"Bin sehr stolz auf mich" Huntelaar wird vom WM-Touristen zum Helden
So schnell kann es gehen: Klaas-Jan Huntelaar hat die Niederlande ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft 2014 geschossen. Dabei spielte der Schalker-Angreifer in der Vorrunde bei Oranje-Coach Louis van Gaal keine Rolle und war nicht zu einem einzigen Einsatz gekommen. Der Stürmer stand klar im Schatten der Superstars Arjen Robben und Robin van Persie,
Nun traf der "Hunter" als Joker in der Nachspielzeit per Elfmeter zum 2:1-Erfolg der Niederlande gegen Mexiko. Zuvor hatte er bereits das 1:1 durch Wesley Sneijder (88. Minute) vorbereitet.
Lob von van Gaal
"Ich bin sehr stolz auf mich. Es war nicht leicht, immer positiv zu bleiben", sagte der überglückliche Huntelaar. "Klaas ist sehr cool. Das war ein exzellenter Job", lobte van Gaal.
Trotzdem droht Huntelaar im Viertelfinale gegen Costa Rica wieder die Bank. "Van Persie war ein taktischer Wechsel", sagte van Gaal. Der Kapitän der Niederlande ist gegen die Zentralamerikaner für die Startelf gesetzt. Der Angreifer von Manchester United war in der 76. Minute für Huntelaar ausgewechselt worden.
Robben überlässt Huntelaar den Elfer
An Huntelaars "Wiederauferstehung" hatte auch Robben seinen Anteil. Der Bayern-Star holte in der Nachspielzeit nicht nur den Elfmeter zum 2:1 clever heraus, er überließ auch seinem Bundesliga-Kollegen die Ausführung. "Normalerweise will ich so einen Ball schießen", sagte Robben, "aber als Kapitän muss man die Aufgaben auch verteilen."
Huntelaar, der für Schalke vier seiner letzten sechs Elfmeter verschossen hatte, verwandelte eiskalt - auch, weil er kurz vor seiner Einwechslung noch auf die Toilette gerannt war. "Dann war der Druck weg", sagte er in der ARD mit einem Augenzwinkern.
Van Gaal und seine "goldene Einwechslung"
Bondscoach van Gaal sah sich indes selbst als Matchwinner. Der künftige Trainer von Manchester United sprach von einer "goldenen Einwechslung", und in der zweiten Trinkpause, die Schiedsrichter Pedro Proenca den hitzegeplagten Spielern gönnte, "habe ich Plan B ausführen lassen. Er hat funktioniert."
Van Gaals taktischer Schachzug war in der Tat meisterlich. Er beorderte Huntelaar und Dirk Kuyt, der auf der linken Mittelfeldseite begonnnen hatte, in die Spitze nahe ans Tor. Wesley Sneijder sollte im Hintergrund auf Bälle lauern. Das zahlte sich in der 88. Minute aus: Huntelaar legte per Kopf ab, Sneijder hämmert den Ball zum Ausgleich ins Netz.
"Gekämpft wie orangene Löwen"
"Van Gaal hat uns auf alle Situationen vorbereitet, auch auf dieses Szenario", sagte Kuyt nach dem Spiel und schwärmte: "Wir haben gekämpft wie orangene Löwen." Für den Profi von Fenerbahce Istanbul war die Partie nicht nur wegen seines 100. Länderspiels (als siebter Oranje-Spieler) emotional: "Heute vor sieben Jahren ist mein Vater gestorben. Es war ein besonderer Tag."
Robben sorgt für Diskussionsstoff
Robben hatte indes auch ein schlechtes Gewissen, weil er in der ersten Halbzeit versucht hatte, einen Elfmeter zu schinden: "Das war eine Schwalbe und dumm von mir." Die Mexikaner regten sich aber eher über die Szene vor dem 1:2 auf, bei der Schiedsrichter Proenca ein Foul von Kapitän Rafael Marquez an Robben im Strafraum geahndet hat. "Er hat uns aus der WM geworfen", wetterte Trainer Miguel Herrera und kritisierte die Ansetzung des Portugiesen durch die FIFA: "Wenn ein Schiedsrichter vom Kontinentalverband des Gegners aufläuft, dann muss man das hinterfragen."
Den wackeren Mexikanern ereilte am Ende wieder der Achtelfinal-Fluch. Zum sechsten Mal in Folge war für El Tri in der ersten K.o.-Runde Endstation. Für Hector Moreno war das Aus doppelt schmerzvoll. Beim Verteidiger, der sich bei einem Zweikampf mit Robben verletzt hatte, wurde im Krankenhaus ein Bruch des linken Schienbeins festgestellt.