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Biathlon-WM 2023: Das sind die deutschen Hoffnungsträger


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Heim-WM startet am Mittwoch
Das sind die Hoffnungsträger der Biathlon-WM


Aktualisiert am 08.02.2023Lesedauer: 4 Min.
Benedikt Doll (l.) und Denise Herrmann-Wick: Sie sind die beiden deutschen Hoffnungsträger bei der WM.Vergrößern des Bildes
Benedikt Doll (l.) und Denise Herrmann-Wick (Collage): Sie sind die beiden deutschen Hoffnungsträger bei der WM.

Am Mittwoch startet die Biathlon-WM in Oberhof. t-online hat sich die Form der deutschen Athleten genauer angesehen – und mit Experten gesprochen.

Zum achten Mal werden sich im Februar die besten Biathletinnen und Biathleten bei einer Weltmeisterschaft in Deutschland messen. Die WM findet vom 8. bis zum 19. Februar in Oberhof statt. "Es ist für die deutsche Mannschaft das Highlight des Jahres und hat eine ähnliche Bedeutung wie Olympia. Bei der Heim-WM möchte jeder Athlet und jede Athletin seine Bestleistung bringen", sagt Ex-Biathlet Arnd Peiffer im Gespräch mit t-online.

Bei einer Heim-WM ist ein positives Abschneiden der deutschen Biathletinnen und Biathleten umso wichtiger. Peiffer, der selbst Sprint- und Einzelweltmeister wurde, misst besonders den ersten Rennen eine hohe Bedeutung zu. "Es ist sehr wichtig, gut zu starten. Dann kommt man in ein WM-Fieber rein."

Und das könnte aus deutscher Sicht auch klappen. Denn nach der Mixed-Staffel stehen gleich die Sprintrennen der Frauen (Freitag) und Männer (Samstag) auf dem Programm. Dort gehören die deutschen Vorzeigeathleten Benedikt Doll und Denise Herrmann-Wick zum erweiterten Favoritenkreis. Während Doll im Gesamt-Weltcup der Sprintrennen auf dem vierten Platz steht, führt Herrmann-Wick die Wertung bei den Damen sogar an.

"Können in jedem Rennen die größten Erwartungen haben"

"Denise hat im Sprint die besten Chancen. Das ist ihre Paradedisziplin", so Ex-Biathlet Erik Lesser im Gespräch mit t-online. Die beiden ehemaligen Athleten, die in den letzten Jahren zu den besten deutschen Skijägern gehörten, sind sich einig: Herrmann-Wick und Doll sind in diesem Jahr die beiden deutschen Top-Sportler. "Bei Herrmann-Wick und Doll können wir in jedem Rennen die größten Erwartungen haben", meint Peiffer.

Herrmann-Wick hat bereits sechs Medaillen bei Weltmeisterschaften gewonnen. "Sie kann bei der WM nichts erreichen, das sie noch nicht erreicht hat. Deswegen glaube ich, dass sie mit einer gewissen Gelassenheit in die WM geht", so Peiffer, der in jener Gelassenheit einen Vorteil der DSV-Biathletin sieht. Das meint auch Ex-Kollege und Kumpel Lesser – wenn auch mit einer Einschränkung: "Wenn eine keinen Druck hat, dann ist sie das. Dennoch hat sie bestimmt das Gefühl, eine Erwartung erfüllen zu müssen."

"Einen besseren Benedikt Doll kenne ich nicht"

Wie stark Herrmann-Wick diese Saison ist, zeigte sie jüngst beim letzten Weltcup vor der WM in Antholz. In das Verfolgungsrennen ging sie als Fünfte, auf der letzten Runde überholte sie die führende Lisa Vitozzi und wurde sogar noch Erste – trotz zweier Schießfehler.

Auch Benedikt Doll präsentierte sich in guter Form, leistete sich jedoch immer wieder einige Fehler am Schießstand. "Dennoch passt für mich das Gesamtpaket gut. Er ist vom Kopf her gut eingestellt, Schieß- und Laufform passen", so Peiffer, der sich weit aus dem Fenster lehnt: "Einen besseren Benedikt Doll kenne ich nicht."

Neben den beiden Hoffnungsträgern gibt es aber noch andere DSV-Athleten, die sich in guter Verfassung befinden. Roman Rees steht im Gesamtweltcup unter den Top 10. Lesser: "Mit ihm haben wir einen zweiten starken Mann. Das gefällt mir richtig gut, was er in dieser Saison zeigt." Bei den Frauen weiß auch Vanessa Voigt zu überzeugen, die laut Lesser bei der WM beweisen könne, dass sie in die Weltspitze gehört.

