Trotz harscher Kritik DSV will Zusammenarbeit mit Magdalena Neuner
"Verkrustet und alteingesessen" sei der Deutsche Skiverband (DSV), hatte der ehemalige Biathlon-Star Magdalena Neuner gepoltert. Trotz dieser harschen Kritik an den Verbandsstrukturen hofft DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger auf eine Zusammenarbeit mit der Rekord-Weltmeisterin. "Ich würde mir wünschen, dass sie für uns im Skiverband in weiteren Bereichen eingebunden werden kann, sofern es ihre Familie zulässt. Dann haben wir vielleicht einige Möglichkeiten", sagte Orgeldinger beim DSV-Medientag in Oberhof.
In zwei Wochen will sich die 46-Jährige mit Neuner in deren Heimatort Wallgau treffen. "Das Gespräch ist geplant. Lena ist eine Ausnahme-Athletin, die der DSV glücklicherweise in seinen Reihen weiß. Ich sehe sie noch bei uns", erklärte Orgeldinger.
Neuner hatte den Verband in der vergangenen Woche hinsichtlich Strukturen und Trainingsmethodik angegriffen. In der "Augsburger Allgemeinen" erklärte die zwölfmalige Weltmeisterin, alles sei "verkrustet und alteingesessen, es wird nicht weiter gedacht".
Orgeldinger: "Es hat sich einiges verändert"
Der ehemalige Biathlon-Bundestrainer Uwe Müssiggang hatte mit Unverständnis auf Neuners Kritik reagiert. "Ich bin sehr überrascht über diese Aussagen, vor allem, weil Magdalena mehrfach betont hat, mit dem Biathlon abgeschlossen zu haben", hatte er der "Sächsischen Zeitung" gesagt: "Ich finde, wer sich nicht selber einbringen will, sollte daher mit öffentlicher Kritik ein bisschen vorsichtiger umgehen."
Nun soll sich Neuner also einbringen, wenn es nach Orgeldinger geht. Der Kritik der 27-Jährigen entgegnete die DSV-Sportdirektorin, dass sich im deutschen Team schon einiges getan habe. "Seit Lena nicht mehr unmittelbar beim Team ist, hat sich einiges verändert. Aber wir werden sehen, wo wir uns noch verbessern können", sagte die Sportdirektorin.
Weisheit kritisiert Nachwuchsarbeit
Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi im Februar waren die deutschen Biathletinnen erstmals ohne Medaille geblieben. Björn Weisheit, Sportlicher Leiter für den Bereich Biathlon beim DSV begründete die schwachen Leistungen auch mit den Erfolgen vergangener Generationen. "Wir hatten mit Athletinnen wie Uschi Disl, Kati Wilhem, Magdalena Neuner oder Andrea Henkel Sportlerinnen, die immer Medaillen geholt haben. Wenn die Dinge gut laufen, wird ein bisschen das Hinterland, also der Nachwuchs, vernachlässigt. Diese Fehler wurden gemacht", sagte Weisheit.
Für Weisheit war dies das Resultat eines Prozesses, "der 10, 15 oder 20 Jahre angedauert hat. Die Geschichte kam nicht von heute auf morgen." Nach dem Rücktritt von Andrea Henkel baut Weisheit daher verstärkt auf junge Athletinnen. "Der Spitzenbereich bedingt den Nachwuchs und andersherum. Wir sind drauf und dran, die Fehler auszumerzen", sagte Weisheit.