Probleme in Corona-Zeiten Tennis-Renaissance in Berlin nicht so glanzvoll wie geplant
Berlin (dpa) - Wenn die Tücken des Coronavirus schon zwei Einladungsturniere in Berlin durcheinanderbringen, dann ist wohl auch die Lage in der großen, weiten Tennis-Welt weiterhin schwierig.
Dabei sollen doch im August die Herren- und Damen-Tour wieder starten und Ende des kommenden Monats die US Open in New York beginnen. In der deutschen Hauptstadt gehören Alexander Zverev und Nick Kyrgios nicht mehr zum einst ebenso erlesenen wie illustren Tennis-Feld, das dem traditionsreichen Steffi-Graf-Stadion im Grunewald vom 13. Juli an eine glanzvolle Renaissance bescheren soll.
Eine "Tennis-Veranstaltung mit weltweiter Strahlkraft" hatten sich die Veranstalter erhofft, als sie Ende Mai ihre Pläne bekanntgaben. Wo das deutsche Damen-Tennis-Idol Steffi Graf in den achtziger und neunziger Jahren Siege in Serie feierte und regelmäßig die Damen-Weltelite zu Gast war, sollen nun der Österreicher Dominic Thiem, die tschechische Wimbledonsiegerin Petra Kvitova, die deutschen Damen-Stars Julia Görges und Andrea Petkovic sowie der längst zurückgetretene Altmeister Tommy Haas bis zu 800 Fans locken. So viele sind für das erste Turnier bis zum 15. Juli zugelassen, bis zu 200 dürfen dann von Freitag bis Sonntag in einem Hangar des Flughafens Tempelhof zuschauen - und dafür zwischen 120 und 150 Euro zahlen.
Zverev sollte die größte Attraktion im Zwölfer-Feld sein, doch der Hamburger probiert in seiner Wahlheimat Monte Carlo den spanischen Ex-Profi David Ferrer als neuen Trainer aus - und muss sich so nicht zur umstrittenen Adria-Tour des Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic und Party-Bildern äußern. Der über die Jahre auf dem Tennisplatz nicht durch bestes Verhalten aufgefallene, zuletzt aber im wohltätigen Bereich überaus aktive Kyrgios bleibt daheim in Australien. Dort hat sich die Corona-Lage wieder zugespitzt, vor allem in Melbourne, dem Standort der im Januar stattfindenden Australian Open.
Als Kyrgios im Mai engagiert worden sei, sei diese Entwicklung so nicht zu erwarten gewesen. "Wie überhaupt festzustellen ist, dass in der von Corona geprägten Zeit bei der Veranstaltung von Tennisturnieren immer wieder Probleme auftreten, die man bisher nicht gekannt hat", sagte Veranstalter Edwin Weindorfer. Immerhin: Im Spanier Roberto Bautista Agut, dem Italiener Matteo Berrettini für das Rasen-Event und dem Russen Karen Chatschanow für das Flughafen-Turnier konnte Weindorfer drei Akteure aus den Top 15 der Weltrangliste als sportlich hochkarätigen Ersatz verpflichten.
Nicht abzusehen ist aber weiterhin, ob es denn überhaupt allen Profis möglich sein wird, wie gewohnt durch die Welt zu reisen, wenn die Damen-Tour am 3. August in Palermo und die Herren-Tour am 14. August in Washington wieder starten sollen. Und ebenso unklar ist, wer überhaupt bereit ist, in die USA zu reisen, wo derzeit einige Bundesstaaten einen starken Anstieg der Neuinfektionen verzeichnen.
Die Formel 1 als ein ebenfalls weltweiter Sport muss sich vorläufig auf Rennen im überschaubaren Raum Europa beschränken. Dessen ungeachtet setzte die Damen-Profiorganisation WTA ein weiteres Turnier in Lexington im US-Bundesstaat Kentucky ab dem 10. August an.
"Die Sicherheit geht vor, und deswegen sind wir alle dabei, zu beobachten, in welche Richtung das geht", sagte Wimbledonsiegerin Angelique Kerber in einem Podcast ihres Sponsors am Donnerstag. Die einstige Nummer eins bestreitet am Samstag ein Show-Match in Bad Homburg. Das Turnier auf Rasen im Berliner Grunewald, wo einst immer auf Sand gespielt wurde, ist auch eine Art Entschädigung für die ausgefallene Premiere des neuen Damen-Turniers im Juni.
In der Hauptstadt sind je sechs Damen und sechs Herren dabei, es gibt jeweils nur zwei Viertelfinals, die beiden Besten sind direkt für das Halbfinale gesetzt. Insgesamt geht es in der kommenden Woche bei Damen und Herren jeweils um 100 000 Euro - in Corona-Zeiten ein beachtliches Preisgeld.