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Olympia 2024: Athletin Malaika Mihambo spricht über Titelverteidigung


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Malaika Mihambo vor Olympia 2024
"Davon bin ich fest überzeugt"

  • Melanie Muschong
InterviewVon Melanie Muschong

20.04.2024Lesedauer: 6 Min.
Malaika Mihambo in Tokio 2021: Nach Paris fährt sie als Titelverteidigerin.Vergrößern des Bildes
Malaika Mihambo in Tokio 2021: Nach Paris fährt sie als Titelverteidigerin. (Quelle: Gladys Chai von der Laage via www.imago-images.de/imago-images-bilder)
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Malaika Mihambo tritt als Weitsprung-Olympiasiegerin in Paris an. t-online erklärt sie, wie sie auf die Titelverteidigung blickt – und spricht über ihre Ziele.

Das Weitsprung-Finale der Olympischen Spiele in Tokio war an Dramatik kaum zu überbieten. Am Ende triumphierte damals Malaika Mihambo. Das Großereignis ist nun knapp drei Jahre her und die Spiele in Paris ab dem 26. Juli stehen bevor.

Das deutsche Leichtathletik-Ass wird dann als Titelverteidigerin am 8. August an den Start gehen. Im Interview mit t-online spricht die 30-Jährige nicht nur über ihre Ziele bei Olympia – und den Druck, der damit einhergeht – sondern blickt auch auf das sportliche Jahr bis dahin.

t-online: Wie geht es Ihnen nach der Verletzung im vergangenen Jahr?

Malaika Mihambo: Mir geht es sehr gut. In der Hallensaison war meine Hauptaufgabe, mich zurückzukämpfen nach dem Muskelfaserriss im vergangenen Jahr. Jetzt starte ich mit einem sehr guten Gefühl in die Saison.

Worauf liegt Ihr Fokus?

Er liegt darauf, gute Wettkämpfe zu machen. Mein Bestes zu geben in den entscheidenden Wettkämpfen, eine sehr gute Leistung abzuliefern und verletzungsfrei zu bleiben.

Sie gehen bei der Europameisterschaft Anfang Juni in Rom an den Start. Ist die EM für Sie eine Generalprobe für Olympia?

Jein. Die EM ist natürlich ein Höhepunkt, aber vor allem eine wichtige Station auf dem Weg zu Olympia. Zwischen beiden Events liegen zwei Monate, da kann sich auch im Training noch viel entwickeln. Ich hoffe, dass ich dann im August auf dem Höhepunkt meiner Leistungsfähigkeit bin.

Viele Sportler lassen die EM aus und konzentrieren sich ganz auf Olympia. Warum Sie nicht?

Natürlich wird das Plateau bei Olympia höher sein als das bei der EM. Aber man kann auch zwei Höhepunkte setzen, ohne damit die Saison zu gefährden. Ich habe dafür die Hallen-Weltmeisterschaften Anfang März ausgelassen.

Trainieren Sie dann jetzt schon mit Blick auf die Olympischen Spiele?

Eher weniger, weil ich immer von Woche zu Woche und Trainingseinheit zu Trainingseinheit denke. Ich bleibe in der Gegenwart und Olympia ist noch sehr weit weg.

Worauf konzentrieren Sie sich dabei?

Nach der Hallensaison bin ich jetzt in einem zweimonatigen Trainingsblock mit zwei unterschiedlichen Trainingslagern, um eine gute Grundlage aufzubauen.

Sie treten in Paris als Titelverteidigerin an. Wie groß ist der Druck?

Nicht groß. Ich kann mit Druck inzwischen gut umgehen. Zudem habe ich in meiner Karriere schon alles erreicht, was ich mir wünschen kann. Für mich bedeutet es daher keinen Druck, das immer wieder zu machen. Ich versuche, aus dieser Leichtigkeit heraus gute Leistung zu erzielen, weil man auch unter zwei Arten von Druck unterscheiden muss.

Die da wären?

Den positiven Druck, den ich schätze: Es ist der Druck in einer Wettkampfsituation, wenn es um etwas geht. Aber es gibt eben auch Druck, der einen in die Knie zwingt. Gerade den habe ich vor allem in der Saison in Tokio vor den Spielen gelernt, für mich zu verarbeiten und abzulegen.

Was ist Ihr Ziel für Paris?

Mein Ziel ist, alles dafür zu tun, mein Bestes zu geben. Auch da geht es darum, handlungsfähig zu sein.

Streben Sie eine Medaille an?

Medaillen hängen nicht nur von meiner eigenen Leistung ab, sondern auch von der der anderen. "Ich will eine Medaille holen" ist keine genaue Anweisung für mich selbst. Ich möchte so gut wie möglich anlaufen, abspringen und landen. Wenn mir das gelingt, kann ich im zweiten Schritt schauen, ob es für eine Medaille gereicht hat.

Bei der Hallen-WM wurde bereits über sieben Meter gesprungen. Sind bei Olympia Weiten um die 7,20 und 7,30 Meter für eine Medaille realistisch?

Im Olympiajahr ist immer viel möglich. Trotzdem kommt es an dem Tag auf die Tagesbestweite an. Wenn es wie bei der EM damals in München regnen sollte, sind andere Weiten drin wie bei Sonnenschein ohne Wolken.

Können Sie persönlich an Ihrer Bestweite kratzen?

Davon bin ich fest überzeugt. Wer den Weitsprung kennt, weiß aber auch, dass nicht nur die Tagesform dazugehört, sondern auch das nötige Quäntchen Glück am Brett. Man muss optimal aufs Brett setzen können, aber auch in einem Abstand zum Brett, bei dem es sich gut springen lässt. Im Idealfall gibt es noch gute Windunterstützung. Weitsprung ist keine Disziplin, bei der man, nur weil man es draufhat, das auch unbedingt zeigen kann.

