"Mehr Verantwortung denn je" Sammer nimmt Löw und Co. in die Pflicht
Nach dem vierten WM-Titel steht der deutsche Fußball vor einer goldenen Ära. Doch dafür müssen die Verantwortlichen beim DFB laut Matthias Sammer nun die richtigen Entscheidungen treffen. "Jetzt kommen ein paar Generationen nach, die Europameister werden wollen. Und dann steht wieder eine Weltmeisterschaft an. Es ist simpel, aber das Rad dreht sich weiter", sagte der 46-Jährige im Interview mit "Sport1".
Der frühere Weltklasse-Fußballer nahm die Verantwortlichen beim DFB in die Pflicht und forderte Nachhaltigkeit ein. "Die Jungs selbst sollen gar nicht darüber nachdenken. Aber die Verantwortlichen haben jetzt eine größere Verantwortung denn je", sagte Sammer im Hinblick auf Joachim Löw, Oliver Bierhoff und Co. "In außergewöhnlichen Situationen muss man weiter nach vorne denken. Das sollte nicht von Erfolg oder Misserfolg abhängig sein."
Weitere Triumphe in den kommenden Jahren seien auf jeden Fall nicht selbstverständlich, so Sammer weiter. "Es ist möglich. Aber wir müssen eine Menge tun", sagte er. "Es gibt Gründe dafür, warum wir erfolgreich waren. Und es wird Gründe geben, wie wir erfolgreich bleiben können. Aber das muss man gut analysieren und noch viel, viel besser arbeiten."
"Erfolg nicht planbar, aber steuerbar"
Der frühere Nationalspieler erinnerte daran, dass der deutsche Fußball vor 14 Jahren in seiner tiefsten Krise steckte. "Anfang 2000 war der deutsche Fußball am Boden. Dann hat man Strukturreformen und Konzepte eingeleitet. Es kann nur über Nachwuchsarbeit funktionieren", analysierte er. "Das müssen wir beibehalten und immer wieder reflektieren. Erfolg ist nicht unbedingt planbar, aber steuerbar. Die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs ist dann eine höhere."
"Vor zwei Jahren noch die Loser der Nation"
Sammer mahnte an, trotz des vierten Titels bescheiden zu bleiben. "Man darf das jetzt nicht überbewerten, sondern muss seinen Weg konsequent weitergehen. Das haben die Jungs fantastisch getan", sagte der Sportvorstand des FC Bayern. "Die Spieler sollten nicht vergessen, dass sie vor zwei Jahren die Loser der Nation waren. Das galt sowohl für die Nationalmannschaft, als auch für den FC Bayern", so Sammer.
"Habe immer gesagt: Wir sind Typen!"
Die sogenannte "Führungsspieler-Debatte", die Ghanas Kevin-Prince Boateng vor der WM mit Blick aufs deutsche Team angestoßen hatte, hält Sammer indes für erledigt. "Eine Diskussion darüber erübrigt sich. Wenn sich einer gegenteilig äußert, muss man das nicht für voll nehmen", sagte er. Die deutsche Elf habe in Brasilien erneut bewiesen, dass sie genug Anführer in ihren Reihen habe: "Ich habe immer gesagt: Wir sind Typen!"
Dies gelte neben der Nationalmannschaft auch für den FC Bayern, so Sammer. "Von denen, die ich bei Bayern jeden Tag sehe, ist jeder für sich ein Typ. Unsere Struktur ist besser denn je - mit den Führungsspielern Philipp Lahm, Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger", sagte der 46-Jährige. "Man darf nur keine Vergleiche zu früher ziehen, sondern muss wissen, dass sich die Zeiten ändern und der Führungsstil trotzdem prägnant sein muss."