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Darum gewinnt Deutschland das WM-Finale 2014 gegen Argentinien


Darum werden wir Weltmeister
DFB-Team auf dem Höhepunkt der Schaffenskraft

Von t-online
Aktualisiert am 11.07.2014Lesedauer: 3 Min.
Schweinsteiger (li.) und Khedira ziehen im Mittelfeld gemeinsam die Fäden.Vergrößern des Bildes
Schweinsteiger (li.) und Khedira ziehen im Mittelfeld gemeinsam die Fäden. (Quelle: Jan Huebner/imago-images-bilder)

Aus Santo André (Brasilien) berichtet Thomas Tamberg

Hin und wieder liegt er da. Mitten auf der Straße, die um das Dorf Santo André herumführt. Der kleine Hund. Eine Promenaden-Mischung mit deutlichem Terrier-Einschlag. Von der Fähre kommend muss man an ihm vorbei, wenn man die Pressekonferenzen der deutschen Nationalmannschaft besuchen will. Dann rollt immer gleich eine ganze Wagenkolonne auf den kleinen Vierbeiner zu. Doch der bewegt sich keinen Millimeter und zwingt ein Auto nach dem anderen dazu, abzubremsen und einen Bogen um ihn zu fahren. Er ist der coolste Hund von Santo André.

Seine Coolness scheint ansteckend zu sein. Denn gleich in der Nähe, im Campo Bahia, da hängen ebenso abgezockte Gestalten rum. Zumindest ist das der Eindruck, den derzeit Joachim Löw, sein Trainerstab und die Nationalspieler hinterlassen. Selten zuvor hat man eine so selbstbewusste Mannschaft erlebt, die dazu auch noch keinerlei Anzeichen von Selbstüberschätzung von sich gibt.

Stetig gesteigert

Es gibt allen Grund am Sonntag mit breiter Brust in das Finale gegen Argentinien zu gehen (ab 20.45 Uhr im t-online.de Live-Ticker). Die deutsche Mannschaft hat wieder einmal bewiesen, dass sie eine großartige Turnier-Mannschaft ist. "Wichtig ist, dass sich das Team steigert", hatte Bundestrainer Joachim Löw bereits ganz am Anfang betont. Und so kam es: Im Halbfinale gegen Brasilien lieferte sie ihr Meisterstück ab.

Dieser Sieg machte das Team automatisch zum Favoriten im Finale. "Die Rolle werden wir nicht mehr los", sagte Thomas Müller. Doch das stört ihn und seine Mitstreiter keineswegs. Im Finale wolle man versuchen, noch einen draufzusetzen, sagte Jerome Boateng. Zwar könne man sich im Endspiel für den Sieg gegen den Gastgeber auch nichts kaufen, sagten die Protagonisten unisono, doch das Selbstbewusstsein aus dem Jahrhundertspiel gegen Brasilien nehmen sie natürlich mit.

Enorme Fitness

Verlassen können sich die Löw-Schützlinge auch auf ihre Fitness. Von allen vier Halbfinalisten legten die DFB-Kicker im Schnitt die meisten Kilometer zurück. Philipp Lahm und Co. liefen zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich fast sechs Kilometer mehr pro Partie als Argentinien. Und im Gegensatz zu anderen Teams scheinen die Deutschen immer noch eine Schippe drauflegen zu können.

Bestes Beispiel ist das Duo Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger. Am Anfang teilten sich die beiden Rekonvaleszenten ihren Job, mittlerweile ziehen sie gemeinsam im Mittelfeld die Fäden und werden immer fitter, anstatt immer müder. Dadurch war es Löw möglich, Lahm wieder als rechten Außenverteidiger aufzubieten und seine WM-Formation zu finden.

Plötzlich taucht der ewige Miroslav wieder auf und trifft

Stratege Schweinsteiger und Offensiv-Bulle Khedira bilden mit dem derzeit in der Form seines Lebens befindlichen Toni Kroos das Herzstück der deutschen Mannschaft. Und vorne tauchte nach anfänglichem Bankdrücken plötzlich wieder der gute alte Miroslav Klose auf, dessen Name in Südamerika Angst und Schrecken verbreitet. Der 36-Jährige denkt derweil noch gar nicht ans Karriereende. "Ich kann leider noch", sagte er mit einem Schmunzeln. Er werde seinen Kadaver noch ein bisschen über die Fußballplätze schleppen.

Nicht nur er profitiert von einer Stärke, die unter Löw eigentlich schon zu den Akten gelegt worden ist. Doch dank der Analyse von Löws Strategie-Flüsterer Urs Siegenthaler übten die Nationalspieler wieder verstärkt Standardsituationen. Ein Drittel ihrer Treffer erzielten sie nach ruhenden Bällen.

Neuer bester Keeper des Turniers

Doch wer Weltmeister werden will, braucht vor allem auch einen guten Torhüter. Und da kann Manuel Neuer keiner das Wasser reichen. Er ist der mit Abstand kompletteste Keeper der Welt, das hat er hier in Brasilien mehrfach unter Beweis gestellt. Auch Neuer ist in einer absoluten Topverfassung. So einen Fels im Rücken zu haben, verleiht jeder Mannschaft enorme Sicherheit.

Obendrein ist die Nationalmannschaft physisch wie psychisch voll auf der Höhe. Bis auf Shkodran Mustafi kann Löw darüber hinaus auf alle Spieler zurückgreifen. Auch der am Knie angeschlagene Mats Hummels hat sich wieder im Training zurückgemeldet.

Der Geist von Campo Bahia

Hinzu kommt ein außergewöhnlicher Zusammenhalt. Dazu hat vor allem auch das Campo Bahia beigetragen. "Hier wurde ein Teamgeist entwickelt, der uns gut getan hat und der uns so weit gebracht hat", sagte Benedikt Höwedes.

Und es gibt noch zwei Dinge, die wichtig sind, will man am Ende den Pokal in den Händen halten. Die deutsche Mannschaft ist enorm erfahren. Weit über 700 Länderspiele standen gegen Frankreich und Brasilien jeweils in der Startformation. Und auch die Sterne scheinen günstig zustehen, glaubt man Klose. "Wir sind einfach wieder dran."

Sich selbst vertrauen

Es sieht also gut aus mit dem Gewinn des vierten Weltmeistertitels. "Wenn wir all unsere Stärken tatsächlich abrufen können", betonen alle Beteiligten immer wieder, werde man am Ende als Sieger vom Platz gehen.

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