Privatdetektiv macht Entdeckung Olympiasieger täuscht schwere Krebserkrankung vor
Einem der erfolgreichsten Reiter der Szene wird schwerer Betrug zur Last gelegt. Olympiasieger Eric Lamaze soll gleich mehrere Erkrankungen vorgetäuscht haben.
Eric Lamaze ist in der Springreiter-Szene eine geachtete Persönlichkeit. Mehrfach führte er die Weltrangliste seines Sports an, krönte sich im Jahr 2008 in Peking zum Olympiasieger und gewann 2016 in Rio de Janeiro Bronze im Einzelwettbewerb. Doch nun sind schwere Vorwürfe gegen den 55-jährigen Ausnahmesportler publik geworden. Demnach soll der Kanadier gleich zwei Krebserkrankungen vorgetäuscht haben, um einen Prozess wegen Betrugs zu verschleppen.
Über die Anschuldigungen berichtete im Februar dieses Jahres zuerst das Reitfachportal "Horse and Hound". Dem Bericht zufolge hatten zwei Pferdebesitzer aus den USA Lamaze betrügerisches Geschäftsgebaren vorgeworfen, unter anderem soll er ihnen Pferde zu überhöhten Preisen verkauft und sich nicht an finanzielle Vereinbarungen gehalten haben. Sie beschuldigen Lamaze, sie um mehr als 1,3 Millionen US-Dollar geschädigt zu haben.
In einem weiteren Fall, der ins Jahr 2010 zurückgeht und über den die kanadische Zeitung "The Globe and Mail" berichtet, soll Lamaze einer Reitfarm in Ontario, Kanada, ebenfalls drei Pferde zu überhöhten Preisen verkauft habe. Die Eigner des Reitstalls gingen daraufhin juristisch gegen den Olympiasieger vor, doch der Prozess zog sich über viele Jahre.
Nachdem Lamaze im Jahr 2019 erstmals öffentlich bekannt gegeben hatte, an Krebs erkrankt zu sein, dachte die Familie, der die Pferdezucht in Ontario gehört, offenbar sogar daran, die Klage zurückzuziehen. "Alle zeichneten dieses Bild von ihm, dass er der schillernde Held sei", sagte Karina Aziz, Mitbesitzerin der Iron Horse Farm der "Globe and Mail". "Aber ich fühlte mich von ihm betrogen und deshalb habe ich weiter nach der Wahrheit gesucht."
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Nach der ersten folgte noch eine zweite schwere Diagnose
Nun stellte ein Gericht in Ontario, wo eine der Klagen gegen Lamaze anhängig ist, fest, dass der Reitstar gefälschte medizinische Atteste vorlegte, um den Prozess gegen ihn zu verschleppen. Der Richter warf Lamaze "schweres Fehlverhalten" und "Missachtung des Gerichts" vor.
So soll der hochdekorierte Springreiter dem Gericht drei Schreiben einer auf Krebsbehandlungen spezialisierten Klinik in Belgien vorgelegt haben, denen zufolge er unter einem Glioblastom leidet. Dabei handelt es sich um eine besonders schwere Form des Gehirntumors. Die Erkrankung ist nicht heilbar, die Überlebensrate nach zwei Jahren beträgt unter zehn Prozent.
Erstmals teilte Lamaze dem Gericht 2019 von der Erkrankung mit und behauptete, diese sei bereits 2017 diagnostiziert worden. Wenig später führte er in einem weiteren Schreiben an, der Krebs habe gestreut, nun sei auch noch eine Kehlkopfkrebserkrankung hinzugekommen. Er müsse operiert werden, weshalb es ihm unmöglich sei, an dem Prozess gegen ihn weiter teilzunehmen, so Lamaze über seinen Anwalt.
Doch es kamen Zweifel an den Attesten auf, die den Juristen vorlagen. So war eines der Schreiben auf Niederländisch verfasst, wie sich herausstellte, spricht der Neurochirurg, den Lamaze offenbar als Urheber des Attests angegeben hatte, die Sprache aber gar nicht. Auch die Briefköpfe der Klinik, auf die sich der Springreiter berief, erweckten den Verdacht des Gerichts. Es waren Fälschungen.
Bereits früher wegen diverser Delikte auffällig geworden
Heraus kamen die Täuschungsversuche auch deswegen, weil die Kläger einen belgischen Privatdetektiv beauftragt hatten. Vom Gericht daraufhin befragt, sagte der in dem Attest zitierte Arzt: "Ich habe dieses Dokument nicht verfasst und vor allem kenne ich auch den Patienten nicht, um den es hier geht." Inzwischen hat sogar Lamazes Anwalt sein Amt niedergelegt, weil er sich nicht mehr in der Lage sieht, seinen Mandanten zu vertreten.
Lamaze ist im Laufe seiner Karriere schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. So wurde bei ihm kurz vor den Olympischen Spielen Jahr 1996 eine positive Dopingprobe auf Kokain festgestellt. Der aus schwierigen Verhältnissen stammende Sportler begründete dies mit psychischen Problemen, eine vom kanadischen Reitsportverband ausgesprochene Vierjahressperre wurde daraufhin verkürzt. Lamaze bekam eine zweite Chance.
Kurz vor den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 wurde der international anerkannte Springreiter auf die stimulierende Substanz Ephedrin positiv getestet, eine lebenslange Sperre konnte er jedoch durch den Nachweis abwenden, die Substanz sei durch ein verunreinigtes Nahrungsmittel in seinen Körper gekommen. Auch hier half ein Schreiben, dieses mal vom Hersteller des Nahrungsmittelzusatzes.
Eine Dopingprobe, die Lamaze im Zuge der damaligen Untersuchungen abgeben musste, wies erneut Spuren von Kokain nach. Doch auch diesmal beließ es der Verband Gnade vor Recht ergehen, weil der talentierte Sportler seine schweren psychischen Probleme ins Feld führte, die ihn zum Drogenkonsum verleitet hätten. Sein Anwalt verwies zudem auf Verfahrensfehler, die schließlich erneut zur Aufhebung einer drohenden Sperre führten.
Sein Karriereende hatte Lamaze erst 2022 verkündet. Danach hatte er jedoch weiterhin für den kanadischen Verband als Trainer des Nationalteams gearbeitet.
- horseandhound.co.uk: "Former Olympic champion Eric Lamaze faces horse sales lawsuit"
- insidethegames.biz: "Former Olympic jumping champion Lamaze accused of deception in civil lawsuit" (englisch)
- theglobeandmail.com: "Olympic medalist Eric Lamaze gave fraudulent medical documents to delay lawsuit, court says" (englisch)
- bild.de: "Mega-Skandal um Reitstar. Olympiasieger täuscht Gehirntumor vor"