Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Du willst es doch auch Der Flaggenanzug von Ross Antony
Quietschvergnügt sprang er darin auf einem Schlagerfestival herum, aber viele Menschen betrübte das Muster seines Spaßmacheranzugs: Ross Antony sollte vielleicht über eine Alternative zu seinem britischen Flaggenoutfit nachdenken.
Schon klar: Ross Antony, das ewig gut gelaunte kleine Showtierchen, wollte uns sicher nicht verletzen, als er vor ein paar Tagen bei einem Schlagerfest mal wieder seinen Union-Jack-Anzug trug. Schmerzlich war der Anblick des Briten in seinem Fahnenoutfit trotzdem, erinnerte er einen bei diesem heiteren, fluffwattigen, hirnurlaubigem Anlass doch auch noch mal daran, dass nächstes Jahr im März das Vereinigte Königreich die heimelige Europäische Union verlassen wird. Schnüff, beziehungsweise, um adäquat britisch zu trauern: Sniff sniff.
Von diesem emotionalen Punkt mal ganz abgesehen, kann es auch rein rechtlich durchaus problematisch sein, sich in Flaggenfarben zu hüllen. Und damit ist jetzt nicht gemeint, dass dann die Modepolizei kommt und einen verhaftet. Die US-amerikanische Flagge zum Beispiel, die ja gerne und oft auf allerhand Sweatshirts, Badehosen und sonstig Klamottiges gedruckt wird, ist eigentlich durch den U.S. Flag Code von 1942 gegen derlei Schabernack geschützt. In diesen Richtlinien für den Umgang mit der Flagge heißt es, sie dürfe nicht "kommerziell" verwendet werden, explizit auch nicht auf Kleidung, Bettwäsche oder Tapeten. Allerdings wurden diese Vergehen schon seinerzeit in der Realität dann nicht geahndet. Wäre auch schwierig, weil ganz genau genommen schon der Flaggenanstecker am Revers des US-Präsidenten als Verstoß gesehen werden könnte.
Also keine Sorge und unbekümmert weiter im schwarzrotgelben Olympionikenjogger vor Netflix rumlungern! Und vielleicht mal drüber nachdenken, ob sich ganz Europa am Tag des Brexits vielleicht vereint in den Antony’schen Union-Jack-Anzug hüllen sollte. So als letztes Bild des Zusammenhalts. Sähe von sehr weit oben sicher schön aus. Und der Anzug ist auch durchaus erschwinglich.
Ross Antony allerdings sollte sich mal nach einem Ersatzanzug umsehen, der aber unbedingt wieder denselben stilistischen Kreischlevel aufweisen sollte, damit das Schrillheitsaufkommen in der Welt nicht empfindlich absackt. Inspiration könnte vielleicht sein Album mit dem schönen Titel "Goldene Pferde" sein – solche Tiere gäben, ausreichend große Herdenstärke vorausgesetzt, ein prächtiges Muster ab, das man auch gut mit Flitter- und Flirreffekten anreichern könnte. Oder er entscheidet sich, klassisch und für einen Schlagerbarden hochpolitisch, für die Gegenperspektive: Und trägt künftig einen europablauen Anzug, geschmückt mit goldenen Sternen.
Union-Jack-Anzug, 89,99 Euro