Vierschanzentournee Starker Wind: Springen kann nicht in Innsbruck stattfinden
Innsbruck (dpa) - Das Podest der Fernsehmoderatoren wackelte, die Bäume bogen sich im Sturm: Die windbedingte Absage des dritten Wettbewerbs von Innsbruck vergrößert die Terminsorgen der Skispringer und macht aus der Vierschanzentournee in diesem Jahr eine Dreischanzentournee.
Jetzt darf in Bischofshofen, wo am 5. und 6. Januar jeweils ein Springen stattfinden soll, nicht mehr viel schiefgehen. Die Absage am berühmten Bergisel war am Dienstag unvermeidlich. Der gefürchtete Föhnsturm ließ nicht einen einzigen Sprung zu.
"War die richtige Entscheidung"
"Es war die richtige Entscheidung, es war zu gefährlich zum Springen", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Der Start war zunächst mehrfach neu angesetzt worden. Nach anderthalb Stunden des Wartens blieb der Jury nichts anderes übrig, als die Flugshow abzusagen und im Pongau nachzuholen. Das gab es in der 70-jährigen Geschichte des Traditionsevents zuvor erst einmal.
"So ist unser Sport", sagte der Rennleiter des Weltverbandes Fis, Sandro Pertile, mit Enttäuschung in der Stimme, aber auch in dem Wissen, dass Skispringen für äußere Einflüsse nunmal besonders anfällig ist. Bereits zuvor hatte der Italiener betont, Priorität habe die "Sicherheit der Athleten". Beim Blick auf die heftig im Wind flatternden Fahnen und die sich stark bewegenden blauen Windnetze war auch Beobachtern klar: Für die Skispringer wäre es sehr gefährlich geworden. Direkt nach der Absage am Bergisel musste alles schnell gehen. Die Springer eilten vom Hang, zügig wurden die Sprungleibchen sortiert.
Ob wirklich alles so läuft, wie es sich die Veranstalter wünschen, ist zumindest fraglich. "Für Bischofshofen ist die Prognose auch nicht so wahnsinnig toll", sagte Horngacher. "Wir werden sehen."
Mehreren Verschiebungen folgt die Absage
In Innsbruck hätte die Skisprung-Show ursprünglich um 13.30 Uhr beginnen sollen. Auch mehrere Verschiebungen halfen nicht. Das Wetter wurde nicht besser und ließ keinen Wettkampf zu. Pertile wehrte sich jedoch gegen den möglichen Vorwurf, es zu lange versucht zu haben. "Es gab eine Phase, als der Wind viel ruhiger wurde", sagte er im ORF unmittelbar nach der Absage. "Da hätten wir gute Chancen gehabt. Aber jetzt ist es wieder unglaublich."
Die Wartezeit zwischen dem eigentlich geplanten Start und der Jury-Entscheidung zur endgültigen Verschiebung vertrieben sich die heimischen Springer damit, in der Kabine Darts zu spielen, wie der österreichische Weltmeister Stefan Kraft berichtete.
Der Bundestrainer seiner deutschen Konkurrenten Markus Eisenbichler und Karl Geiger hatte schon vor der ersten Änderung bei der Startzeit geahnt, dass es sehr schwierig werden könnte. "Innsbruck ist ja die Föhn-Hauptstadt schlechthin", sagte Horngacher.
Die Bergiselschanze ist der Standort bei der Tournee, der am anfälligsten für Wind- und Wetterkapriolen ist. Bereits zum vierten Mal in der langen Tournee-Geschichte konnte ein Wettbewerb in Innsbruck nicht wie geplant durchgeführt werden. In der Saison 2007/08 wurde er schon einmal in Bischofshofen nachgeholt. "Wir werden in Bischofshofen flexibler sein", sagte Pertile im ZDF.
Flutlicht in Bischofshofen
Im Gegensatz zur Bergiselschanze mit Blick auf die Innenstadt von Innsbruck verfügt die Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen über Flutlicht. Bei Schwierigkeiten mit dem Wetter hat die Jury daher mit der Wahl der Startzeit mehr Spielraum.
Als Top-Favorit geht auch im Pongau der Japaner Ryoyu Kobayashi in den Wettkampf. Der 25-Jährige hat sowohl in Oberstdorf als auch beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen gewonnen und ist auf dem besten Weg, seinen zweiten Tournee-Gesamtsieg zu holen. Als bester Deutscher liegt Eisenbichler mit umgerechnet knapp zwölf Metern Rückstand auf Kobayashi auf dem vierten Platz. Der Bayer war am Montag sehr gut mit der Bergiselschanze klargekommen und hatte im Training einen herausragenden Sprung auf 139 Meter gezeigt.
"Wir haben nach wie vor diese Punkte Rückstand und müssen auf einen Fehler hoffen von Kobayashi", sagte Horngacher. "Wenn irgendwas passiert, müssen wir die Ersten sein, die an dieser Stelle stehen."