DFB-Profi war orientierungslos Kramer musste auf Geheiß von Schiri Rizzoli raus
Für Christoph Kramer war das WM-Finale gegen Argentinien (1:0 nach Verlängerung für Deutschland) nur ein kurzes Vergnügen. Für den Gladbacher Mittelfeldspieler, der kurzfristig für den angeschlagenen Sami Khedira in die Anfangsformation der deutschen Elf gerutscht war, war nach 30 Minuten Schluss - auf Anraten des Schiedsrichters.
Die italienische Sportzeitung "Gazzetta dello Sport" zitiert den FIFA-Referee Nicola Rizzoli, der das Endspiel leitete, wie folgt: "Nach dem Schlag, den Kramer von Garay bekam, kam Kramer zu mir und fragte: 'Schiri, ist das das Finale?'"
"Ich dachte, er macht einen Witz"
Wie der Unparteiische weiter berichtet, habe er dem Deutschen zunächst nicht glauben wollen: "Ich dachte, er macht einen Witz und sagte, er soll die Frage wiederholen. Da sagte er: 'Ich muss wissen, ob das wirklich das Finale ist.' Ich sagte 'Ja' und er antwortete: 'Danke, das war wichtig, das zu wissen.'"
Im Anschluss, so Rizzoli weiter, habe er Maßnahmen ergriffen: "Daraufhin habe ich Schweinsteiger gewarnt und sie haben ihn ausgewechselt."
Bereits in der 16. Minute war Kramer mit dem Kopf gegen die Schulter des Argentiniers Ezequiel Garay geprallt und benommen liegengeblieben. Der 23-Jährige hatte sich zwar wieder aufgerappelt und weiterzuspielen versucht, doch eine weitere Viertelstunde später ging nichts mehr. Kramer musste mit einer leichten Gehirnerschütterung für Andre Schürrle vom Feld.
Auch wenn Kramer vorzeitig runter musste, war der Einsatz die Krönung eines unfassbar rasanten Aufstiegs. Der 23-Jährige, der bis zum vergangenen Sommer noch in der zweiten Liga für den VfL Bochum spielte, war von Bundestrainer Joachim Löw Mitte Mai zunächst nicht in den 30-köpfigen vorläufigen Kader nominiert worden. Nun stand Kramer beim achten deutschen WM-Finale in der Startelf im legendären Maracana.
Gegen Algerien schlägt Kramers Stunde
Das WM-Endspiel war erst das vierte Länderspiel für Kramer. Gegen Polen (0:0) Anfang Mai, als praktisch alle Stammspieler fehlten, hatte er sein Debüt gefeiert. Und dabei offenbar so starken Eindruck hinterlassen, dass Löw ihn noch für den vorläufigen Kader nachnominierte. Im Trainingslager in Südtirol überzeugte er ihn endgültig.
Im Achtelfinale gegen Algerien (2:1 n.V.) erlebte Kramer mit der Einwechslung in der Verlängerung seine WM-Premiere. Im Viertelfinale gegen Frankreich (1:0) durfte er eine Minute mitmischen. Bereits danach hatte er von einem Traum gesprochen. Dieser schien im Finale noch eine Steigerung zu erfahren, als er in die deutsche Startformation rückte. Und aus diesem wachte er nach dem Zusammenprall mit Garay schließlich auf - mit einer Goldmedaille um den Hals.