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DHB: Groetzki kontert Kretzschmar-Kritik vor Handball-EM


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Keine echten Typen im Handball?
Groetzki kontert Kretzschmar-Kritik

Ein Interview von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 12.01.2018Lesedauer: 4 Min.
Führungsspieler: Im DHB-Team ist Patrick Groetzki (r.) einer der erfahrensten Akteure.Vergrößern des Bildes
Führungsspieler: Im DHB-Team ist Patrick Groetzki (r.) einer der erfahrensten Akteure. (Quelle: Simon Hoffmann/getty-images-bilder)

"Wir haben seit Jahren keinen neuen Hero hervorgebracht", meckert Handball-Legende Stefan Kretzschmar. Im Interview mit t-online.de widerspricht DHB-Spieler Patrick Groetzki.

Am heutigen Freitag startet die "Mission Titelverteidigung" für das deutsche Team bei der Handball-EM in Kroatien. Vor dem Turnier überraschte Stefan Kretzschmar mit seiner Kritik, ihm fehlen die Typen, die Heros im deutschen Kader. Der aktuelle Nationalspieler Patrick Groetzki sieht das jedoch anders.

t-online.de: Herr Groetzki, kurz nach der Handball-EM finden die Olympischen Winterspiele statt und im Sommer ist unter anderem die Fußball-WM. Wollen Sie in Kroatien ein erfolgreiches deutsches Sportjahr einläuten?

Patrick Groetzki: Das wäre natürlich der Optimalfall (lacht). Die Olympischen Spiele und die Fußball-WM sind natürlich noch ein bisschen höher einzuschätzen als die Handball-EM, und da haben alle deutschen Athleten große Ziele. Wenn wir aber gleich zu Beginn des Jahres mit einem guten Turnier eine Inspiration für die anderen sein können, dann wollen wir das sehr gern tun.

Sie haben in Ihrer Karriere schon einige Trainer gehabt, haben ihre Arbeitsweisen kennengelernt. Wie tickt Christian Prokop?

Er denkt Tag und Nacht nur an Handball, hat viele Ideen, wie man ein Spiel verändern und entwickeln kann. Bei den meisten Handball-Mannschaften gibt es viele Ähnlichkeiten in der Taktik. Christian möchte immer einen Schritt voraus sein, was ich für einen sehr guten Ansatz halte. Gerade unser Abwehrspiel will er neu interpretieren. Das Wort akribisch passt einfach sehr gut zu ihm.

Als akribisch wird auch Fußball-Trainer Julian Nagelsmann beschrieben, mit dem Christian Prokop oft verglichen wird. Sehen Sie auch Parallelen?

Julian Nagelsmann ist ja noch mal fast zehn Jahre jünger (lacht). Ich finde es schwierig, Fußball mit Handball zu vergleichen, deshalb spreche ich lieber über die Entwicklung unserer Sportart. Im Handball hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren viel verändert. Das Spiel ist schneller und athletischer geworden. Spieler, die physisch nicht ausgeprägt sind, können sich heute nicht mehr durchsetzen. Auch in der Spielvorbereitung hat sich viel getan. Heute gibt es viele Programme und Möglichkeiten, die Mannschaft per Video auf das Spiel einzustellen. Vor 20 Jahren musste ein Trainer noch eine VHS-Kassette in den Rekorder schieben.

Nun steht die Handball-EM an. Beim Titelgewinn 2016 haben Sie verletzt gefehlt. Ist das für Sie ein zusätzlicher Ansporn, ein erfolgreiches Turnier zu bestreiten?

Ich will immer das Maximale holen, da brauche ich keine zusätzliche Motivation. Es war nicht einfach für mich, vor zwei Jahren zuschauen zu müssen, nachdem ich immer zum Team gehört habe. Trotzdem habe ich mich genauso mit dem Team mitgefreut, weil es auch für den deutschen Handball ein großer Erfolg war.

Um das Maximale zu holen, muss Deutschland in der Gruppenphase vorlegen. Am Samstag ist das erste Spiel gegen Montenegro. Was erwarten Sie von dem Gegner?

Durch die geografische Nähe werden sie in Kroatien natürlich viele Fans dabei haben und versuchen, die Zuschauer mit einer aggressiven Spielweise auf ihre Seite zu ziehen. Dazu haben sie sehr gute Einzelspieler und mit Nebojsa Simic einen richtig guten Torwart, der bei Melsungen konstant gute Leistungen bringt. Doch wir haben die nötige Qualität in uns, um Montenegro zu schlagen.

Nach der Partie gegen Montenegro geht es gegen Slowenien ran, den wohl stärksten Gruppengegner. Wen zählen Sie eigentlich zu den Hauptkonkurrenten um den Titel?

So dicht waren die Top-Teams noch nie bei einem Turnier beieinander. Es gibt sicherlich sechs Teams, bei denen man sagen kann, dass sie realistische Titelchancen haben. Dazu zähle ich auch uns, aber vor allem Olympiasieger Dänemark und Weltmeister Frankreich. Dazu natürlich Gastgeber Kroatien und auch Norwegen oder Slowenien.

Was macht denn die deutsche Mannschaft aus? Ist es der Teamgeist, der die „Bad Boys“ bei der EM 2016 so stark gemacht hat?

Genauso kann man das beschreiben. Bei uns gibt es keinen Spieler, der im Mittelpunkt stehen muss. Jeder ordnet sich dem Teamerfolg unter. Es gibt keinen Neid in der Mannschaft. Wenn man mal weniger spielt, schiebt man die Enttäuschung beiseite und unterstützt die Kollegen.

Diese Stärke hat Stefan Kretzschmar jedoch indirekt kritisiert. In einem Interview mit dem „Spiegel“ sagte er, dass dem deutschen Team die Typen fehlen. Hat er recht?

Ich finde schon, dass wir Typen in der Mannschaft haben. Am wichtigsten ist es ohnehin, auf dem Handballfeld seine Leistung zu zeigen, um das Team voranzubringen. Da ist es weniger wichtig, auf allen möglichen Social-Media-Kanälen vertreten zu sein und seine Meinung ungefragt zu weltpolitischen Themen zu äußern. Wir sind und bleiben authentisch. Wenn man bei uns in die Mannschaft schaut oder sich Interviews mit unseren Spielern durchliest, dann sieht man auch, dass wir uns Gedanken zu komplexen Themen machen und diese auch äußern, wenn wir danach gefragt werden.

Das Auftaktspiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft am Samstag gegen Montenegro können Sie sowohl im Live-Ticker bei t-online.de als auch im TV (ZDF) verfolgen. Anpfiff ist um 17:15 Uhr.

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