Tour de France Die Tour schadet der Umwelt
Plastiktüten, Pappschilder, Grillreste: Wenn sich die Radprofis der Tour de France die steilen Pässe der Pyrenäen und Alpen hinauf quälen, leidet auch die Umwelt zunehmend. Auf einer Etappe bleiben da schon einmal 20 Tonnen Müll liegen, wenn Hunderttausende an den Col du Galibier oder nach Alpe d'Huez strömen. Teilweise campieren die Fans schon zwei Wochen vor der Etappe an den legendären Tour-Anstiegen, um sich einen Platz in der ersten Reihe zu sichern.
Spaß ja, Regeln nein
Bei der Tour ist die Natur zudem besonders verletzlich. Die Strecke führt durch geschützte Bergwiesen, an unberührten Tälern und Bächen vorbei, auf mehrere Zweitausender der Alpen und Pyrenäen. An manchen Tagen kommen eine halbe Million Zuschauer. "Wenn solche Veranstaltungen einmal laufen, ist es für die Umwelt bereits zu spät", so Sven Teske von Greenpeace International.
Alle wollten dann nur noch Spaß haben und keine Regeln hören. Teske war mit einem Greenpeace-Team für die grüne Planung der Olympischen Spiele von Sydney verantwortlich, die als beispielhaftes ökologisches Sportereignis in die Geschichte einging.
90 Prozent der Souvenirs werden weggeworfen
Schon vor der ersten Etappe sollten laut Greenpeace die Verantwortlichen ökologisch planen. Zum Beispiel sollten sie kompostierbare Trinkbecher anbieten, die sehr leicht recycelt werden können und ungefährlicher sind als Glas. Das größte Problem stellen allerdings die vielen Firmen da, die bei großen Events wie der Tour de France oder Olympischen Spielen Souvenirs wie Fähnchen, Sticker, Plastikanstecker, Hochglanzbroschüren und Kappen verteilen.
Insgesamt fliegen in den drei Wochen der Tour 16 Millionen Geschenke von der Werbekarawane in die wartende Menge. "Zu über 90 Prozent werden diese Dinge weggeschmissen", sagt Teske aus Erfahrung. Aber es sei unglaublich schwer, diese Firmen zu belehren. "Sie haben meistens die Haltung: Wir bezahlen für unseren Auftritt, also ist uns auch alles erlaubt."
Seit 2007 ein ökologisches Konzept
Zumindest die Tour-Leitung hat sich seit 2007 ein ökologisches Konzept verschrieben. Seitdem weisen Lautsprecher-Durchsagen die Zuschauer darauf hin, ihren Abfall zu entsorgen. In jeder Stadt soll seitdem ein Koordinator für einen sauberen Ort auch nach der Durchfahrt des Pelotons sorgen. Außerdem drucken die Organisatoren alle Publikationen auf umweltfreundlichem Recycle-Papier. Grundsätzlich ist es aber den einzelnen Regionen vorbehalten, für eine saubere Tour zu sorgen.
Aber die Tour könnte noch grüner werden. Französische Umweltorganisationen fordern mehr Busse und Nahverkehr zu den einzelnen Etappen, sodass nicht tausende Autos und Geländewagen in der Berglandschaft gefahren und geparkt werden müssen. Die Tour-Leitung könne mit guten Beispiel voran gehen und Hybridautos für ihren Konvoi nutzen.
Biologisch abbaubare Trinkflaschen
Eine belgische Umweltgruppe ging einmal sogar soweit, Rennfahrer nach einer Profiveranstaltung wegen "mutwilliger Verschmutzung der Umwelt" anzuzeigen, weil sie ihre Trinkflaschen und Verpackungen von Energieriegeln in die Büsche geschmissen hatten. Aber auch für dieses Problem gibt es mittlerweile Abhilfe: Hersteller von Sportlernahrung haben Bio-Flaschen entwickelt, die biologisch abbaubar sind und sich nach einiger Zeit selbst zersetzen. Und die Profis bei der Tour werden mit 30 Euro zur Kasse gebeten, wenn sie ihre Flaschen einfach wegwerfen.