Supercup Trotz Supercup-Triumph: Berlin kein Titel-Favorit
Die Füchse Berlin gewinnen zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Handball-Supercup - und formulieren doch nur zurückhaltende Ziele für die kommende Bundesligasaison.
Dem kurzen Jubel folgte keine Party und keine Kampfansage. Der erstmalige Gewinn des Supercups löste bei den Handballern der Füchse Berlin zwar große Freude aus, doch von Euphorie war nach dem 32:30-Sieg gegen Meister und Pokalsieger SC Magdeburg nichts zu spüren.
Schon wenige Minuten, nachdem Kapitän Fabian Wiede im Konfettiregen von Düsseldorf den Silberpokal überschwänglich präsentiert hatte, richtete sich der Blick der Berliner bereits auf die bevorstehende Bundesliga-Spielzeit. Da möchte der Vizemeister zwar wieder vorn mitmischen, doch die Voraussetzungen dafür sind alles andere als optimal.
Angespannte finanzielle Situation
"Wir haben die schwerste Saison überhaupt vor uns. Wir spielen in der Champions League, haben einen kleinen Kader und stehen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen", sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning der Deutschen Presse-Agentur. "Ich kann für uns keine Favoritenrolle ausrufen, damit würde man keinem einen Gefallen tun. Das entspräche auch nicht den Möglichkeiten, die wir haben."
Zwar spült die erstmalige Teilnahme an der Königsklasse seit elf Jahren einige zusätzliche Euros in die Kasse, doch die finanzielle Situation beim Hauptstadt-Club ist angespannt. "Durch den Verlust unseres Hauptsponsors und drei weiteren Partnern sind wir wirklich am Kämpfen", sagte Hanning. Weitere personelle Verstärkungen seien daher momentan ausgeschlossen.
Kein Wunder, dass auch Trainer Jaron Siewert schnell zur Tagesordnung überging. "Wir sind happy, diesen historischen Sieg errungen zu haben. Für den Titel können wir uns aber nichts kaufen", sagte Siewert. Nach der nächtlichen Rückkehr aus Düsseldorf gab er seinen Schützlingen zwei Tage frei, ehe die Vorbereitung auf den Bundesligastart am kommenden Samstag beim ThSV Eisenach beginnt.
Olympia-Teilnehmer mit Problemen
Dann soll vor allem Superstar Mathias Gidsel wieder richtig zünden. Der Rückraumspieler war nur drei Wochen nach dem Olympiasieg mit Dänemark noch weit von seiner Bestform entfernt. "Es ist wirklich schwer, nach Olympia wieder in den Rhythmus zu kommen. Die Energie ist nicht zu 100 Prozent da, und der Kopf nur zu 40 Prozent", räumte Gidsel ein.
Siewert weiß um das Problem, das auch seinen Magdeburger Kollegen Bennet Wiegert plagt. Der muss gleich neun Olympia-Teilnehmer so schnell es geht wieder in die Alltagsspur bringen. "Die Jungs haben zu kämpfen, mental vielleicht sogar mehr als körperlich. Und da reden wir nicht nur über Goldmedaillengewinner. Ich habe auch Jungs in meiner Mannschaft, die sind dorthin gefahren und wollten eine Medaille gewinnen und haben das nicht geschafft. Natürlich haben die damit zu kämpfen", sagte Wiegert.
Berlin formuliert bescheidene Ziele
Im Duell zwischen Meister und Vizemeister waren die Berliner am Ende vor 9.034 Zuschauern etwas gieriger und cleverer als die Titel-Sammler aus Magdeburg, die weiter auf ihren dritten Supercup-Triumph nach 1996 und 2001 warten müssen. "Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie diesen Sieg unbedingt wollte. Vielleicht ein bisschen mehr als Magdeburg", lobte Hanning.
Der Erfolg sei zwar schön, lasse seiner Ansicht nach aber keine Rückschlüsse auf den Bundesliga-Titelkampf zu. Von der Meisterschaft redet in Berlin - zumindest öffentlich - niemand. "Wir sind realistisch genug, dass wir erst einmal unseren Platz gegen Kiel und Flensburg verteidigen müssen", sagte Hanning. "Und auch im Vergleich mit Mannschaften wie Gummersbach, Melsungen oder den Rhein-Neckar Löwen musst du erst einmal besser sein."
- Nachrichtenagentur dpa