Tour de France 2010 Voigt erstaunt sogar seine Teamkameraden
Andy Schleck
"Ich will nach Paris. Ich kann doch nicht zwei Jahre in Folge bei der Tour aufgeben", sagte Voigt. Schließlich habe er schon im letzten Jahr nach einem Sturz aussteigen müssen. Da war es wieder, das Kämpferherz, das den beliebten Mecklenburger in 13 Tour-Jahren so ausgezeichnet hat. Aufgeben ist für ihn kein Thema, dabei hat es Voigt mal wieder schwer erwischt.
Voigt: "Rippenbrüche sind überbewertet"
Hautabschürfungen und Prellungen am linken Knöchel, an den Knien, an der Hüfte, an den Ellbogen und an der Schulter. Dazu musste sein linker Ellbogen mit fünf Stichen genäht werden. Am schlimmsten schmerzen die Rippen, aber auch das nimmt der frühere Gewinner der Deutschland-Tour mit Humor: "Die Rippen fühlen sich eklig an, wenn ich mich bewege. Ich will eigentlich gar nicht wissen, was damit ist. Ich weiß, dass es weh tut. Ob gebrochen oder nicht, ist da unerheblich. Rippenbrüche sind eh überbewertet." Der Radprofi verzichtete auf eine Röntgenuntersuchung. "Es ist doch eh egal, ob die Rippe gebrochen oder geprellt ist. Machen kann man da sowieso nichts. Außerdem bin ich kein Freund von Röntgen-Untersuchungen", sagte er.
Auf der Abfahrt vom Peyresourde hatte sich der Sturz während der 16. Etappe ereignet. Der Reifen des Vorderrades war geplatzt. "Ich hatte gerade noch Zeit zu denken 'Okay, das tut jetzt weh', dann lag ich auch schon da", schilderte Voigt die Szene. Was folgte, war eine weitere Episode aus Voigts verrücktem Radsport-Leben.
Nein zum Besenwagen, Ja zum Amateurrad
Das Angebot des Besenwagens schlug er dankend aus. Da seine Rennmaschine hinüber und das Begleitfahrzeug weit voraus war, schnappte er sich das Rad eines Jugendfahrers ("Das war quietschegelb und viel zu klein") und machte sich auf die Jagd nach dem enteilten Feld. 15 Kilometer weiter stand dann ein Gendarm, der Voigts Ersatzmaschine bereithielt, mit der es schließlich über den Tourmalet und den Aubisque ging. Am Ende fuhr Voigt im Gruppetto nach Pau.
Es sind diese Geschichten, die ihn auch in Frankreich zu einem Publikumsliebling machen. Es ist sein unermüdlicher Einsatz, mit dem er in seiner Karriere schon zwei Etappen bei der Tour gewonnen hat und zweimal ins Gelbe Trikot gefahren ist. Und Voigt kann wieder lachen, dabei war der Sturz ein Deja-vu der unangenehmen Art.
Sturz 2009: Brüche im Gesicht und Gehirnerschütterung
Am 21. Juli 2009, also fast exakt ein Jahr zuvor, war Voigt auf der Abfahrt des Kleinen Sankt Bernhard bei Tempo 80 zu Fall gekommen und hatte dabei Brüche an Jochbein und Kiefer sowie eine Gehirnerschütterung erlitten. Wochenlang war der Routinier daraufhin ausgefallen, aber so wollte er sich nicht von der Tour verabschieden. Die Champs Elysees will er auf jeden Fall erreichen, und ein Abschied für immer, wie etwa beim einen Tag jüngeren Lance Armstrong, soll es auch nicht sein.
"Es ist kein Geheimnis, dass ich noch ein Jahr fahren will", sagte Voigt, dessen Vertrag ausläuft. "Mein erster Ansprechpartner ist Bjarne Riis, aber in der Tour wird noch keine Entscheidung fallen." Jetzt wolle er erst einmal ankommen. In Paris.