"Wie bei der Mafia" LeMond fordert Haftstrafe für Armstrong
2001 hatte der ehemalige Radprofi Greg LeMond über Verbindungen zwischen dem Doping-Arzt Michele Ferrari und Lance Armstrong gesprochen. Danach war er jahrelang von Armstrong und seinem PR-Team unter Druck gesetzt worden. Jetzt fordert der dreimalige Tour-de-France-Sieger LeMond eine Gefängnisstrafe für Armstrong.
"Was er mit den Leuten gemacht hat, die gegen ihn etwas sagten. Das Verhalten ist kriminell. Dafür sollte er ins Gefängnis wandern", sagte LeMond der "Sport Bild". Armstrong habe nicht nur gedopt, er habe den gesamten Radsport kontrolliert und jedem gedroht, der etwas über die Doping-Vorfälle gewusst oder geahnt habe.
Nachdem LeMond öffentlich über Armstrongs möglichen Kontakt zur Doping-Szene gesprochen hatte, sprang dessen "PR-Maschine an". "Ich wurde ein paar Jahre lang nicht zur Tour eingeladen, weil er dafür gesorgt hat. Es war bizarr, dass ein Mensch mehr Macht als der ganze Sport zusammen hatte", bedauerte der Amerikaner.
Armstrong habe sich auf ihn eingeschossen, in jedem Geschäft, dass LeMond anfing seine Finger im Spiel gehabt, so der frühere Radprofi weiter. Armstrongs Firma hätte sogar negative Artikel platziert, um die Glaubwürdigkeit von LeMonds Aussagen in Frage zu stellen. Erst die Bestätigung der Doping-Einnahmen durch die Agentur Usada und Armstrongs Geständnis in der Oprah-Winfrey-Show hätten der Öffentlichkeit bewiesen , dass er immer wieder gelogen hatte.
Sieg ohne Doping muss möglich sein
"Er hat über die Jahre so viele Chancen gehabt, die Wahrheit zu sagen. Falls die Behörden dem Ganzen nicht nachgegangen wären, hätte er bestimmt nie geredet. Er hätte die Leute weiter terrorisiert", glaubt LeMond. Aber Armstrong könnte sich seiner Meinung nach noch retten: "Wenn er alles offenlegen und echte Reue zeigen würde, sehe ich eine Chance. Echte Reue!"
LeMond konnte nach Armstrongs Verbannung aus dem Radsport erst in diesem Jahr wieder in "seiner Sportart" aktiv werden und arbeitet seitdem als TV-Experte. Er verstehe zwar die schwierige Situation der Fahrer, die unter Druck stünden, aber der Weltverband UCI müsse Siege ohne Doping möglich machen.
"Ullrich wäre der Gewinner gewesen"
Jan Ullrich sieht der 52-Jährige als einen weiteren Verlierer von Armstrongs Vergehen. Ohne Doping wäre Armstrong nur in die Top-30 der Tour gefahren, schätzt er. "Und Ullrich wäre dann immer der Gewinner gewesen. Da bin ich absolut sicher. Ich habe es immer so gesehen, dass er der beste Fahrer dieser Generation war."
Im Radsport seien immer mehr Menschen "wie bei der Mafia" in die Probleme verwickelt gewesen. Aber jetzt, da Armstrong aufgeflogen ist, hofft LeMond, dass der Sport wieder gesünder wird. "Ich glaube, dass Armstrong erst fallen musste, bevor es eine echte Veränderung geben konnte."