Deutschland im WM-Endspiel Traumfinale für eine Trainerlegende
Vor 30 Jahren gewann Svetislav Pešić mit der deutschen Mannschaft die Basketball-EM. Jetzt will er mit Serbien den WM-Titel holen – gegen die Deutschen.
Svetislav Pešić schaut jetzt schon auf eine beispiellos erfolgreiche Trainerkarriere im europäischen Basketball zurück. 1993 gewann der Serbe den Europameistertitel mit der deutschen Mannschaft, 2001 gelang ihm das erneut mit dem Team Jugoslawiens, das er ein Jahr später sogar zum Weltmeistertitel führte. Dieses Kunststück will der 74-Jährige jetzt wiederholen – ausgerechnet gegen seine frühere Mannschaft.
"Ich habe mir dieses Finale gewünscht und es ist so gekommen", sagte Pešić nach dem überraschenden Sieg der deutschen Mannschaft gegen Topfavorit USA am Freitag. Im Parallelspiel hatten Pešićs Serben die Mannschaft aus Kanada geschlagen – nicht ganz so überraschend, da auch Serbien als heißer Anwärter auf den WM-Titel gilt. "Ich bin sehr glücklich mit dem, was wir erreicht haben", sagte Pešić nach dem Sieg gegen Kanada. "Und ich bleibe ruhig, weil ich mein Team kenne."
Pešić feierte Erfolge mit Alba Berlin
Ein Sieg über die Deutschen am Sonntagnachmittag in Manila wäre für Pešić der Höhepunkt einer langen Karriere. Schon als Spieler gewann der in Novi Sad geborene Pešić Ende der 70er-Jahre mehrere Titel im damaligen Jugoslawien und holte 1979 sogar den Europapokal der Landesmeister mit KK Bosna Sarajevo. Seine größten Erfolge feierte Pešić allerdings erst als Trainer in den 90er-Jahren und danach – nicht nur mit Nationalmannschaften.
Mit Alba Berlin holte Pešić von 1997 bis 2000 viermal in Folge den deutschen Meistertitel und zweimal den DBB-Pokal. 2014 wurde Pešić erneut deutscher Meister, dieses Mal mit dem FC Bayern München. Zwischendurch war Pešić zum FC Barcelona gewechselt und feierte auch dort mehrere Erfolge: 2003 schaffte er mit Barcelona das Triple aus spanischer Meisterschaft, spanischem Pokal und dem Triumph in der EuroLeague. 2004 wurde er immerhin noch mal spanischer Meister mit Barcelona.
"Er arbeitet jeden Tag"
Bei seinen Spielern gilt Pešić als "harter Hund", der Druck ausübt: "Wenn Svetislav sagt 'spring!', dann frag nicht 'warum?', sondern höchstens 'wie hoch?'", sagte der frühere deutsche Nationalspieler Stephan Baeck einst über Pešić. Der Trainer selbst soll einmal gesagt haben, das Spitzensportgeschäft sei "zu 20 Prozent Freud und zu 80 Prozent Leid". Trotz seines fordernden Umgangs mit den Spielern habe er aber immer versucht zu zeigen, dass er jede Persönlichkeit respektiere, so Pešić in einem Interview 2019.
Pešić ist aber nicht nur hart gegen seine Spieler, er schont sich auch selbst nicht. "Er arbeitet jeden Tag. Ganz egal, wo er ist. In München, in Belgrad. Egal wo, er arbeitet jeden Tag. Aber das ist er. Auch das macht ihn so besonders", sagt sein Sohn Marko Pešić, der seit einigen Jahren als Geschäftsführer bei den Bayern-Basketballern in der Verantwortung steht. Der Erfolg seines Vaters überrasche ihn daher nicht, so Marko Pešić im "Münchner Merkur".
Bemerkenswert ist der Erfolg der Serben, weil dem Team mit Nikola Jokić der derzeit beste Basketballer der Welt fehlt. Jokić hatte für die WM abgesagt, nachdem er im Juni mit den Denver Nuggets NBA-Meister geworden war. Davon aber lässt sich Svetislav Pešić nicht aus der bringen, sagt sein Sohn: "Mein Vater ist ein Kämpfer. Vor allem, wenn ihn alle abschreiben. Dann ist er am besten. Er hat die Spieler sehr gut zusammengebracht. Das ist eine Einheit."
- Material der Nachrichtenagentur dpa
- youtube.com: Real Talk! 12 | Alba Berlin – Der Macher
- morgenpost.de Svetislav Pešić wird 70 und ist immer noch erfolgreich
- faz.net: Auf den Spuren von Svetislav Pešić (kostenpflichtig)