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Tour de France | Kämna kurz vor dem Ziel eingeholt, Pogacar siegt


Tour de France
Kämna kurz vor dem Ziel eingeholt, Pogacar siegt

Von dpa
Aktualisiert am 10.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Lennard KämnaVergrößern des Bildes
Lennard Kämna wurde auf der siebten Etappe rund 100 Meter vor dem Ziel von den Topstars eingeholt. (Quelle: Jasper Jacobs/BELGA/dpa/dpa-bilder)
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Lennard Kämna konnte die Ziellinie bereits sehen, doch ein Antritt von Dominator Tadej Pogacar und Kronprinz Jonas Vingegaard brach der deutschen Hoffnung 100 Meter vor dem Etappensieg das Herz.

Auf der staubigen und 24 Prozent steilen Skipiste zur Super Plance des Belles Filles siegte einmal mehr Pogacar, während der verbissen kämpfende Kämna auf der siebten Etappe der Tour de France einen beachtlichen vierten Platz hinter Vingegaard und Primoz Roglic ins Ziel rettete. Der 25-Jährige verpasste nach seinem Etappensieg beim Giro auf dem Ätna seinen zweiten großen Coup in diesem Jahr nur um 14 Sekunden.

"Es war super hart. Ich habe mich sehr gut gefühlt und hatte auch sehr gut Power auf dem Pedal. Dann hat es am Ende nicht ganz gereicht. Ich wusste, dass es eng wird mit der kleinen Lücke. Ich kann mir nichts vorwerfen", sagte Kämna in der ARD. Er sei nicht eingebrochen, aber wenn es so steil werde, werde es schwierig. "Ich hätte mir gewünscht, dass das Ziel da vorne ist. Das wäre super gewesen." Auf das letzte Schotterstück hätte er gerne verzichtet. Er sei alles gefahren, was er hatte. Kämna hatte bereits 2020 die Bergetappe der Tour nach Villard-de-Lans gewonnen.

Wlassow kassiert empfindlichen Rückschlag

Bei der ersten Bergankunft der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt baute Pogacar seine Führung in der Gesamtwertung aus und liegt 35 Sekunden vor Vingegaard. Geraint Thomas ist 1:10 Minuten zurück Dritter. Kämnas Kapitän Alexander Wlassow kassierte einen empfindlichen Rückschlag von mehr als einer Minute und rutschte aus den Top Ten der Gesamtwertung. Damit dürfte auch das angestrebte Podium zur Mammutaufgabe für den Russen werden.

Ob nun womöglich Kämna die Kapitänsrolle übernimmt? "Das glaube ich nicht. Es ist natürlich ärgerlich für Alex. Ich denke, er hat den Sturz von gestern doll gemerkt. Das geht nicht spurlos an jemandem vorbei. Jetzt gucken wir mal, was wir die nächsten Wochen machen", sagte der junge Deutsche.

Pogacar wollte Freundin nicht "enttäuschen"

Vorne jubelte mal wieder Pogacar. "Das war echt hart, gerade das letzte Stück. Dann hat Vingegaard attackiert, er war so stark", sagte Pogacar und offenbarte eine ganz besondere Motivation: "Meine Freundin stand im Ziel, die konnte ich nicht enttäuschen. Deswegen wollte ich unbedingt gewinnen. Diesen Sieg habe ich mir schon vor langer Zeit vorgenommen." Freundin Urska Zigart ist ebenfalls Radprofi. Auch Pogacars Eltern standen am sieben Kilometer langen Schlussanstieg an der Strecke.

Am Fuße der Super Planche des Belles Filles hatte Maximilian Schachmann seinen Teamkollegen Kämna als Teil einer Spitzengruppe in Position gebracht, nur der Belgier Dylan Teuns und Simon Geschke folgten. Zunächst attackierte Geschke, der Berliner setzte sich etwas ab. Kämna taktierte, blieb am Hinterrad von Teuns. Erst fünf Kilometer vor dem Gipfel trat der Norddeutsche erneut an, sprang von Teuns vor zu Geschke und lies den deutschen Routinier mit einem weiteren Antritt wenig später hinter sich.

Das deutsche Team Bora-hansgrohe hatte schon vor Tagen durchklingen lassen, einen Fahrer in die Ausreißergruppe schicken zu wollen. Gesagt, getan. Zwar dauerte es die ersten 50 Rennkilometer, bis eine Gruppe stand. Dann waren jedoch Schachmann und Kämna sowie der Cofidis-Profi Geschke in einer siebenköpfigen Gruppe. Der Vorsprung wuchs schnell auf fast drei Minuten und Schachmann fuhr virtuell im Gelben Trikot.

Jumbo-Visma bis zum Schlussanstieg zurückhaltend

Das passte Pogacar offenbar nicht und er ließ sein Team im Feld arbeiten. Der Vorsprung schrumpfte auf knapp unter zwei Minuten und blieb dabei für einige Kilometer. Dann attackierten Kämna und Schachmann vor der ersten Bergwertung des Tages, dem Col de Grosse Pierre. Zwar fuhr die Gruppe letztlich wieder zusammen, doch das Tempo bleib hoch. Pogacars Team arbeitete hinten im Feld, doch die Spitzengruppe fuhr auf mehr als drei Minuten weg. Mit etwa anderthalb Minuten Vorsprung ging es in den Schlussanstieg.

Deutlich zurückhaltender verhielt sich die Mannschaft Jumbo-Visma um den Vorjahreszweiten Vingegaard bis zum Schlussanstieg. Schachmann hatte nach der sechsten Etappe massive Kritik an der Fahrweise des Teams geübt, vor allem an ihrem Star Roglic. "Auf jeden Fall muss Jumbo sich mal ein bisschen einkriegen. Roglic hat wieder diesen Sturz ausgelöst, weil die einfach wie die Kaputten auf den letzten Zentimeter fahren, es nicht können, sich dann an der Straßenkante aufhängen. Das ist eine Gefährdung aller Fahrer und total unnötig", sagte Schachmann.

In der von Schachmann angesprochenen Szene etwa 13 Kilometer vor dem Ziel in Longwy ist durch die TV-Bilder nicht klar zu erkennen, ob Roglic den Sturz am Donnerstag ausgelöst hat. Es ist lediglich zu sehen, wie ein anderer Fahrer zu Fall kommt, Roglic ausweicht und ein Stück durch den Straßengraben fährt. "Wo kein Platz ist, ist halt kein Platz in dem Moment. Man braucht nicht alle ausschalten", sagte Schachmann.

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