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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Von Form bis Teamwechsel Das sind die Gründe für Kittels Tour-Pleite
Nach elf Etappen ist bei der Tour
Als sich Marcel Kittel am Mittwoch auf der elften Etappe der Tour de France ins Ziel quälte, waren ihm die Anstrengungen der vorangegangenen 108,5 Kilometer in den Alpen ins Gesicht geschrieben. Am Ende lag der 14-fache Tour-Etappensieger über 40 Minuten hinter Sieger Geraint Thomas. Die Konsequenz: Aufgrund der überschrittenen Karenzzeit ist die Tour für Kittel beendet.
Im Vorjahr hatten die Franzosen den 30-Jährigen nach fünf Etappensiegen – in Anlehnung an Franz Beckenbauer – noch "Le Kaiser" genannt. Doch bei der Tour 2018 lief es gar nicht, mehr als ein dritter Platz zum Start sprang nicht heraus. Die Gründe:
Die harten letzten Etappen
Auch im Vorjahr beendete Kittel die Tour nicht – damals schaffte er es allerdings bis zur 17. Etappe, auf der ihn ein schwerer Sturz bremste. Dass 2018 bereits nach elf Teilstücken Schluss war, liegt vor allem an den letzten Tagen: Am Sonntag das beinharte Teilstück nach Roubaix, bei dem es 22 Kilometer über Pflastersteine ging; am Dienstag die erste Alpenetappe mit teilweise extrem steilen Rampen, Schotterpisten und unbefestigten Feldwegen; am Mittwoch dann ein nur etwas mehr als 100 Kilometer kurzes Teilstück mit drei harten Bergen, bei dem von Anfang an massiv attackiert wurde – das war in der Summe einfach zu viel.
Kittels resignierender Kommentar gegenüber "Radsport-news.com": "Was mir zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass ich mich nicht hängen ließ, sondern Gas gegeben habe. Selbst mit zehn Prozent extra Form hätte ich keine Ahnung gehabt, wie ich so eine Etappe hätte überleben können."
Die Form
Fünf Tour-Etappensiege wie 2017 sind einfach eine absolute Ausnahme. In dieser Saison war Kittels Form – beinahe erwartungsgemäß – nicht so überragend wie im Vorjahr. Das sagt er auch selbst: "Jedes Jahr läuft ein wenig anders. Es ist schon so, dass nicht alles rund lief." Ein Indiz: Bisher hat Deutschlands Top-Sprinter zwei Saisonsiege auf dem Konto. Im Vorjahr waren es vor der Tour acht. Außerdem war er gesundheitlich angeschlagen: "Ich war noch mal krank eine Woche, musste Antibiotika nehmen und das steckt man nicht so einfach weg. Insgesamt hatte ich in diesem Jahr körperlich mehr Mühe."
Der Teamwechsel
Vor der Saison ging Kittel vom Team Quick-Step zu Katusha Alpecin. Damit verließ er eine optimal auf ihn abgestimmte Mannschaft mit einem eingespielten Sprintzug – unter anderem, um einen Interessenskonflikt mit Megatalent Fernando Gaviria zu vermeiden, der bei der aktuellen Tour bereits zwei Etappensiege eingefahren hat. Bei Katusha Alpecin traf Kittel zwar auf eine große deutsche Fraktion, angeführt von seinem Kumpel Tony Martin, doch naturgemäß braucht es Zeit, damit sich die mannschaftstaktischen Abläufe im Sprint einspielen. Kittel war dass bewusst: "Jedes Mal, wenn man das Team wechselt, muss man sich wieder an alles gewöhnen, auch das Team muss sich an mich gewöhnen, das ist eine Herausforderung." Das Fazit nach dem Tour-Aus des 30-Jährigen ist klar: Noch ist Sand im Sprint-Getriebe des Kittel-Teams. Darum wusste wohl auch Kollege Rick Zabel, der vor der Tour im Interview mit t-online.de äußerte: "Da wir in diesem Jahr bisher nicht vom Erfolg verwöhnt waren, ist das Ziel ein Etappensieg. Weiter wollen wir erst einmal nicht denken!"
Die Teamchemie
Nach der unbefriedigend verlaufenen ersten Woche stellte Sportdirektor Dimitri Konyschew Kittel öffentlich bloß. In der französischen Sportzeitung "L'Equipe" wetterte der Russe: "Wir bezahlen ihm eine Menge, aber er ist nur an sich selbst interessiert." Vor dem Mannschaftszeitfahren am dritten Tour-Tag habe Kittel während der Teambesprechung mit seinem Handy herumgespielt. "Das hat mir zu verstehen gegeben, dass ich ihn nicht interessiere." Er habe sich Kittel allerdings "nicht ausgesucht."
Konyschews Wutausbruch ist ein klarer Hinweis auf atmosphärische Störungen innerhalb des Teams, in dem auf der einen Seite die deutschen Fahrer um Kittel und Martin stehen und auf der anderen die russischen um Ilnur Zakarin, den Mann für die Gesamtwertung.