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Tour de France: Evans steht vor dem Gesamtsieg, Martin gewinnt Etappe


Tour de France
Evans vor Gesamtsieg, Martin bejubelt Etappenerfolg

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 23.07.2011Lesedauer: 3 Min.
Känguru küsst Löwe: Der Australier Cadel Evans bei der Ehrung des Trägers des Gelben Trikots.Vergrößern des Bildes
Känguru küsst Löwe: Der Australier Cadel Evans bei der Ehrung des Trägers des Gelben Trikots. (Quelle: dpa)

Cadel Evans und Tony Martin sind die großen Gewinner des entscheidenden Zeitfahrens der 98. Tour de France. Während der Australier vor seinem ersten Gesamtsieg steht, fuhr der Deutsche auf den 42,5 Kilometern der 20. Etappe rund um Grenoble zu seinem ersten Tageserfolg bei der Frankreich-Rundfahrt. Zu den großen Verlieren am vorletzten Tour-Tag gehörte Andy Schleck. Der Luxemburger, der noch am Freitag das Gelbe Trikot übernommen hatte, verlor dieses im Kampf gegen die Uhr wieder. (Die Tour-Ergebnisse im Überblick)

Evans machte im Zeitfahren, das er auf Rang zwei Sekunden beendete (sechs Sekunden zurück), die 57 Sekunden Rückstand auf Schleck locker wett und drehte den Spieß förmlich um: Er geht nun mit 1:34 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten auf die Schlussetappe am Sonntag nach Paris.

"Könnte die Welt umarmen"

"Ich bin überglücklich, am Ende habe ich nur noch gebannt auf den Fernseher geschaut", sagte Martin, dem Evans noch bedenklich nahe gekommen war. "Im Moment könnte ich die ganze Welt umarmen", sagte der HTC-Profi weiter. Nach Andre Greipel, der das zehnte Teilstück gewonnen hatte, sorgte Martin für den zweiten deutschen Etappensieg bei der diesjährigen Tour.

Als Tony Martin in 55:33 Minuten die Ziellinie überquerte, wusste er seine Leistung gleich einzuschätzen. Mit strahlendem Lächeln und geballter Faust passierte der Fahrer vom Team HTC-Highroad die letzten Meter zum größten Erfolg seiner Laufbahn. Im Ziel brach Martin vor Erschöpfung regelrecht zusammen und lag mit geschlossenen Augen erst einmal eine gefühlte Ewigkeit am Boden. "Der Etappensieg war immer ein großer Traum von mir", sagte Martin.

Dominanz von Beginn an

Der gebürtige Cottbuser dominierte von Beginn an. Mit kraftvollem Tritt, weit aufgerissenem Mund und entschlossenem Gesichtsausdruck stürmte Martin über die Strecke und ließ nie einen Zweifel an seinem Vorhaben aufkommen. Sein entscheidender Vorteil war, dass er den schwierigen Parcours mit zwei Steigungen im Gegensatz zu vielen Gegner bestens kannte. Im Juni gewann er auf exakt demselben Kurs schon das Zeitfahren bei der Dauphiné Libéré. "Das hat mir unglaubliches Selbstvertrauen gegeben."

Dennoch hätte ihn ein Malheur beinahe um den Erfolg gebracht, als er einem Sky-Begleitwagen nur knapp ausweichen konnte. "Ich habe mein Körpergewicht in letzter Sekunde noch verlagert", sagte Martin. Der Etappensieg lag nach seinem Rennen auf dem Asphalt 300 Meter hinter der Ziellinie und hatte alle Viere von sich gestreckt. "Dieser Etappensieg hat mich entschädigt. Aber sportlich gesehen, nicht für die Autogramm-Karte, wäre mir ein achter Platz im Gesamtklassement lieber gewesen", sagte der 26-Jährige, nachdem er wieder etwas zu Luft gekommen war.

Erster australischer Gesamtsieg

Auch für Evans steht ein Traum vor der Erfüllung. Nachdem der Australier schon zweimal Zweiter (2007 und 2008) war, fehlen ihm noch die 95 Kilometer bis Paris zum ersten Toursieg. Da es in Paris traditionell keinen Angriff auf das "maillot jaune" gibt, steht dem ersten australischen Gesamtsieg in der Tour-Geschichte nichts mehr im Wege. Dennoch wollte Evans noch nicht in Jubelstürme ausbrechen.

"Ich bin sehr stolz. Es ist einfach unglaublich. Aber es kommt noch ein Tag, da kann noch viel passieren. Ich hoffe, es regnet in Paris nicht. Nicht, dass es ein Drama auf dem Kopfsteinpflaster der Champs Elysees gibt. Ich wollte einfach nur die beste Tourleistung abliefern, die ich bringen konnte. Ich wusste, dass ich in der Lage bin, die Rundfahrt zu gewinnen. Ich hoffe, die Leute in Australien haben das genossen", sagte Evans. Und der designierte Tour-Sieger erklärte weiter: "In diesem Jahr war ich zum ersten Mal bei der Tour in Topform. Ich habe vor 20 Jahren meine erste Tour im Fernsehen gesehen und mich seither voll dem Radsport gewidmet."

Schlecks auf dem Podium

Die Schleck-Brüder, Kapitäne des Teams Leopard Trek, können sich dagegen ihren großen Traum erneut nicht erfüllen. Zum dritten Mal nach 2009 und 2010 wird Andy die Große Schleife als Zweiter beenden, Frank steht als Dritter am Sonntag zum ersten Mal auf dem Podium.

"Wir sind stolz auf euch, Jungs", teilte deren Rennstall Leopard-Trek via Twitter mit. Mehr war aus dem Team nicht zu erfahren. Für Alberto Contador, Dritter im Zeitfahren, bleibt nur Rang fünf. Der Spanier verlor zum ersten Mal seit 2007 eine der großen drei Landesrundfahrten, bei der er am Start war.

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