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WM 2014 Finale: Angst vor 800 Hooligans beim Kampf der Kontinente


Angst vor 800 Hooligans
WM-Finale gegen Argentinien! Kampf der Kontinente im Maracana

Von t-online
Aktualisiert am 13.07.2014Lesedauer: 4 Min.
Kampf der Kontinente im Maracana: Triumphieren Toni Kroos und Co. (li.) oder Messis Truppe?Vergrößern des Bildes
Kampf der Kontinente im Maracana: Triumphieren Toni Kroos und Co. (li.) oder Messis Truppe? (Quelle: Xinhua/Reuters/imago-images-bilder)

Aus Rio de Janeiro (Brasilien) berichtet Thomas Tamberg

Es ist soweit. Die deutsche Nationalmannschaft hat sich vor knapp zwei Monaten auf einen langen Weg begeben. Was mit dem Trainingslager in Südtirol begann, findet am 13. Juli 2014 im Estadio do Maracana hoffentlich seinen krönenden Abschluss. Im WM-Finale trifft das Team von Joachim Löw auf Argentinien (Sonntag, ab 20.30 Uhr im t-online.de Live-Ticker). Wieder einmal. Schafft es ein europäisches Team erstmals auf südamerikanischem Boden den Goldpokal zu gewinnen?

Bereits das Halbfinale gegen Brasilien hatte der Bundestrainer zum "Kampf der Kontinente" ausgerufen. Mit einem Sieg gegen Messi und Co. hätte die DFB-Elf gleich beide Fußball-Großmächte aus diesem Teil der Weltkugel in die Knie gezwungen und wäre wahrlich ein würdiger Titelträger.

"Wir wissen schon, dass wir hier Geschichte schreiben können", sagte der 54-Jährige auf der Abschlusspressekonferenz. "Auf diesem Kontinent haben immer die Südamerikaner dominiert. Wichtig ist, dass wir den Pott nach Hause bringen, aber es wäre eine Zusatzfreude, wenn wir die ersten Europäer wären, denen das gelingt."

Angst vor Hooligans aus dem Nachbarland

Doch noch ist es nicht soweit. Während die Gastgeber spätestens nach dem zweiten Treffer auseinandergebrochen sind, erwartet Löw gegen Argentinien, das nach 1986 und 1990 zum dritten Mal in einem Finale auf die DFB-Auswahl trifft, einen "unglaublichen Fight" mit einer "aggressiven Mannschaft", die dem DFB-Team "alle Probleme der Welt" bereiten wird.

Probleme anderer Art könnten die rund 800 Hooligans bereiten, die sich angeblich auf den Weg nach Rio gemacht haben. Wie die Onlineausgabe der argentinischen Zeitung "Olé" berichtet, ist es den berühmt berüchtigten Barra Bravas gelungen, an Tickets für das Finale zu gelangen.

Diese, frei übersetzt, "Wilde Horde" gilt als gut organisierte und gewaltbereite Fangruppierung, die mit Geldwäsche, Drogenhandel und Korruption großen Einfluss im argentinischen Fußball hat und Verbindungen in die höchsten politische Kreise besitzt.

Heimspiel für Argentinien?

Überhaupt kann sich die deutsche Mannschaft auf ein Auswärtsspiel gefasst machen. Zwar drücken die meisten Brasilianer dem Löw-Team die Daumen, doch im Stadion werden sie wohl kaum zu finden sein. Der Schwarzmarkt blüht und die Finaltickets werden nach dem Scheitern der Selecao vor allem an argentinische Fans weiterverkauft.

Die fallen derzeit wie ein Heuschreckenschwarm in Rio de Janeiro ein. Rund 100.000 Fans werden aus dem Nachbarland erwartet. Und so entwickelt sich gerade auf den Straßen und öffentlichen Plätzen ein kleiner Albtraum für die Cariocas, die Einwohner Rios.

Immer mehr dominieren die Farben des Landes, mit dem man in inniger Rivalität verbunden ist. Da am Wochenende die meisten Geschäfte ohnehin geschlossen haben und viele Städter den Weg an die Strände des Umlandes suchen, wirkt die Stadt leerer als sonst und die Farben der Albiceleste, der Weiß-Himmelblauen, haben noch leichteres Spiel, das Stadtbild zu bestimmen.

Da können auch die vielen grün-gelben Fähnchen an den Häuserwänden nichts daran ändern. Überhaupt hängen diese durch den Regen der vergangenen Tage matt herunter und wirken wie ein Sinnbild des brasilianischen Fußballs nach der epischen 1:7-Niederlage gegen Deutschland.

Regenfälle stören den Ablauf

Auch das Wetter ist beim zweiten Besuch des DFB-Teams in Rio anders. Während beim Viertelfinale gegen Frankreich die Sonne gebrannt und in der Mittagszeit für eine Hitzeschlacht gesorgt hatte, regnet es nun bereits seit Tagen in Rio. Zwar nicht durchgehend, aber wenn der Himmel seine Pforten öffnet, dann muss man gleich den bevorstehenden Weltuntergang fürchten.

So wurde auch das Abschlusstraining der Nationalmannschaft in das Stadion Sao Januario des Klubs Vasco da Gama verlegt, um den Rasen des Maracana zu schonen. Allmählich wird das Wetter besser, Lücken reißen auf, man sieht wieder etwas blauen Himmel und zum Spiel sind 25 Grad und Sonnenschein vorhergesagt.

Jede Menge Sympathiepunkte gesammelt

Doch mit dem Wetter ist es wie mit so vielen Dingen in Brasilien, es kommt meistens anders, als man denkt. Letztlich hat man genau zwei Möglichkeiten. Man regt sich auf und dreht irgendwann am Rad oder man gibt sich den Gegebenheiten hin und lässt sich auf den berühmten "Jeitinho" ein. Eine Art Synthese der Unvereinbarkeit. Der Brasilianer hat sie zur Kunst erhoben, Dinge, die unmöglich sind oder nicht funktionieren, irgendwie doch noch hinzubekommen.

Soweit wollen es die deutschen Spieler nicht kommen lassen. Sie dürften von Trainer Löw bestens vorbereitet sein. Wobei sie sich auf das Land und die Leute wirklich eingelassen haben. Im brasilianischen TV laufen Bilder von Bastian Schweinsteiger und Co. zusammen mit Einheimischen hoch und runter. Von anderen Nationen sah man solche Bilder nicht. Die deutsche Nationalmannschaft ist enorm beliebt in Brasilien, trotz oder sogar wegen des geschichtsträchtigen Halbfinals.

Schweinsteiger: "Müssen geduldig spielen"

Im letzten Spiel dieses Turniers dürfte Löw auf seine zuletzt so bewährte Elf vertrauen und keinerlei Änderungen im Vergleich zu den Spielen gegen Frankreich und Brasilien vornehmen. Bis auf Shkodran Mustafi sind alle Spieler fit.

"Wir spüren keinen Druck. Die Vorfreude ist groß", sagte Schweinsteiger am Vortag des größten Spiels seiner Karriere. "Wir müssen geduldig spielen. Wenn wir unsere Qualität auf den Platz bringen, dann werden wir auch eine Weltklasse-Mannschaft wie Argentinien schlagen können."

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