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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mittermaiers Schicksalsjahr 1976 Diese Konkurrentinnen sind auf ewig mit "Gold-Rosi" verbunden
Die Olympischen Winterspiele in Innsbruck machten aus Rosi Mittermaier auf ewig "Gold-Rosi". Diese Entwicklung prägten drei Konkurrentinnen ganz entscheidend mit.
Als Rosi Mittermaier im Februar 1976 nach Innsbruck reiste, war sie eine gute Skirennfahrerin. Die 25-Jährige aus den Chiemgauer Alpen gehörte bereits seit einigen Jahren der erweiterten Weltspitze an, wurde in der vorherigen Saison Dritte im Gesamtweltcup. Der große Coup war ihr bis dahin jedoch nicht vergönnt.
Das änderte sich auf spektakuläre Weise in den Tiroler Bergen. Olympia-Gold in der Abfahrt und in ihrer Paradedisziplin, dem Slalom. "Gold-Rosi" war geboren – allen Widrigkeiten zum Trotz. Denn in beiden Kategorien hatten die Buchmacher eigentlich andere Athletinnen ganz vorne auf dem Zettel.
In der Abfahrt war das die formstarke Österreicherin Brigitte Totschnig. Die damals 21-Jährige führte den Abfahrtsweltcup an, alles deutete auf ihren klaren Sieg hin. Doch es kam anders. Mittermaier raste wie besessen den Berg hinunter und sicherte sich ihren einzigen Sieg in einer Abfahrt mit fünf Zehntel Vorsprung vor Totschnig. Ausgerechnet bei deren Heim-Olympiade. Totschnig, die zwar den Abfahrtsweltcup in diesem und dem darauffolgenden Jahr für sich entscheiden sollte, beendete ihre Karriere 1979 ohne Olympiasieg.
Das gehört auch zur Wahrheit über "Gold-Rosi"
Im Slalom war die Ausgangslage eine ganz andere: Sieben ihrer bis dahin acht Siege im Weltcup feierte Mittermaier in dieser Disziplin, den letzten erst kurz vor Olympia in Bad Gastein. Das einzige Problem: Die Schweizerin Lisa-Marie Morerod hatte in der laufenden Saison bereits drei Slalom-Rennen gewonnen – zwei mehr als Mittermaier. Die Formkurve, sie sprach leicht für die 19-Jährige aus dem Kanton Waadt. Das Schicksal sah jedoch einen anderen Ausgang vor. Morerod scheiterte im Tanz durch die Stangen, schied noch vor dem Erreichen des Zielstrichs aus. Mittermaier war zweifache Olympiasiegerin.
Zur Wahrheit über Mittermaiers Aufstieg zur "Gold-Rosi" gehört aber auch die Abstinenz von Annemarie Moser. Die alle überragende Skirennsportlerin der 70er-Jahre, 1999 in Österreich gar zur Sportlerin des Jahrhunderts gewählt, zog sich kurz nach Saisonbeginn 1975/1976 aus dem Leistungssport zurück, um ihren krebskranken Vater zu pflegen.
Damit fehlte die Gesamtweltcupsiegerin der vergangenen fünf Jahre in Innsbruck – und der Weg für Mittermaier war frei. Nach Olympia krönte sich die Deutsche auch noch erstmals und einzig in ihrer Karriere zur Gesamtweltcupsiegerin. Ihr Schicksalsjahr 1976 war vollkommen. Auch dank des ganz verschiedenen Einflusses ihrer drei Konkurrentinnen.
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