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WM-Finale 2014: Nationalmannschaft droht die Psychofalle


Die Folgen der Brasilien-Gala
Vorsicht Psychofalle! Der stille Feind der DFB-Stars

Von t-online
Aktualisiert am 10.07.2014Lesedauer: 3 Min.
Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos und Thomas MüllerVergrößern des Bildes
Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos und Thomas Müller (v. li.) haben den WM-Titel ins Auge gefasst. (Quelle: Gribaudi/Sportimage/imago-images-bilder)

Aus Santo André berichtet Thomas Tamberg

Sie konnten noch so sehr versuchen, möglichst gleichgültig dreinzublicken. Es gelang ihnen nicht. Als die deutschen Nationalspieler nach dem historischen 7:1-Sieg im WM-Halbfinale gegen Brasilien aus der Kabine kamen und sich den Weg durch die versammelte Medienschar Richtung Mannschaftsbus bahnten, konnte man den Stolz über die eigene Leistung in ihren Gesichtern ablesen. Doch auch wenn die DFB-Kicker gerade ein Jahrhundertspiel abgeliefert hatten, Weltmeister sind sie noch nicht. Dazu fehlt noch ein Sieg.

Aber die DFB-Elf hat nicht irgendwie das Endspiel am 13. Juli erreicht, sondern mit einer Performance, die die Fußball-Welt aus den Angeln gehoben hat. Wie gehen Philipp Lahm und Co. damit jetzt um, welche Auswirkungen hat das epische Werk von Belo Horizonte für das Endspiel in Rio de Janeiro?

Bloß keine Selbstzufriedenheit aufkommen lassen

Die Gefahr besteht darin, dass sich ein Tick Selbstzufriedenheit einschleicht, da man bereits tatsächlich etwas Großes erreicht hat. Über dieses Gefühl hinaus kann man schon mal schnell das Hauptziel aus dem Fokus verlieren, warum man eigentlich die Reise nach Südamerika angetreten hat. Schließlich lautet der Auftrag nicht, Brasilien eine Jahrhundertklatsche zu verpassen. Vielmehr möchte die DFB-Elf den vierten Stern auf der Brust, der Weltmeistertitel soll es sein.

Es wird die große Kunst von Bundestrainer Löw sowie seinem gesamten Betreuerstab um Psychologe Hans-Dieter Hermann sein, dieses kleine Teufelchen Selbstzufriedenheit, das sich im Hinterkopf festsetzen könnte, möglichst schnell zum Schweigen zu bringen. Denn auf dem Niveau eines WM-Endspiels werden am Ende Kleinigkeiten entscheiden. Ein paar Prozent Leichtsinn im falschen Moment und der große Traum ist geplatzt.

Am Sonntag soll richtige Geschichte geschrieben werden

Allerdings hatte man bei den deutschen Spielern das Gefühl, dass sie sich der besonderen Situation bewusst sind. "Wir können stolz sein", sagte Jerome Boateng nach der Partie gegen den Gastgeber, doch der Verteidiger brachte es schnell auf den Punkt. "Mich interessiert nicht, dass wir gegen Brasilien Geschichte geschrieben haben, wir wollen am Sonntag Geschichte schreiben." Dann trifft man im Finale auf Argentinien.

Eine vortreffliche Analyse zog wieder einmal Thomas Müller. Das scheint auch mittlerweile sein neues Hobby zu sein. Manuel Neuer verriet kürzlich, dass Müller alle Berichte zur Nationalelf im Internet nachlesen würde, damit er überall mitreden könne. „Die Presse wird sich nicht nur in Deutschland mit Lobeshymnen überschlagen, was auch gerechtfertigt ist“, sagte der Torjäger und fügte in seiner speziellen Art schnell hinterher: "Es wird uns allerdings nichts helfen. Am Sonntag steht es wieder 0:0."

Müllers treffliche Analysen

Das Team scheint den Erfolg richtig einordnen zu können. "Im Moment hat uns das 7:1 nichts gebracht, außer dass wir eine Runde weiter sind", sagte Müller und hielt den Medien in Erinnerung an die Kritik nach dem Algerien-Spiel süffisant den Spiegel vor. "Vom Untergang zum Favoriten im Finale. Das geht ganz schnell bei euch."

Allerdings ist nicht nur dem 24-Jährigen Goalgetter klar, dass man die Favoritenrolle jetzt nicht mehr loswerden wird. Eine Ausgangssituation, die dieser Mannschaft nicht sonderlich behagt. Sie war immer dann am besten, wenn die Erwartungshaltung nicht ganz so hochgeschraubt wurde.

Niersbach: "Der vierte Titel soll her"

Das ist nach diesem Ergebnis natürlich kaum möglich. Schon gar nicht, wenn ausgerechnet DFB-Präsident Wolfgang Niersbach die Vorreiterrolle übernimmt. "Das war Fußball von einem anderen Stern. Jetzt wollen wir aber den nächsten Schritt machen. Der vierte Titel soll her", sagte der 63-Jährige.

Torwart Neuer trat daher mit voller Wucht auf die Bremse. "Wir dürfen uns nicht blenden lassen. Wir wissen, dass wir noch nichts erreicht haben. Wir müssen Ruhe bewahren und dürfen nicht zu euphorisch sein."

Kroos hat ein gutes Gefühl

Toni Kroos, der bis jetzt ein überragendes Turnier spielt, ist sich allerdings sicher, dass die Mannschaft erfahren genug ist, um sich nicht kurz vor dem großen Ziel selbst im Weg zu stehen. "Mein Gefühl sagt mir, dass es kein Problem ist. Wir sind noch nicht Weltmeister und haben unser Ziel noch nicht erreicht. Einen Schritt müssen wir noch gehen.“

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