Medien berichten Ungarn sagt ESC-Teilnahme ab – ist Homophobie der Grund?
Im kommenden Jahr wird Ungarn nicht am Eurovision Song Contest teilnehmen. Eine offizielle Begründung für die Absage gibt es nicht. Doch anonyme Quellen behaupten, die ungarische Regierung empfinde den Wettbewerb als "zu schwul".
41 Teilnehmerländer sind im nächsten Jahr beim ESC dabei – nicht darunter Ungarn und Montenegro. Als Ungarn vor zwei Wochen den Eurovision Song Contest 2020 absagte, wurde offiziell kein Grund genannt. Wie die britische Tageszeitung "The Guardian" nun aber herausgefunden haben will, soll unter anderem die Schwulenfeindlichkeit der Regierung um Ministerpräsident Viktor Orbán dahinterstecken.
Eine nicht namentlich genannte Quelle aus dem ungarischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk MTVA bestätigte demnach dem "Guardian", dass intern kein Grund für die Entscheidung mitgeteilt wurde. Man nehme jedoch an, dass die Verbindung des ESC zur LGBTQ-Kultur hinter dem Schritt stecke. "Ich war nicht überrascht", wird die Quelle zitiert. Von einer positiven Berichterstattung über queere Themen sei der Medienholding generell abgeraten worden. Einzige Ausnahme: das jährlich stattfindende Film- und Kulturfestival Budapest Pride.
"Zu homosexuell"?
Die ungarische Website "index.hu" hatte zuvor, unter Berufung auf eine ebenfalls nicht namentlich genannte Quelle, spekuliert, der Grund für die Absage beim ESC sei wahrscheinlich, dass die Veranstaltung als "zu schwul" eingestuft wurde. Orbáns Sprecher, Zoltán Kovács, bezeichnete dies auf Twitter jedoch als falsch. Einen anderen Grund für Ungarns Absage nannte er allerdings auch nicht.
Wie MTVA nun auf die unklare Situation reagiert, hat der Sender der britischen Zeitung schriftlich erklärt: "Anstatt am Eurovision Song Contest 2020 teilzunehmen, werden wir die wertvollen Produktionen, die von den Talenten der ungarischen Popmusik geschaffen wurden, direkt unterstützen." Eine offizielle Antwort zu den Gründen der Absage gab es auch vom Sender nicht.
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2020 findet der Eurovision Song Contest in Rotterdam statt. Duncan Laurence holte den Wettbewerb mit seinen Gewinnersong "Arcade" in die Niederlande. In der Hafenstadt Rotterdam findet am 16. Mai 2020 das ESC-Finale in der Ahoy-Arena statt. Insgesamt fand der Musikwettstreit in der Vergangenheit schon viermal in den Niederlanden statt.
- Nachrichtenagentur spot on news
- The Guardian: Hungary pulls out Eurovision amit rise in anti-LGBTQ+ rhetoric (engl.)
- eigene Recherche