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Vierschanzentournee: Karl Geiger wurde den Erwartungen nicht gerecht


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Das Tournee-Zwischenzeugnis
Zwei Deutsche überraschen – einer wird zum Pechvogel

  • T-Online
Von Alexander Kohne, Garmisch-Partenkirchen

Aktualisiert am 03.01.2022Lesedauer: 5 Min.
Stephan Leyhe (vorne links) und Markus Eisenbichler (vorne rechts) erlebten eine gute Tournee, Karl Geiger (im Hintergrund) eher weniger: Das spiegelt sich auch in den Noten wieder.Vergrößern des Bildes
Stephan Leyhe (vorne links) und Markus Eisenbichler (vorne rechts) erlebten eine gute Tournee, Karl Geiger (im Hintergrund) eher weniger: Das spiegelt sich auch in den Noten wieder. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
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Zur Halbzeit ist bei der Vierschanzentournee bereits überraschend viel entschieden. Während ein Japaner den Sieg so gut wie in der Tasche hat, überzeugen zwei Deutsche mit überraschender Leichtigkeit – und das polnische Skispringen liegt am Boden.

Nach zwei von vier Springen verlässt der Tournee-Tross Deutschland. Es geht über die Grenze nach Österreich, wo ab Montag auf der berüchtigten Bergisel-Schanze in Innsbruck die Qualifikation auf dem Plan steht (ab 13.30 im Liveticker von t-online).

In der Gesamtwertung haben sich bereits eindeutige Trends manifestiert. Neben einem Japaner überzeugten dort auch zwei Deutsche. Tournee-Mitfavorit Karl Geiger wurde den Erwartungen dagegen nicht gerecht. Das t-online-Tournee-Zwischenzeugnis.

Ryoyu Kobayashi (1., 593 Punkte)

Der Japaner ist der Dominator dieser Tournee. Nach seinem souveränen Sieg in Oberstdorf gewann er auch auf der Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen – allerdings nur mit 0,2 Punkten vor Markus Eisenbichler. Den 25-Jährigen schien das allerdings völlig kalt zu lassen.

In einer Medienrunde im Anschluss sagte "Mr. Cool" in seiner typisch unbeteiligten Art: "Ich bin glücklich." Dass Eisenbichler bei seinem letzten Sprung kurz vorher knapp den Schanzenrekord verpasst hatte, beeinflusste Kobayashi überhaupt nicht. Er habe sich ausschließlich auf sich konzentriert. Mit der Einstellung fährt er bisher hervorragend.


Zur Halbzeit hat Kobayashi den größten Vorsprung in der Gesamtwertung seit zehn Jahren. Es müsste schon Außergewöhnliches passieren, um seinen zweiten Tourneesieg zu verhindern. Die Frage ist eher: Siegt er nach 2018/19 erneut bei allen vier Springen und wird damit alleiniger Rekordhalter?

► Note: 1

Lovro Kos (3., 576 Punkte)

Vor der Tournee setzten die Slowenen ihre Hoffnungen auf Anze Lanisek. Doch nun steht plötzlich der 22-jährige Kos im Fokus. Das ist umso bemerkenswerter, weil der Shootingstar erst Ende November erstmals bei einem Weltcup in die Top 20 gesprungen war. Eine Woche später reichte es dann schon zu den Top 10. Bei der Tournee setzt Kos diesen beeindruckenden Trend fort.

Auf Platz sechs in Oberstdorf folgte der dritte Rang in Garmisch-Partenkirchen. Ob er diese Entwicklung so fortsetzen kann, ist allerdings fraglich.

► Note: 1

Markus Eisenbichler (4., 572 Punkte)

"Eisei" hat seine Form wieder. Nach einer leichten Schwächephase vor der Tournee setzte der Ur-Bayer in Garmisch ein Ausrufezeichen: In seinem zweiten Sprung blieb er mit 143,5 Metern nur einen halben Meter unter dem Schanzenrekord. Den Sieg verpasste Eisenbichler zwar knapp mit 0,2 Punkten Rückstand auf Kobayashi, aber das störte ihn nicht.

"Ich habe heute Platz zwei gewonnen und nicht Platz eins verloren", sagte der 30-Jährige, der nun bester Deutscher in der Gesamtwertung ist. Als Vierter ist das Podium für ihn in Schlagdistanz. Dennoch fügte er an: "Auf die Gesamtwertung setze ich überhaupt keinen Blick. Das ist mir wirklich extrem wurscht."


Ob das wirklich stimmt? Kos auf Platz zwei liegt nur etwa drei Punkte entfernt. In zwei Springen wäre das problemlos aufzuholen. Zumal "Eisei" seine Leichtigkeit wiedergefunden hat und nach seinem Traumflug in "GAP" zugab: "Fürs Selbstvertrauen ist das schon gut."

