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Vierschanzentournee: Andreas Wellinger kratzt an der Schallmauer


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Vierschanzentournee
An der Schallmauer gekratzt

  • Melanie Muschong
MeinungVon Melanie Muschong

06.01.2024Lesedauer: 2 Min.
Andreas Wellinger: Er hat den Tournee-Sieg knapp verpasst.Vergrößern des Bildes
Andreas Wellinger: Er hat den Tournee-Sieg knapp verpasst. (Quelle: IMAGO/TOMASZ MARKOWSKI/imago-images-bilder)
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Er hat die Sensation nicht ganz geschafft. Dennoch hat Andreas Wellinger bei dieser Vierschanzentournee Großes geleistet. Ein mehr als verdienter Erfolg.

Ganze 22 Jahre ist es her, dass Sven Hannawald als deutscher Skispringer bei der Vierschanzentournee triumphierte. Er sicherte sich 2002 nach Erfolgen in allen vier Wettbewerben den Gesamtsieg und brachte ganz Deutschland zum Jubeln. Viel hat sich seitdem getan: Anzüge, Skier und Sprungsysteme haben sich verändert, in Garmisch-Partenkirchen wurde sogar eine ganz neue Schanze gebaut. Ungeachtet aller Veränderungen der vergangenen Jahre blieb Hannawald der letzte deutsche Sieger der Tournee. Und bleibt es auch. Auch wenn Andreas Wellinger nun ganz nah dran war. Er hat an der Schallmauer gekratzt und darf sich jetzt immerhin Vize-Tournee-Sieger nennen.

Das ist ein mehr als verdienter Erfolg und das gleich auf zweifacher Ebene: ein persönlicher für Wellinger und einer für den Deutschen Skiverband.

Wellinger selbst ist nun wieder da angekommen, wo er 2018 im Jahr seines Olympiasieges auf der Normalschanze schon einmal war. Damals wurde er vor dem Goldtriumph ebenfalls Tournee-Zweiter und war in Topform. Dass ihn dann ein Kreuzbandriss sowie Meniskus- und Knorpelschaden zurückwarf, war großes Pech.

Doch es kam noch schlimmer: Gerade als Wellinger wieder ins Training einsteigen wollte, zog er sich einen Schlüsselbeinbruch zu. Das Karriereende drohte. Aber der inzwischen 28 Jahre alte Athlet kämpfte sich Stück für Stück zurück. Statt sich von seinen Verletzungen entmutigen zu lassen, hat er das Beste daraus gemacht: Sein Training optimiert und mentale Stärke aus den Rückschlägen gezogen. Wellinger hat infolge der Verletzungen offensichtlich viel über sich und seinen Körper gelernt, wie ihm auch der vierfache Olympiasieger Simon Ammann attestierte.

Wellinger ist damals geduldig geblieben, hat nichts überstürzt: genau die richtige Strategie. Diese hat er auch jetzt wieder bei der Vierschanzentournee angewandt. Nach dem Auftaktspringen und der Station in Garmisch-Partenkirchen führte er zunächst, musste dann in Innsbruck Ryōyū Kobayashi an sich vorbeiziehen lassen. Auch in Bischofshofen blieb er hinter seinem japanischen Konkurrenten, holte aber einen starken fünften Platz.

Ein Risiko, das sich gelohnt hat

So sehr dieser zweite Platz vor allem Wellingers Verdienst ist, so wichtig war es auch, dass der Deutsche Skiverband die Rahmenbedingungen für dieses unglaubliche Comeback geschaffen hat.

Die Entscheidung, 2019 das Amt des Bundestrainers von Werner Schuster an Stefan Horngacher zu übergeben, hat sich als goldrichtig erwiesen. Elf Jahre war Schuster zuvor für die Leistungen der Skispringer verantwortlich. Der Umstieg auf Horngacher war ein Risiko, das sich gelohnt hat.

Er hat mit den Springern bisher jedes Jahr Medaillen geholt. Zudem waren die deutschen Springer in den letzten Jahren in der Weltcup-Gesamtwertung stets in den Top 15 vertreten. Immer mindestens zwei Athleten, in der vergangenen Saison waren es sogar drei. Horngacher hat die Springer weiterentwickelt und so auch die gute Tourneeplatzierung von Wellinger möglich gemacht.

Der Athlet selbst sagte nach dem Auftakterfolg in Oberstdorf: "Der Weg hierhin war brutal schwer, das macht mich extrem stolz." Dieser Stolz ist berechtigt. Wellinger und der Deutsche Skiverband haben gezeigt: Wer nicht aufgibt, ausdauernd an sich glaubt und hart arbeitet, kann aus einer vermeintlichen Schwächung eine Stärke machen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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