Guten Morgen aus Paris Es ist eine Qual
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bei Olympia kämpfen die Athletinnen und Athleten um Medaillen. Was dabei meist unterschätzt wird: das Mentale.
Bonjour liebe Leser,
sicher kennen Sie das Gefühl, wenn Sie etwas erreichen wollen und Ihr Körper Ihnen aber sagt, er würde am liebsten aufhören. Vom Joggen vielleicht. Worauf es dann ankommt, ist neben Ihrer Verfassung Ihr Kopf. Ihre Fähigkeit, sich zu fokussieren.
Bei den Olympischen Spielen wird immer über die sportliche Leistung gesprochen. Darüber, ob ein Athlet eine Medaille gewinnt. Viel zu wenig wird in meinen Augen das Mentale bedacht. Diese herausragende Leistung, sich zurückzukämpfen, wenn die Muskeln schon schmerzen. Wenn der Körper sagt: Es geht nichts mehr, sich die Sportler aber doch noch mal zu Höchstleistungen quälen.
Zehnkämpfer Niklas Kaul sagte mir: "Das Mentale macht im Wettkampf 50 Prozent aus. Das Training vorher ist gemacht, daran kann ich dann nichts mehr ändern. Danach findet der Wettkampf nur noch im Kopf statt." Gesehen habe ich das am Mittwoch, beim letzten Karriere-Match von Angelique Kerber. Die Tennisspielerin sagte während des Wettkampfes "Ich kann nicht mehr" zu ihrem Coach. Was sie dann aber tat, war beeindruckend. Obwohl sie sichtlich keine Kraft mehr hatte, konterte sie Matchball um Matchball ihrer Konkurrentin. Auch wenn es am Ende im Tiebreak nicht zum Sieg reichte, Kerber konnte erhobenen Hauptes den Platz verlassen.
US-Superstar Simone Biles sagte nach ihrer Team-Medaille am Dienstagabend, dass sie den Tag mit einer Therapiesitzung begonnen hatte. Warum? Weil heutzutage eben nicht nur die sportliche Leistung entscheidend ist, sondern auch der Kopf. Olympia in Paris hat mir jetzt schon gezeigt: Ein Moment, in dem ein Sportler überraschend eine Runde weiterkommt, kann genauso viel wert sein wie eine Medaille — wenn der Zuschauer sieht, dass mental etwas Großes geleistet wurde.
Das ist heute aus deutscher Sicht relevant
Wer am Donnerstag den ersten deutschen Athleten in Aktion sehen will, muss früh aufstehen. Um 8 Uhr starten die Geher über die 20 Kilometer und auch der deutsche Rekordhalter Christopher Linke wird mit dabei sein. Um 9 Uhr tritt dann das Beachvolleyball-Duo, bestehend aus Nils Ehlers und Clemens Wickler, unter dem Eiffelturm an. Dieses Mal müssen die beiden die Australier Thomas Hodges und Zachery Schubert besiegen, um das Weiterkommen zu wahren. Um 9.50 Uhr ist dann auch Saskia Feige bei den Frauen über die 20 Kilometer Gehen am Start.
Wenn Feige zehn Minuten auf der Strecke ist, beginnen auch die deutschen Basketball-Frauen ihr 3x3-Spiel gegen Kanada. Zudem tritt der Doppelzweier der Männer um 10.42 Uhr im B-Finale an. Am Vormittag müssen auch die Basketballerinnen gegen Japan ran (11 Uhr). Um 11 Uhr tritt dann Anna-Maria Wagner im Judo-Achtelfinale an. Je nachdem, wie sie sich schlägt, könnte ihr ab 16 Uhr eine Medaille winken. Ab 18.15 Uhr findet das Mehrkampf-Finale der Frauen im Turnen statt. Dort hat US-Star Simone Biles erneut Chancen auf eine Medaille. Am Abend treffen die deutschen Handballerinnen zudem auf Dänemark und kämpfen ab 19 Uhr um den Einzug in die nächste Runde. Den Abschluss macht die 4x200-Meter-Freistil-Staffel der Damen in der Schwimmhalle.
Was noch spannend ist
Die 25-jährige algerische Boxerin Imane Khelif tritt um 12.20 Uhr gegen die Italienerin Angela Carini an. Ihre Teilnahme bei den Olympischen Spielen löste Aufregung aus, da der Boxverband IBA sie im vergangenen Jahr von den Frauenweltmeisterschaften in Neu-Delhi ausgeschlossen hatte, weil sie einen Geschlechtstest angeblich nicht bestanden hätte. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) teilte jedoch mit, dass Khelif zugelassen ist. Auch in Tokio trat die Boxerin bereits an und schied im Viertelfinale aus.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag,
Melanie Muschong
- Eigene Beobachtungen vor Ort in Paris