Was ist in den Staffeln drin?

Traditionell stark ist Deutschland bei den Staffelrennen. Im Staffel-Weltcup der Männer sind die Deutschen Zweite, bei den Frauen Dritte. Häufig landen die DSV-Athleten auf dem Podium, für ganz vorne reicht es aber nur selten. Das wird sich laut Lesser auch in Oberhof nicht ändern. "Bei den Männern muss ein Wunder passieren, um Norwegen zu schlagen", so der 34-Jährige. Neben Doll und Rees kommen Johannes Kühn, David Zobel, Justus Strelow und Philipp Nawrath als Staffelläufer infrage.

Auch bei den Frauen seien die Chancen, vor Schweden und Frankreich zu landen, gering. Der Grund dafür liege auf der Hand: "Als hochkarätige Athletin haben wir nur Denise. Ansonsten fehlt mir die Breite, um nach Gold zu greifen." Herrmann-Wick und Voigt sind gesetzt für die deutsche Staffel, außerdem reisen Sophia Schneider, Anna Weidel, Janina Hettich-Walz und Hanna Kebinger nach Oberhof.

Nicht mit dabei sein werden zwei andere Damen: Vanessa Hinz beendete kurz vor der WM ihre aktive Karriere, hatte die WM-Norm allerdings ohnehin nicht erfüllt. Franziska Preuß hinkt seit Wochen ihrer Form hinterher, hat zudem gesundheitliche Probleme und verzichtet deshalb freiwillig auf die Rennen in Thüringen. Lesser: "Das ist sehr bitter, weil sie alles versucht hat, um den Anschluss zu finden. Am Schießstand wäre sie unsere beste Athletin gewesen. Der Schritt ist nicht leicht, aber ich glaube, ihr ist ein Stein vom Herzen gefallen." Dennoch ist der gebürtige Thüringer sicher: "Franziska hat die richtige Entscheidung getroffen."

Das Ziel müsse es sein, bei den Staffelrennen jeweils eine Medaille zu gewinnen. Bei der letzten Biathlon-Weltmeisterschaft 2021 auf der Pokljuka (Slowenien) hat Deutschland insgesamt nur zwei Medaillen gewonnen, beide Silber. Ab wann könnte 2023 von einer erfolgreichen Heim-WM gesprochen werden? "Zwei Staffel-Medaillen wären super, und sowohl bei den Damen als auch bei den Männern eine Einzelmedaille. Vier Medaillen wären ein gutes Ergebnis", meint Peiffer. Etwas weniger hohe Ansprüche hat Lesser, der schon bei zwei Staffelmedaillen sowie einer Einzelmedaille von einem guten Resultat sprechen würde.

Bei den Männern dürften besonders die Norweger ein Medaillen-Hindernis darstellen. Sie dominieren die Weltcup-Saison 2022/2023 nach Belieben. Mit Dominator Johannes Thingnes Bö, Sturla Holm Laegreid sowie Vetle Sjestad Christiansen sind die drei Weltcup-Führenden Norweger. Laut den beiden deutschen Biathlon-Ikonen, die heute beide als Experten für die ARD fungieren, wird sich an der norwegischen Dominanz auch in Oberhof nichts ändern.

Bö auf einer Wellenlänge mit Fourcade?

Vor allem Johannes Thingnes Bö präsentiert sich in grandioser Form. Peiffer vergleicht ihn mit einem der größten Biathleten des letzten Jahrzehnts: "Er ist der dominierende Athlet, darüber sind wir uns alle einig. Es ist ähnlich wie bei Martin Fourcade in der Hochphase: Er setzt in jeder Disziplin Maßstäbe." Laut Lesser könne sich Bö sogar einige Schwächen erlauben. "Selbst wenn er ein paar Prozent schlechter ist, ist er deutlich besser als alle anderen."

Bei den Damen ist die Lage ausgeglichener. Julia Simon (Frankreich) führt vor Elvira Öberg (Schweden) und Lisa Vitozzi (Italien). Die deutschen Damen um Denise Herrmann-Wick dürften also gute Chancen auf Medaillen haben. Und dann könnte die Weltmeisterschaft ein voller Erfolg für Deutschland werden – sowohl für die Region Oberhof als auch für das deutsche Biathlon.

Verwendete Quellen
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