Tour de France Nur noch ein Wunder kann Evans retten
Das war's wohl für Cadel Evans bei der Tour de France: Auf der Königsetappe in den Pyrenäen musste der Titelverteidiger einen deprimierenden Einbruch hinnehmen und verlor auf dem 197 Kilometer langen Teilstück von Pau nach Bagneres de Luchon fast fünf Minuten auf Spitzenreiter Bradley Wiggins. Der Brite wiederum gab sich keine Blöße und verteidigte unter Mithilfe seines erneut bärenstarken Teamkollegen Christopher Froome souverän das Gelbe Trikot. (Gesamtergebnis im Überblick)
Evans war nach dem Fiasko völlig deprimiert. "Das war nicht mein normales Level. Die Tour ist für mich jetzt vorbei. Wenn man zwei Stunden vor dem Rennen Magenprobleme hat, kann man einfach nicht viel tun", sagte der Vorjahresgewinner. Derweil zeigte Frankreichs Liebling Thomas Voeckler einen Husarenritt auf der 16. Etappe und feierte den zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Tour de France. Der Europcar-Profi setzte nach den vier Berg-Klassikern Aubisque, Tourmalet, Aspin und Peyresourde vor dem Dänen Chris Anker Sörensen durch. (Etappenergebnis im Überblick)
Wiggins souverän - Evans verzweifelt
Wiggins hatte bei der Hiteschlacht mit über 30 Grad zumeist alles im Griff. Lediglich ein Angriff des Italieners Vincenzo Nibali am letzten Anstieg des Tages, dem Col de Peyresourde, brachte ihn kurz ins Schwitzen. Insgesamt waren Wiggins' Konkurrenten aber zu verhalten oder auch nicht fähig genug, um den Mann in Gelb ernsthaft zu gefährden. Nibali und auch Andre Greipels Teamkollege Jürgen Van den Broeck waren nicht imstande, die Sky-Dominanz zu brechen.
Bereits beim vorletzten Anstieg auf den Col d'Aspin war Evans die Luft ausgegangen, der BMC-Kapitän konnte dem Tempo der Favoriten nicht folgen. Dort machte vor allem das Team Liquigas um Nibali Druck, dicht gefolgt von Sky mit Wiggins und Froome. Der 35 Jahre alte Evans versuchte auf der Abfahrt wieder Boden gut zu machen, schaffte zwischenzeitlich wieder den Anschluss.
Doch hinauf zum Col de Peyresourde wurde der verzweifelte Australier erneut abgehängt. "Es war ein schlechter Tag. Er hat unter der Hitze gelitten", sagte Teamkollege Tejay van Garderen. Über acht Minuten liegt Evans nun hinter der Spitze, selbst das Podium in Paris scheint außer Reichweite.
Voigt zeigt großes Kämpferherz
Den Frust und die Enttäuschung über die Ereignisse in seinem Team RadioShack-Nissan, das von der positiven Dopingprobe Schlecks erschüttert worden war, steckte Altmeister Jens Voigt indes in eine seiner charakteristischen Attacken. Der 40-Jährige zählte zu einer Fluchtgruppe mit 38 Fahrern, die sich schon vor dem ersten Anstieg gebildet hatte und der auch der spätere Sieger angehörte.
Auf dem Col du Tourmalet, über den Voigt im Vorjahr mit einem Kraftakt die Favoritengruppe auseinanderfuhr, war der Berliner wieder prominent im Bild. Vor dem Dach der Tour 2012 hatten sich jedoch Voeckler und Landsmann Brice Feillu von ihren Gefährten abgesetzt. Voeckler, der bereits das zehnte Teilstück der Großen Schleife gewonnen hatte, dominierte das Rennen, sammelte reihenweise Bergpunkte und sicherte sich letztlich auch das Bergtrikot.
Am letzten Berg geht die Puste aus
Voigt jagte dem Elsässer zwar hartnäckig hinterher, am letzten Berg des Tages ging dem Routinier aber die Puste aus. Voeckler schüttelte auch seinen Begleiter ab und holte den insgesamt vierten Tour-Tagessieg seiner Laufbahn. Voigt blieb nur ein ehrenvoller sechster Platz.