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Handball-EM 2020: Dieses Traum-Duo lässt Kroatien vom Titel träumen


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Deutscher Handball-Gegner
Dieses Traum-Duo lässt Kroatien vom EM-Titel träumen


Aktualisiert am 18.01.2020Lesedauer: 3 Min.
Luka Cindric (li.) und Domagoj Duvnjak (re.): Die kroatischen Handballstars wollen ihr Team endlich zum Titel führen.Vergrößern des Bildes
Luka Cindric (li.) und Domagoj Duvnjak (re.): Die kroatischen Handballstars wollen ihr Team endlich zum Titel führen. (Quelle: Zuma Press/imago-images-bilder)

Mit Domagoj Duvnjak und Luka Cindric haben Kroatiens Handballer gleich zwei Weltklassespieler auf der Spielmacherposition. Was sie voneinander unterscheidet – und wie sie voneinander profitieren.

Kroatien mag ein kleines, ein junges Land sein. Im Handball ist der Balkanstaat jedoch ein Gigant: Zwei Olympiaerfolge und einen Weltmeistertitel fuhren die "Cowboys", wie das Team in den ikonischen rot-weiß-karierten Trikots seit dem ersten olympischen Gold 1996 in Atlanta genannt wird, in den vergangenen 25 Jahren ein. Am Samstagabend wollen sie gegen Deutschland (20:30 Uhr, im Liveticker bei t-online.de) einen weiteren wichtigen Schritt zum nächsten Triumph machen.

Die Liste der kroatischen Ausnahmekönner ist lang: Mirza Dzomba, Petar Metlicic, Vlado Sola, und vor allem: Ivano Balic. Der langhaarige, bärtige Freigeist prägte nicht nur die kroatische Nationalmannschaft, sondern die gesamte Sportart. Der Welthandballer von 2003 und 2006 brachte Unberechenbarkeit und Lässigkeit in diesen so tief taktischen Sport, seine im Trab und mit schläfrigen Augen gespielten No-Look-Pässe waren unnachahmlich.

Spielmacher Duvnjak von Verletzungen gebeutelt

Ein Spieler, der an der Seite des Weltmeisters und Olympiasiegers Balic zur Weltklasse reifte, ist der aktuelle kroatische Mannschaftskapitän Domagoj Duvnjak. Mit 18 Jahren agierte er bei der EM 2006 als Balics Wasserträger im Rückraum, drei Jahre später avancierte er bereits zum ersten Millionentransfer des Handballs. Mit seinem damaligen Verein HSV Hamburg holte "Dule", wie Duvnjak von Familie, Freunden und Fans genannt wird, 2013 die Handball-Champions-League und wurde zum Welthandballer des Jahres gewählt. Mit gerade einmal 25 Jahren schien sein Weg zum größten Handballer seiner Zeit gepflastert zu sein.

Doch Jahr für Jahr warfen immer mehr Verletzungen Duvnjak zurück. Der harte Alltag der Bundesliga, von der kroatischen Presse als die "brutalste" Liga der Welt bezeichnet, forderte seinen Tribut. So reiste der heute 31-Jährige oftmals angeschlagen zur Nationalmannschaft, die nach dem Rücktritt Balics vollends auf seine Spielintelligenz zugeschnitten wurde. Duvnjak ging nicht selten über seine Schmerzgrenze, um sein großes Manko endlich verschwinden zu lassen: Im Gegensatz zum großen Zampano Balic konnte er die "Cowboys" noch zu keinem Titelerfolg führen.

Olympia-Bronze, zwei Mal EM-, ein Mal WM-Silber sind eine beeindruckende Medaillenausbeute, doch Duvnjak will mehr. Er will Kroatien zum ersten EM-Triumph führen – und sich endgültig zum makellosen Handball-König des Landes krönen. Dabei könnte ihm ausgerechnet sein Kronprinz helfen: Luka Cindric, 25 Jahre, Profi beim FC Barcelona.

Luka Cindric: Der Rekordprofi, der fast Fußballer geworden wäre

In dem für einen Rückraumspieler 1,82 m kleinen Cindric sehen nicht wenige Experten einen kommenden Welthandballer. So auch die Verantwortlichen des katalanischen Renommeeklubs, die im Sommer kolportierte vier Millionen Ablöse zahlten, um Europas Handballer des Jahres 2017 vom polnischen Topklub Vive Kielce loszueisen. Was im Fußball ein Schnäppchen sein mag, ist im Handball eine enorme Summe. Zum Vergleich: Das Jahresetat des kroatischen Handball-Primus' RK Zagreb, immerhin zweifacher Champions-League-Sieger, liegt bei eben jenen vier Millionen Euro.

Dabei hätte es für "Cindra" auch ganz anders kommen können: Im Alter von 14 Jahren hätte der junge Luka in die Talentschmiede Dinamo Zagrebs wechseln sollen – einem Fußballverein, wohlgemerkt. Doch der Teenager entschied sich für seine große sportliche Liebe Handball. Finanziell hat Cindric kaum Grund, seiner damaligen Entscheidung nachzutrauern, sein Jahresgehalt bei Barca liegt bei einer Million Euro – Siegprämien und ähnliche Boni exklusive.

Freigeist Cindric und Stratege Duvnjak harmonieren perfekt miteinander

Es ist das Zusammenspiel dieser zwei so grundverschiedenen Spielmacher, gepaart mit Duvnjaks Verletzungsfreiheit, das Kroatien bisher eine weiße Weste bei der EM beschert hat. Duvnjak verlagert seine Rolle als Denker und Lenker immer weiter in die Tiefe des Rückraums, bindet Verteidiger an sich und bietet so Cindric Raum und Zeit, um seinen Spielstil aufblühen zu lassen, der aktuell stark an den des Übervaters des kroatischen Handballs, Ivano Balic, erinnert: Cindric nimmt blitzartig Tempo an, zieht explosiv an den Kreis und wirft sich in die Abwehr, um den Torerfolg zu suchen. Die Gegensätzlichkeit Duvnjaks und Cindrics im Rückraum ermöglichen Trainer-Ikone Lino Cervar (Weltmeister und Olympiasieger mit Kroatien) ein höchst variables Offensivspiel, das zuletzt Hauptrundengegner Österreich zur Verzweiflung trieb.

Dabei fällt gerade Duvnjak bei der bisherigen EM in erster Linie als herausragender Defensivspezialist auf – und das trotz außergewöhnlicher Trefferquote von 83 Prozent. Mit dem Kiel-Profi als Abwehrchef ließ Kroatien Österreich 15 Minuten lang zu keinem Torerfolg kommen. Es ist die Kombination aus selbstloser Verteidigungsarbeit und Offensiveleganz, die die heimische Presse vom "magischen" "Messi-artigen" und WM-Held Petar Metlicic gar vom "fehlerlosen, besten Duvnjak aller Zeiten" schwärmen lässt.

Das schönste Kompliment – und das, was dem deutschen Team vor dem Aufeinandertreffen die meisten Sorgen bereiten sollte – sprach jedoch der langjährige Bundesligaprofi Drago Vukovic Duvnjak in der kroatischen Tageszeitung "24 Sata" aus: "Früher war Balic unser Modric – jetzt ist Dule das endlich."

Verwendete Quellen
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