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Junge, erfolgreiche Radprofis: Generation Bernal erobert die Tour de France


Junge, erfolgreiche Radprofis
Generation Bernal erobert die Tour de France

Von dpa
11.09.2020Lesedauer: 3 Min.
Der Kolumbianer Egan Bernal gewann 2019 die Tour de France.Vergrößern des Bildes
Der Kolumbianer Egan Bernal gewann 2019 die Tour de France. (Quelle: Thibault Camus/AP/dpa./dpa)

Puy Mary (dpa) - Als Jan Ullrich 1997 die Rampen nach Andorra hinaufstürmte und kurz darauf mit gerade einmal 23 Jahren in Paris das Gelbe Trikot überstreifte, war schnell von einem Jahrhunderttalent die Rede. Aktuell scheinen die Uhren im Radsport noch schneller zu ticken.

Denn eine noch jüngere, goldene Generation schickt sich an, die Branche zu dominieren. Der kleine Kolumbianer Egan Bernal stieg im vergangenen Jahr mit 22 Jahren und 196 Tagen zum jüngsten Toursieger seit 1909 auf.

In diesem Jahr fliegt der erst 21-jährige Slowene Tadej Pogacar bei seiner Premiere famos die Berge hoch. Und der 22-jährige Marc Hirschi ist nicht erst seit seinem Etappensieg in Sarran am Donnerstag die Entdeckung der Rundfahrt. Nicht zu vergessen ist der 20-jährige Remco Evenepoel, der zwar mit einem Beckenbruch momentan im Krankenbett liegt, aber in seiner belgischen Heimat bereits als der neue Eddy Merckx gilt.

Wie ist das möglich? Teamchef Ralph Denk vom deutschen Bora-hansgrohe-Team sieht einen gesellschaftlichen Wandel bei der neuen Generation. "Die Jugend ist deutlich selbstbewusster und nicht mehr so demütig", sagt Denk der Deutschen Presse-Agentur. Aber auch die Teams seien jetzt viel professioneller in der Nachwuchsförderung. "Die Mannschaften haben mittlerweile das Wissen und den Willen, mit den jungen Rennfahrern zu arbeiten. Sie machen sich Gedanken über Renneinsätze, über Training und setzen sich intensiver mit ihnen auseinander. Früher galt mal: Wir nehmen den Jungen hart ran. Wenn er dann immer noch aufsteht, dann ist er kein Schlechter."

So mussten sich einst die Jungstars lange Jahre als Helfer hinten anstellen. Miguel Indurain, der letzte Fünffachsieger bei der Tour, war lange Zeit Edeldomestike von Pedro Delgado. Erst im Alter von 27 Jahren gewann er seine erste Tour. Auch Chris Froome war bei seinem ersten von vier Siegen bereits 28. "Eine neue Generation ist herangewachsen und lässt uns aussehen wie alte Kerle. Fahrer wie Evenepoel, Pogacar und Bernal sind phänomenal. Es ist kaum zu glauben, wie gut sie in so jungem Alter schon sind", sagte Froome, der mit 35 Jahren an seiner Rückkehr in die Weltspitze arbeitet, zuletzt in einem Interview des "Telegraaf".

Froome hat die Entwicklung von Bernal im Ineos-Team miterlebt. Der Kolumbianer ist quasi das Paradebeispiel für eine Bilderbuchkarriere. Bereits im Alter von 19 Jahren verließ er seine Heimat und ging nach Italien zum zweitklassigen Team Androni Giocattoli. Zwei Jahre später holte ihn Dave Brailsford zum britischen Super-Rennstall. Dort nahm sich Bernal den großen Froome zum Vorbild, lernte in wenigen Monaten Englisch und auch sonst alles, was es zu einem Toursieger braucht. "Ich habe ihn immer beobachtet und mir einiges abgeschaut", sagt er.

Für Evenepoel hätten auch noch andere Türen offengestanden. Mit 16 Jahren spielte er in der belgischen Fußball-Juniorenauswahl. Den Halbmarathon lief er in beachtlichen 1:13 Stunden, doch seine Liebe war der Radsport. Keine schlechte Wahl, holte er 2019 doch mit 19 Jahren und 243 Tagen bereits WM-Silber. Pogacar war gerade einmal 20, als er bei der Spanien-Rundfahrt drei Etappen gewann und den dritten Gesamtrang belegte. Und spätestens seit Donnerstag kennt die Radsport-Welt auch Hirschi, als der 22-Jährige nach einem Soloritt erstmals triumphierte. Hirschi kommt aus dem deutschen Sunweb-Team, das mit Nachwuchsprogrammen in die Jugend investiert.

Das nächste Juwel soll der 18-jährige Augsburger Marco Brenner sein, der gleich für vier Jahre verpflichtet wurde. Auch Lennard Kämna ist bei Sunweb in die Lehre gegangen und gilt mit 24 Jahren als Riesentalent. Dazu ist er in seinem Auftreten ausgesprochen reif. "Wenn ich überlege, wie ich mit 21, 22 war. Da war ich froh, dass mich keiner angesprochen hat, sagt sein Bora-Teamchef Denk.

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