Weitspringerin Wester frustriert: Nicht im DLV-Kader für Olympia-Jahr
Berlin (dpa) - Weitspringerin Alexandra Wester hat frustriert und mit Unverständnis darauf reagiert, dass sie ausgerechnet im Olympia-Jahr nicht mehr zum Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes gehört.
Harte Leistungskriterien, wie vom Bundesausschuss Leistungssport des DLV geltend gemacht, weist die 26-Jährige als Begründung strikt zurück - und vermutet einen politischen Hintergrund. "Hätte ich mich zu den Corona-Maßnahmen dieses Jahr nicht geäußert, dann wäre ich jetzt sicher im Kader", sagte Wester, die zur Zeit auf der Karibikinsel Grenada trainiert, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
"Die Gründe für die Ausbootung sind nicht schlüssig", meinte die derzeit vereinslose Olympia-Teilnehmerin von Rio 2016. "Die Leistung sollte zählen. Schade, dass man so fallen gelassen wird", beklagte Wester, die 2018 mit 6,68 Metern noch Zweite der deutschen Meisterschaften war. Nach einer schweren Verletzung kam sie 2019 mit dem "falschen" Fuß nur noch auf 6,36 Meter.
Eine weitere Begründung sei Wester zufolge gewesen, dass sie im Ausland trainiere. "Dabei waren alle meine Auslandstrainingslager sowie die geplanten DLV-Kadermaßnahmen für nächstes Jahr schon mit Bundestrainer Ulli Knapp im Jahresplanungsgespräch abgestimmt und vereinbart", sagte die Weitspringerin mit einer (Hallen)-Bestleistung von 6,95 Metern (Februar 2016).
DLV-Cheftrainerin Annett Stein kann Westers Argumentation überhaupt nicht nachvollziehen. "Nein! Das ist ihre Wahrnehmung. Auch der DLV ist ganz klar der Meinung, dass Leistungskriterien nicht erfüllt wurden", sagte Stein der dpa. "Einen anderen Grund gibt es nicht. Sie hat den Kader-Richtwert letztmals 2017 erfüllt", begründete die Cheftrainerin die Entscheidung.
Wester, zuletzt beim ASV Köln unter Vertrag, ist derzeit auf Vereinssuche. Die Leichtathletin und ihr Freund, Profi-Basketballer Joshiko Saibou, hatten zuletzt mit umstrittenen Kommentaren in sozialen Netzwerken und ihrer Teilnahme an einer Großdemonstration gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen am 1. August in Berlin für Aufsehen gesorgt. Dies sei aber nicht der Grund für die Kaderentscheidung, versicherte der Verband in einer Stellungnahme zum Fall Wester: "In Bezug auf die Meinungsfreiheit hat der DLV mehrmals betont, dass die eigene Meinung der Athletinnen und Athleten unter Beachtung der Vorbildfunktion respektiert wird."