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Handball-WM: DHB-Gegner Francisco Costa hat eine tragische Geschichte


Handball-WM
Deutschlands Gegner spielen für ihren toten Torwart


29.01.2025 - 13:34 UhrLesedauer: 4 Min.
Francisco Costa: Der Portugal-Jungstar spielt bei der WM groß auf.Vergrößern des Bildes
Francisco Costa: Der Portugal-Jungstar spielt bei der WM groß auf. (Quelle: Beate Oma Dahle/imago-images-bilder)
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Portugal spielt bei der Handball-WM groß auf, will auch Deutschland rauswerfen. Getragen wird das Team dabei von einem Jungstar mit einer tragischen Geschichte.

Aus Oslo berichtet Nils Kögler

Für ihr Duell am Mittwochabend könnten sich die Nationalspieler Deutschlands und Portugals auch schon mal am Shuffleboard in der Hotellobby warm spielen. Denn beide Teams sind im selben Hotel.

Im Scandic Fornebu etwas außerhalb von Oslo und nur wenige Hundert Meter von der Unity Arena entfernt, in der das Viertelfinal-Duell ausgetragen wird, kommt es deshalb zu ungewöhnlichen Szenen: Als etwa Nationalspieler Timo Kastening in der Hotellobby mit der Presse über das Viertelfinale spricht, kann er seinen Kontrahenten nur wenige Meter weiter beim Mittagessen zusehen.

Zu studieren gibt es für die Deutschen bei ihrem Gegner zumindest einiges, denn der einstige Außenseiter Portugal spielt bei der WM groß auf. War es bei der EM 2022 noch Platz 19 (von 24 Teams), mischt Portugal nur drei Jahre später oben mit. Die Iberer schalteten bereits Topnationen wie Norwegen, Schweden und Spanien aus.

Siege gegen Portugal nichts mehr wert

Erst etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass die DHB-Auswahl gegen Portugal ihre letzten zwei Testspiele vor der Heim-Europameisterschaft bestritt. Damals gab es mit einem 34:33 und einem 35:31 zwei Siege gegen die Südeuropäer. Ausruhen wollen sich die Deutschen auf den Erfolgen von damals aber nicht. "Darauf lässt sich leider jetzt nicht mehr aufbauen. Das sind wieder komplett neue Spiele", so Köster.

Portugal sei eine sehr junge Mannschaft, habe sich seither noch mal deutlich weiterentwickelt und den nächsten Schritt gemacht. "Klar, können wir noch mal reinschauen in diese Spiele, das wird uns sicherlich auch ein bisschen helfen, was Taktiken angeht, aber die Qualität ist noch mal nach oben gegangen bei den Portugiesen", sagt Köster.

Einer der jungen Spieler, die in diesem Turnier besondere Leistungen zeigen, ist Francisco Costa. Der erst 19-Jährige hat in diesem Turnier unter anderem bereits 36 Tore erzielt und hatte einen wesentlichen Anteil daran, dass die Portugiesen zu den größten Überraschungen des Turniers zählen. Der Rückraumspieler wird selbst auf der Webseite des Handball-Weltverbands IHF als Teenager-Sensation gefeiert.

In seinen jungen Jahren hat Costa dabei schon eine bewegte Geschichte, die er mit einem "AQ"-Tattoo auf seinem Unterarm verewigt hat. Das "AQ" steht für Alfredo Quintana. Quintana ist ehemaliger Nationaltorhüter Portugals. Doch als sich Portugal 2021 gerade das erste Mal seit 18 Jahren für eine WM qualifiziert hatte und bei dem Turnier den zehnten Platz belegte, starb Quintana nur wenige Tage später im Alter von 32 Jahren an einem Herzinfarkt.

Der damals erst 16-jährige Costa war nicht nur ein guter Freund Quintanas. Der Torhüter galt als eine Art Mentor. Ein gemeinsames Foto ist bis heute das Profilbild auf Costas Instagram-Account. "Eines Tages wirst du ein Champion sein", habe Quintana ihm prophezeit, berichtete Costa einst.

Die Prophezeiung möchte Costa am liebsten schon bei diesem Turnier einlösen. Die Deutschen sind jedenfalls vor ihm gewarnt – aber nicht nur vor ihm. Denn als wäre ein Costa noch nicht genug, ist da ja auch noch sein Bruder.

Costa-Brüder spielen groß auf

Martim Costa ist drei Jahre älter als Francisco und hat in diesem Turnier ebenfalls bereits 33 Tore erzielt. Die beiden spielen nicht nur in der Nationalmannschaft zusammen, sondern auch im Verein bei Sporting Lissabon. Dort werden sie übrigens von ihrem Vater Ricardo trainiert. Zu dritt mischen die Costas auch dort den internationalen Handball auf, schlugen in der Champions League Topklub Paris Saint-Germain, rangen Veszprém (Ungarn) ein Unentschieden ab und mussten sich auch gegen die Füchse Berlin am Ende nur mit einem Tor geschlagen geben.

Deshalb ist auch die deutsche Mannschaft vor ihnen gewarnt. "Auf jeden Fall die Costa-Brüder", sagte etwa Luca Witzke auf die Frage, auf wen die DHB-Auswahl besonders Acht geben müsse. "Wir wissen, dass sie eine individuelle Stärke haben." Auch Bundestrainer Alfred Gislason sagte: "Natürlich müssen wir alles versuchen, um die Costa-Brüder in den Griff zu bekommen. Sie sind überragend talentiert und spielen super." Und Lukas Mertens brachte es auf den Punkt: "Für uns ist klar: Wenn die Costa-Brüder einen guten Tag haben, dann wird es schwer."

Dennoch wollen sie sich nicht allein auf die Brüder fokussieren: "Es geht am Ende darum, das Team zu schlagen", so Witzke. "Portugal hat eine starke Mentalität, einen starken Kampfgeist. Sie spielen sehr aggressiv im positiven Sinne und stellen eine kompakte Abwehr."

Deutschland braucht im Vergleich zu den teils durchwachsenen Leistungen in Vor- und Hauptrunde also eine Steigerung, um mit den frei aufspielenden Portugiesen mithalten zu können. "Wir wissen, dass wir noch viel besseren Handball spielen können und müssen", sagte etwa Witzke.

Vorteil Erfahrung

Ein Umstand, der dabei helfen kann: Die deutsche Mannschaft hat mittlerweile deutlich mehr Erfahrung als die Portugiesen. Für die Südeuropäer ist es das erste WM-Viertelfinale in der Verbandsgeschichte. Deutschland hingegen hat mit dem Halbfinaleinzug bei der Heim-EM und dem Finale bei Olympia allein im vergangenen Jahr einiges an K.-o.-Spiel-Erfahrung sammeln können. "Es kann für uns ein Vorteil sein, dass sie zuvor noch kein Viertelfinale gespielt haben", analysierte auch Lukas Zerbe. "Wir haben viele erfahrene Spieler in der Mannschaft, die den Jungen unter die Arme greifen können. Deswegen sind wir da vielleicht ein Stück weiter als Portugal."

Bundestrainer Gislason bezeichnete das Viertelfinal-Duell dennoch als "50/50-Spiel", und keiner der Spieler traute sich zu widersprechen. Die Motivation ist aber hoch. "Das sind die Spiele, die jeder spielen will. Deshalb freuen sich alle darauf und wir können als Mannschaft dort einen Riesenschritt machen", sagte Witzke und versprach: "Wir werden alles in die Waagschale werfen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
  • Pressekonferenz mit Alfred Gislason am 28.01.2015

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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