsanwalt Bruce Castor, verheimlicht haben. Castor hatte sich 2005 in seiner Zeit als Staatsanwalt dagegen entschieden, den früheren Star der "Bill Cosby Show" strafrechtlich zu verfolgen. Cosbys Verteidigern zufolge ging O'Neills Entschluss, den Fall 2017 überraschend doch zu verhandeln, auf seinen alten Streit mit Castor zurück.
"Mein Ehemann wurde unangemessen verurteilt in einem Prozess, dem ein unmoralischer Richter vorsaß", teilte Camille Cosby der "New York Times" zufolge mit. O'Neills "Konkurrent" Castor hätte den Vorwurf gegen Cosby für "unberechtigt" und für keiner strafrechtlichen Verfolgung würdig gehalten. "Dies muss nicht um den Willen meines Mannes geschehen aber um den Willen des amerikanischen Volkes und der Wahrung unserer Grundrechte."
Cosby war im April wegen schwerer sexueller Nötigung in drei Fällen für schuldig befunden worden. Das Strafmaß soll am 24. oder 25. September in Pennsylvania verkündet werden. Für jeden der drei Fälle droht ihm eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Cosbys Alter und die Tatsache, dass es im Prozess um Vorfälle aus dem Jahr 2004 ging, könnten die Strafen verkürzen. Zudem wollen Cosbys Anwälte Berufung einlegen. Bis zur Verkündung des Strafmaßes steht Cosby unter Hausarrest und muss eine elektronische Fußfessel tragen.