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Glauben Sie, dass in der Zukunft Sprünge um 7,50 Meter oder 8 Meter möglich sein werden?

Beim Weitsprung ist die Anlaufgeschwindigkeit das Wichtigste. Wenn die Frauen bis dahin auf einem Niveau laufen, was es möglich macht, 8 Meter zu springen, dann ja. Gerade ist das aber in sehr weiter Ferne.

Was braucht es, um sich als Weitspringerin kontinuierlich zu steigern?

Eine hohe Anlaufgeschwindigkeit und noch ein paar andere technische Komponenten, zum Beispiel, wie ich bei einem optimalen Sprung aufs Brett komme. Wenn ich 30 Zentimeter vor dem Brett abspringe, ist es ein schöner und weiter Sprung, aber er wird dann keine Bestleistung sein. Auch der Körperschwerpunkt, der abgesenkt werden muss, ist wichtig. Es braucht gute Landephasen und das richtige Timing in der Luft.

Wo sehen Sie Ihre Stärke?

Von der technischen Komponente ist es bei mir die Geschwindigkeit. Und zum anderen die mentale Stärke: Ich bleibe bei Wettkämpfen unter Druck handlungsfähig.

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Haben Sie eine Routine im Wettkampf?

Im Wettkampf selbst suche ich gerne den Kontakt zum Trainer, stimme mich mit ihm ab. Teilweise kommt mein Trainer ein zweites Mal auf mich zu, weil er noch eine Korrektur hat. Für mich geht es im Wettkampf darum, die perfekte Balance zu finden zwischen An- und Entspannung. Kurz vor meinem Anlauf sammele ich mich und versuche in einen Flow zu kommen, in dem ich Höchstleistung abliefern kann.

Wie wichtig ist Ernährung für Höchstleistung?

Ich habe viele Unverträglichkeiten und musste mir dadurch neue Wege suchen. Ich will mich auch hautpsächlich vegan oder zumindest vegetarisch ernähren und finde das allgemein ein interessantes Gebiet. Unabhängig davon, ob man Leistungssport treibt oder nicht, ist es zielführend, sich mit seiner Ernährung auseinanderzusetzen, damit man energiegeladen durch den Tag gehen kann.

Sie gehören zur absoluten Weltspitze. Deutschland aktuell aber nicht. Der Leichtathletikverband möchte das bis 2028 wieder ändern – ein realistisches Ziel?

Kurzfristig muss man mit dem Potenzial arbeiten, das da ist. Langfristig geht es darum, den Talentpool zu erweitern und eine breitere Basis zu bekommen, damit sich mehr Talente ausprobieren und gesichtet werden können. Es wird Disziplinen geben, in denen das schneller umsetzbar ist, als in anderen. Das muss man individuell betrachten.

Wo sehen Sie da den Weitsprung der Frauen?

Der Frauenweitsprung wird eine Disziplin sein, die anschlussfähig ist. Auch bei den Männern, kann es ein paar Athleten geben, die es an die Weltspitze schaffen können.

Sie hatten selbst mal mit dem Gedanken gespielt, in die USA zu wechseln. Durch die Coronapandemie hat sich das zerschlagen. Können Sie sich vorstellen, nochmal irgendwann in die USA zu gehen?

Es gibt Athleten, denen das Spaß macht, denen sollte man auch keine Steine in den Weg legen. Ich könnte mir allerdings nicht mehr vorstellen, in die USA zu gehen. Nicht nur durch die Coronapandemie hat sich viel bei mir verändert, sondern ich bin auch sehr glücklich mit Ulli (Knapp; Bundestrainer, Anm. d. Red.). Auch familiär war ich zuletzt zu sehr dafür eingebunden.

Wie wichtig ist Ihnen das gute Verhältnis zu Ihrem Trainer Ulli Knapp?

Sehr wichtig, weil es den ganzen Trainingsalltag bestimmt. Wir verbringen sehr viele Stunden miteinander, und es ist schön, wenn man sich in einem tiefgründigen, ehrlich wertschätzenden Rahmen aufhält. Bei uns wird viel gelacht in der Trainingsgruppe. Ob wir zu zweit sind, oder andere Athleten dabei sind, wir haben immer etwas zu erzählen und das macht das Ganze einfach spannend. Das stärkt das Vertrauen und Zusammenwachsen. Wir fühlen uns verbunden.

Inwiefern?

Ich weiß, dass ich mit Ulli gut trainieren kann. Auf der anderen Seite weiß ich, dass ich mich mit allen anderen Themen abseits vom Training auf ihn verlassen kann. Das Gleiche gilt auch umgekehrt. Für mich ist Ulli nicht nur ein Trainer, sondern Mensch und Freund, mit dem ich mich gerne unterhalte. Es ist sehr familiär.

Was müsste in den nächsten Monaten passieren, damit Sie am Ende des Jahres zufrieden auf 2024 zurückblicken?

Wenn ich glücklich bin und ein schönes Lebensjahr verbracht habe. Dazu kann sportlicher Erfolg zählen, muss es aber nicht. Ob dazu ein Olympiasieg gehören muss oder nicht, ist eine andere Frage. Auch letztes Jahr, war für mich ein Jahr mit vielen positiven Ereignissen, die ich nicht missen wollte. Ich stelle den beruflichen Erfolg nicht über den privaten. Ich mache mein Selbstwertgefühl nicht davon abhängig, ob ich Sport machen kann oder ob ich erfolgreich bin oder nicht. Ich fühle mich in meiner Haut wohl. Für mich ist ein erfolgreiches, aber unglückliches Leben weniger erstrebenswert als ein erfolgloses, aber glückliches.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Malaika Mihambo
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