► Note: 2

Karl Geiger (6., 561 Punkte)

"Es ist halt echt zum Kotzen" – nach seinem 7. Platz in Garmisch-Partenkirchen brachen die Emotionen aus dem sonst so besonnenen Allgäuer heraus. Bei beiden Sprüngen hatte der vor der Tournee als größte deutsche Sieghoffnung geltende Geiger mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen. Wie schon in Oberstdorf machten ihm wechselnde Winde zu schaffen. Als Ausrede wollte er das aber nicht gelten lassen: "Es waren mit Sicherheit nicht nur die Bedingungen. Die Sprünge waren nicht so schlecht, aber für die Bedingungen, die ich hatte, hätten sie besser sein müssen."

Dennoch waren die Bedingungen bei beiden Springen ein klarer Nachteil gegenüber der Konkurrenz, wie unter anderem die Ex-Springer Sven Hannawald und Toni Innauer analysierten. Trösten wird Geiger das allerdings nicht. Denn: Für den vom Windpech Verfolgten ist das große Ziel, als erster Deutscher nach Hannawald vor 20 Jahren den Gesamtsieg zu holen, damit futsch.

"Wenn alles normal läuft, ist es für mich nicht mehr schaffbar", sagte Geiger. In Innsbruck und Bischofshofen wird es für ihn um Schadensbegrenzung gehen – denn: Auch die Führung im Gesamtweltcup hat Geiger an den überragenden Kobayashi verloren.

► Note: 3

Stephan Leyhe (8., 531 Punkte)

Der Sauerländer hat sich nach einer Saison ohne Wettkampfsprünge bei der Tournee eindrucksvoll zurückgemeldet. Dank Rang neun zum Auftakt und Platz zehn in "GAP" ist der 29-Jährige aktuell drittbester Deutscher im Gesamtranking. Nach einer langen Verletzungspause scheint der Tourneedritte von 2019 seine Leichtigkeit zurückzuhaben. Nach seinem zweiten Sprung an Neujahr wurde er gar ein bisschen euphorisch: "136 Meter – das macht einfach Spaß auf der Schanze." Das merkt man dem Mann vom SC Willingen sichtlich an.

► Note: 2

Stefan Kraft (36., 260 Punkte)

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Wie so oft galt der Österreicher vorher als Mitfavorit. Mit Rang zwölf gab es für den Sieger von 2015 allerdings direkt zum Auftakt einen kleinen Dämpfer. Ein echter Hammer folgte dann in "GAP", als Kraft als 59. die Qualifikation fürs Neujahrsspringen komplett überraschend verpasste. Der Tourneesieg ist damit futsch und sogar eine Top-10-Platzierung wohl außer Reichweite. Wie bei Geiger wird es für Kraft den kommenden beiden Springen in seiner Heimat auf Schadensbegrenzung ankommen. Immerhin ist er im Gesamtweltcup noch Siebter.

► Note: 5

Kamil Stoch (45., 215 Punkte)

Der Pole ist bei der Vierschanzentournee gehörig abgestürzt. Zweimal verpasste "König Kamil" den zweiten Durchgang – und das als Titelverteidiger. Der 34-Jährige ist bei dieser Tournee ein Schatten seiner selbst. Vom Glanz alter Tage, als der dreimalige Tourneesieger die Springen nach Belieben dominierte, ist nichts mehr momentan nichts zu sehen. In der Heimat wächst indes die Kritik.

► Note: 6

Dawid Kubacki (32., 344 Punkte)

Beim Sieger von 2020 läuft es zwar etwas besser als bei Landmann Stoch, aber mit den Plätzen 28 und 39 liegt auch der Blondschopf aus Zakopane weit hinter den Erwartungen zurück. In der dritten Saison nach dem Abgang von Erfolgstrainer Stefan Horngacher zum DSV herrscht bei der ehemals großen Skisprungnation Polen Tristesse. Piotr Zylas elfter Rang in Garmisch-Partenkirchen war auch für Legende Adam Malysz nicht mehr als "ein blasser Hoffnungsschimmer".

► Note: 4

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Fatih Arda İpcioğlu (42., 225 Punkte)

Der 24-Jährige erreichte in Oberstdorf überraschend den Finaldurchgang und holte als erster Türke überhaupt Weltcuppunkte. In seiner Heimat löste er damit einen kleinen Skisprunghype aus.

"Ich zähle gar nicht mehr, wie viele Interviews ich gegeben habe", verriet er t-online. Seine Videos bekommen bis zu 15 Millionen Views. Auch wenn er in "GAP" als 55. knapp in der Qualifikation scheiterte, ist eine der Überraschungen dieser Tournee. Lesen Sie hier noch mehr über den neuen türkischen Skisprungstar.

► Note: 2

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen vor Ort in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen
  • Medienrunden mit Markus Eisenbichler, Karl Geiger und Stephan Leyhe
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