Rechtsstreit um ZDF-Satire Kabarettisten reizen "Zeit"- Journalisten
Schon wieder muss sich das ZDF mit einem Streit plagen. Doch wer hier wirklich den Ärger bekommt, muss sich noch herausstellen. Diesmal ist es eine einstweilige Verfügung gegen die Satire-Sendung "Die Anstalt". Journalisten der "Zeit" wehren sich gegen einen kritischen Beitrag, den sie als "Rufschädigung" empfinden. Das ZDF hat Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung eingelegt und sagt, Satire dürfe das.
"Dann sind diese Zeitungen ja alle Lokalausgaben der Nato-Pressestelle?", Sätze wie diese aus der Sendung vom 29. April dürften die Journalisten besonders getroffen haben. Allen voran die Vertreter des kritisierten Qualitätsjournalismus von der "Zeit". Ihr Herausgeber Josef Joffe und der Journalist Jochen Bittner haben eine einstweilige Verfügung gegen die entsprechenden Passagen der Satiresendung erwirkt, wie das ZDF auf Nachfrage bestätigte.
Sendung nicht mehr in der Mediathek
In einem dieser beiden Fälle ist darüber hinaus mittlerweile Hauptsachklage erhoben worden. Das ZDF hat gegen die einstweiligen Verfügungen Widerspruch erhoben und will sich auch gegen die Hauptsachklage verteidigen.
Zunächst ist der Sender jedoch gerichtlich verpflichtet, die beanstandeten Beiträge aus der Mediathek zu entfernen - jedenfalls bis zur endgültigen Klärung des Rechtsstreites. Die Sendung ist in der ZDF-Mediathek nicht mehr abrufbar, auf Youtube ist sie allerdings noch zu finden.
Kritik am Qualitätsjournalismus
Max Uthoff und Claus von Wagner zeigten in ihrem Beitrag über die Berichterstattung deutscher Medien im Ukraine-Konflikt die vielfältigen Verknüpfungen und Verbindungen zwischen deutschen Journalisten und transatlantischen Lobby-Verbänden und politischen Think Tanks auf. Ihr Fazit könnte man so zusammenfassen: Unabhängiger Journalismus ist so nicht möglich.
Dieser Dialog aus dem siebenminütigen Auftritt spitzt es zu: "Ein Journalist der 'Zeit' arbeitet an einem Strategiepapier mit, das die Außenpolitik Deutschlands neu ausrichtet und schreibt dann wohlwollend über diese Strategie." Diese Aussage Uthoffs kontert Max von Wagner: "Vergisst aber leider zu erwähnen, dass er an dieser Strategie selber mitgearbeitet hat. Auf Uthoffs Frage "Ist das nicht verboten?", ist seine knappe Antwort "Ja, aber nicht in Deutschland."
Die Journalisten werfen den Kabarettisten vor, den Sachverhalt ungenau und falsch darzustellen. Joffe spricht von einer Falschdarstellung der Fakten, der Sender habe falsche Tatsachenbehauptungen verbreitet. "Diese Unterstellung war herabsetzend, weil sie mir journalistische Integrität absprach. Sie war auch falsch", schrieb "Zeit"-Herausgeber Joffe in einer Stellungnahme.
"Satire muss sich trauen, Sachverhalte verzerrt darzustellen"
Das ZDF habe - so weiß der Freisinger Blogger und Jurist Thomas Stadler - der "Zeit" mitgeteilt, "Satire muss sich trauen, Sachverhalte verzerrt darzustellen."
Der Erfolg vor Gericht könnte sich jedoch zur Niederlage in Sachen Image wenden. Thomas Stadler schreibt in seinem Rechtsblog: "Für ein Flaggschiff wie die ZEIT kommt das juristische Vorgehen von Joffe und Bittner gegen das ZDF einem journalistischen Offenbarungseid gleich. Leider berichten die großen Zeitungen wie SZ, FAZ oder Spiegel über den Streit Joffes und Bittners mit dem ZDF nicht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt."
"Zeit"-Herausgeber Josef Joffe fasst seine Sicht der Dinge in seiner Stellungnahme so zusammen: "Das ZDF hat Widerspruch eingelegt. Die Richter haben das letzte Wort. So muss es sein in unserem Rechtsstaat. Mir wäre es hundert Mal lieber gewesen, wenn der Sender ein faires Korrekturangebot gemacht hätte, was nicht geschehen ist." Beim ZDF heißt es: "Nunmehr sind Gang und Ergebnis des gerichtlichen Verfahrens abzuwarten."
Der Rechtsstreit geht weiter. Die Satire-Sendung "Die Anstalt" kehrt am 23. September aus der Sommerpause zurück.